Eine Zuflucht aus Rosen
absoluten, allumfassenden Macht, die ein Mann über eine Frau haben konnte. Faszination und ein erregendes Bedürfnis, tief in ihr drinnen, ihn näher kennen zu lernen, hatten sich still und leise davor geschoben. Und Madelyne befürchtete, dass es um sie geschehen war.
Ihre Hand zitterte, als sie sich an das flattrige Gefühl erinnerte, wie sie in seiner festen Umarmung gesessen hatte, als das Pferd sie in einem perfekten Rhythmus gegen ihn prallen ließ, bis sie sich gezwungen hatte recht unbequem kerzengerade zu sitzen. Der Geruch von Leder und die ungewohnten Gerüche von Mann, von Schweiß und Pferd und sauberem Kettenhemd, spukten ihr noch in der Erinnerung herum, genau wie das Bild seiner starken, gebräunten Arme, die vor ihr die Zügel hielten.
Madelyne tat da einen tiefen, zittrigen Atemzug. Sie durfte solche Gefühle nicht zulassen. Jedes Gefühl für diesen Mann war nichts weiter als ihre eigene Schuld und war gewiss nichts weiter als ein schwacher Rammbock, gegen diese Steinmauer von arrogantem, gefühlskaltem Mann.
„Was für eine Sünde könnt Ihr denn heute begangen haben, die Euch zu dieser Stunde noch hierher führt?“
Madelyne drehte ruckartig ihren Kopf um. Im selben Moment, als das Herz ihr bis in den Hals hoch rutschte. Es war, als hätten ihre Gedanken den Mann herbeibeschworen, und jetzt stand er auf der Türschwelle zur Kapelle. Der Leib zitterte ihr noch von dem Schreck und ihr Magen verdrehte sich vor Gewissensbissen, derart in Gedanken an ihn versunken ertappt worden zu sein, als sie mit langsamen, bedächtigen Bewegungen wieder auf die Füße kam.
„Sünde?“, fragte sie ruhig, wobei sie ihre Hände in den Ärmeln ihres Gewands verschwinden ließ, um das Zittern zu verbergen. „Nein, es war keine Sünde, wegen der ich hier mit Gott Zwiesprache hielt“, log sie und machte sich gleich im Geiste einen Vermerk, dass sie nun einen weiteren Grund hatte bald einen Beichtstuhl aufzusuchen. „Es war für die Seelen von Männern wie Euch, welche die Herzen und das Leben eines Soldaten haben und die nur für Blutvergießen und Macht leben und die das Leben anderer ohne einen weiteren Gedanken zerstören.“ Die kühnen und ungeschminkten Worte kamen ohne nachzudenken über ihre Lippen, fassten ihre Situation zusammen, mit dem Ziel gelassen und ruhig zu erscheinen. Aber als sie sah, wie er erbleichte, begriff sie, dass sie ihn damit geschlagen hatte, als wäre es mit eben jenem Schwert gewesen, das er am Gürtel trug.
Sein Gesicht wurde hart und in dem flackernden Licht der Kapelle wurde es zu Stein, gleich einer unheilbringenden Maske, und für einen kurzen Augenblick verspürte sie Angst. Aber dann erkannte sie den Schmerz hinter der Kälte seiner Augen und sie schloss ihre Augen kurz, als ihre Angst sich legte.
„Oh, Mylady – Schwester – es war durchaus mit Vorbedacht, dass ich kam, um Euch aus dem Kloster zu holen. Es war nach langem Nachdenken, dass ich mich entschied Euer Leben ... zu zerstören, wie Ihr es so geradheraus genannt habt.“
„Es war nicht mein Wunsch Euch zu beleidigen, Mylord“, sprach sie rasch. Angesichts seiner offensichtlichen Kränkung war sie außerstande diese ehrliche Reaktion für sich zu behalten. „Ich bete ehrlich und aufrichtig für Eure Seele. Und für andere wie Euch.“
Ein bitteres Lachen zerriss da die Stille. „In der Tat, meine Seele bedarf wirklich dringend solcher Aufmerksamkeit.“
Er trat auf sie zu und sie musste sich ganz bewusst zwingen nicht zurückzuweichen. „Nun, Mylady – Schwester Madelyne – wir werden mit der Sonne aufstehen und dann bald aufsitzen, und ich werde nicht so gastfreundlich sein, wie mein Mann Clem zu Eurer Zofe war, solltet Ihr vor Erschöpfung zusammenbrechen. Es ist Zeit, dass Ihr in Euer Bett zurückkehrt.“ Er betrachtete sie genau. „Und wandert nicht des Nachts alleine herum, außer Ihr wünscht Euch in einer Lage wiederzufinden, die etwas mehr Schutz als den einer Kapelle erfordert.“
Die Bedeutung seiner Worte dämmerte ihr und sie blickte ihn schockiert an. „Aber Mylord, Eure Männer würden nicht–“
„Nur ein Narr würde meinen zu wissen, was ein Mann tun oder nicht tun würde, insbesondere, wenn ihm eine schöne Frau über den Weg läuft.“
Madelynes Herz hämmerte in einem wildem Rhythmus und fand dann wieder seinen Takt. Sie wusste: Er meinte es nicht wirklich, dass sie eine schöne Frau sei. Er wollte sie nur wegen ihrer Unachtsamkeit warnen. Und in der Tat, es war töricht
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