Eine Zuflucht aus Rosen
verzog sich bitter und er schob sein Kinn unwirsch vor, als er sich erinnerte, wie es sich anfühlte, ein betrogener Ehemann zu sein. Es war nicht allzu schwer sich vorzustellen, wie ein Mann dadurch zur Weißglut getrieben wurde und er seine Frau schlug.
Aber wie waren sie in das Kloster gelangt und was war mit der Mutter?
Er beugte sich erneut vor, um bei all dem Lärm der donnernden Hufe und den überschwänglichen Gesprächen der Männer zu ihr zu sprechen. Ihr Schleier schlug ihm wieder ins Gesicht und er hatte das Bedürfnis ihr diesen vom Kopf zu reißen, so dass er wieder klar sehen konnte ... damit er die Farbe ihres Haares sehen konnte.
Gavin rückte wieder nach hinten, richtete sich auf, ohne seine Frage zu stellen. Die Farbe ihres Haares ? Von wo war dieser Gedanke denn aufgetaucht?
Dann – als hätte jene abwegige Vorstellung ein Tor zu einem neuen Bewusstsein geöffnet – wurde er sich gewahr, dass ihr runder Hintern sich genau zwischen seinen Beinen wiegte ... und dass ihre Brüste sich mit dem Rhythmus ihres Atems hoben und senkten, gerade dort, wo seine Arme ihren schlanken Körper umschmiegten ... und wenn er eines seiner Beine verrücken würde, würde es ihre Schenkel streifen.
Jesù , die Frau war eine Nonne! Er verzog das Gesicht zu einer finsteren Grimasse, verärgert über seine etwas sprunghaften Gedanken, und sprach Lady Madelyne – Schwester Madelyne, das merkte er sich besser gleich – erst dann an. Dieses Mal, ohne sich nach vorne zu beugen. „Und Eure Mutter? Was geschah mit ihr?“
„Mama starb an einem Fieber im zweiten Herbst nach unserer Ankunft in der Abtei.“ Er spürte eine ganz kleine Bewegung bei ihr. Eine Anspannung, fast nicht spürbar.
„Wohin reiten wir?“ Madelynes Frage, die ersten Worte von ihr an ihn, die ohne Aufforderung ausgesprochen wurden, waren so unerwartet, dass er antwortete, ohne darüber nachzudenken, warum sie das Thema wechselte.
„Wir sind eine Tagesreise von meinen Ländereien bei Mal Verne entfernt. Heute werden wir in einem Kloster in York nächtigen.“ Obwohl er den Namen des Königs benutzt hatte, um Madelyne deutlich zu machen, wie wichtig ihr Gehorsam war, beabsichtigte Gavin nicht, sogleich an Heinrichs Seite zu eilen. Obendrein hatte der König beschlossen Westminster in eben jener Woche zu verlassen, in der Gavin aufgebrochen war. Da er wusste, wie schnell der königliche Tross reiste und oftmals auch sehr unerwartet, wusste Gavin auch, dass es raschere Wirkung zeitigte, Heinrich eine Nachricht zukommen zu lassen und seine Anweisungen abzuwarten, anstatt zu versuchen ihn aufzuspüren. Und gleichwohl: Er war schon seit fast fünf Monden nicht mehr auf Mal Verne gewesen und es wahr wirklich höchste Zeit, dass er für zwei oder drei Wochen dort verbliebe, um zu sehen, wie es seinem Truchsess erging.
„Werden wir bald dort eintreffen? Ich fürchte, meine Zofe ermüdet die Reise etwas.“ Madelyne zeigte mit einer schwarz verfärbten Hand zu dem Paar, das auf dem Schlachtross genau vor ihnen ritt.
Gavin sah hin und sah, dass die junge Frau namens Patricka in Clems Armen zu einer Seite hin gesackt war und dass es für ihn ebenso ungemütlich aussah wie für sie. Er trieb Rule mit den Knien vorwärts und als er sich ihnen näherte, rief er zu seinem Ritter hinüber. „Wünscht Ihr, sie für ein Weilchen jemand anderem zu übergeben?“ Er schaute sich die junge Frau etwas genauer an, deren Gesicht nach oben zeigte und deren Hals an Clems breitem Arm nestelte.
Patrickas rundes, fröhliches Gesicht war im Schlaf ganz gelöst und ihre Apfelbäckchen ruckelten leicht mit jedem Schritt des Hengstes. Ihre Lippen, zu einem rosa Schmollen wie eine Beere geschürzt, waren gerade so weit geöffnet, dass ein leises Schnarchen daraus entschlüpfte, und ihre vorwitzige Nase blähte sich mit jedem ihrer hörbaren Atemzüge.
„Nicht doch, Mylord. Es besteht kein Grund die Zofe zu wecken.“ Clem antwortete ihm mit einem entrüsteten Unterton, als ob seine Eitelkeit von Gavins Vorschlag gekränkt worden wäre, er könne womöglich mit der jungen Frau nicht zurecht kommen.
„Wie Ihr wünscht.“ Gavin hob eine Augenbraue an, aber enthielt sich weiterer Bemerkungen. „Das Kloster liegt keine halbe Wegstunde vor uns und schon bald werden wir unser Nachtlager vorfinden.“
* * *
Madelyne zwang ihre steifen Beine dazu, sich zu bewegen. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals solche Schmerzen verspürt zu haben wie jetzt, nachdem sie den
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