Eine Zuflucht aus Rosen
Gavin roch kurz, runzelte die Stirn und lenkte seine Blick dann auf das Dorf unten.
Dort, wo die Dunkelheit nur schemenhaft graue Umrisse der Häuser und Hütten erkennen lassen sollte, flackerte ein gelber Widerschein auf der Westseite der Ansiedlung.
* * *
Als Gavin endlich im Dorf anlangte, hatten sich große Menschenmengen von Bauern und Soldaten in den Straßen versammelt. Drei der Häuser brannten lichterloh und Funken und Flammen sprangen und hüpften mit einer solchen Lust auf den Windböen daher, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis weitere Gebäude Feuer fingen. Auch wenn die Dämmerung den Himmel schon mit natürlichem Licht hell verfärbte, tanzten spukhafte Schatten über die Gesichter der Frauen und Kinder, die zur einen Seite der Straße standen und zusahen, wie die Männer Eimer um Eimer Wasser auf die Flammen warfen.
Ruß und schwarzer Rauch stiegen in dichten Wirbeln von den Gebäuden hoch, mischten sich mit der feuchten Luft und erstickten die Leute dort fast, ebenso wie die Männer im Feuereinsatz. Gavin schob sich rasch durch die Trauben von Menschen, um in der Nähe der Feuersbrunst zu seinen Männern zu stoßen und rasch einen Platz vorne an einer Linie einzunehmen, wo man Ledereimer zwischen Haus und Dorfbrunnen hin und her wandern ließ.
Clem stand neben ihm, reichte ihm Eimer um überlaufenden Eimer. Er wischte sich mit einem stämmigen Arm über das verschwitzte Gesicht und schmierte sich dabei schwarze Asche auf Wange und Schläfe.
„Es war der Blitz, der in das Haus dort einschlug“, erzählte er Gavin, als er mit einer raschen Drehung einen vollen Eimer mitten in den Bauch seines Herrn reinschob. Er drehte sich um, um noch einen zu holen, wirbelte dann wieder herum, um den leeren entgegenzunehmen und den vollen weiterzureichen. „Es muss schon eine ganze Weile unter dem Dach gebrannt haben, ansonsten–“, er drehte sich wieder weg, dann wieder zurück, „hätte der Regen es schon gelöscht.“
Gavin grunzte zustimmend und verkniff sich zu sagen, dass die Kürze des Unwetters, so wüst wie es gewesen war, wahrscheinlich dazu beigetragen hatte. Die mit Reed gedeckten Dächer der Bauernhäuser waren besonders anfällig für solche Gefahren. Es war in diesem Dorf mehr als einmal geschehen: Der Blitz war eingeschlagen, durch das Dach hindurch in ein Haus hinein und setzte das Innere in Brand, bevor irgendjemand es bemerkte.
„Sind alle sicher ins Freie gelangt?“, fragte er Clem, als er diesem einen leeren Eimer in die Hand klatschte.
„Doch, ich glaube schon ... obwohl –“ Er drehte sich wieder weg, als Gavin sich dem Feuer zuwandte, in dem Rhythmus, den sie gefunden hatten. Dann drehten sie sich einander wieder zu. „Robert der Küfer hat sich übel verbrannt.“
Ein Wind kam da plötzlich auf, blies Asche und Rauch in wilden Wolken mitten in die Gesichter der Männer in der Feuerkette. Gavin duckte sich, hielt einen Arm hoch, um den schwarzen Nebel abzuwehren. Etwas brannte ihm schlimm an der Schulter und er klatschte mit der Hand auf die Stelle, um die Funken wegzuwischen, die auf seiner nackten Haut gelandet waren. Er verfluchte sich, dass er vergessen hatte, sich ein Sherte anzuziehen, bevor er den Wohnturm verlassen hatte, aber jetzt war keine Zeit innezuhalten.
„Hierher!“ Eine Stimme schrie und die Menge der Feuermänner stolperte, trat ein paar Schritte weg, in eine andere Richtung, um dem Wind aus dem Weg zu gehen.
Neue Eimer kamen immer wieder nach, aber der Wind ließ nicht zu, dass man hier einen Vorsprung bekam. Bald schon fielen die Wände des ersten Gebäudes in sich zusammen und schickten eine Fontäne von Funken und Asche hoch.
Ein Sprühregen orangener Kohle ergoss sich über Gavin und stach wie winzige Nadeln, ohne dass er die Zeit gehabt hätte diese wegzuwischen. Ein viertes Gebäude fing bereits an zu rauchen, dort in der Heu-ähnlichen Dachbedeckung.
Mit einem Schrei, der schon rau geworden war wegen der rußigen Luft, zeigte Gavin auf die Rauchsäule, die aus dem Gebäude kam. Er machte zwei von den Linien der Eimerketten Zeichen, dass sie sich um diese neue Gefahr kümmern sollten. Dann – mit einem raschen Nicken zu Clem – verließ er seine eigene Position und ging auf die Ansammlung von Frauen und Kindern zu.
Während er auf die Frau des Hufschmieds zeigte, sagte er, „du, Sally, nimm dir alle Kinder, die alt genug sind, und alle Frauen, die nicht für die Beaufsichtigung der Kleinen nötig sind, und werft Wasser auf dieses
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