Eine Zuflucht aus Rosen
sprechen möge, ihn führen möge.
Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er versuchte so sehr ... so sehr der Mann zu sein, zu dem Gott ihn auserwählt hatte. Sein Schicksal zu erfüllen. Alles zu sein, was Gott von ihm verlangte. Ein Tropfen fiel auf den Boden, befeuchtete den Dreck unten und versickert dann zu nichts.
Als er schließlich aufblickte, sah er eine schemenhafte Bewegung in der Türöffnung – das Aufblähen eines Rockes, der vorüberflatterte. „Hey da! Weib!“, rief er, auf einmal durstig ... und ausgehungert.
Der Rock blieb stehen und erschien wieder im Türrahmen und mit ihm erschien auch ein ansehnliches Weib in einem tief ausgeschnittenen, aber etwas verschmutzten Mieder. Sie spazierte ins Zimmer hinein. Offensichtlich wusste sie nichts von seinem heiligen Zorn wenige Momente zuvor oder sie empfand keine Angst, jetzt da dieser abgeklungen war.
„Mylord, was kann ich denn für Se tun?“ Sie schenkte ihm ein kokettes Lächeln und als sie neben seinem Tisch stehen blieb, bot sie ihm einen tiefen und überaus vorteilhaften Einblick in ihren Ausschnitt.
Die prallen Rundungen ihres nach oben geschnürten Busens drohten aus dem engen Mieder zu fallen und er sah, wie sie mit jeder ihrer Bewegungen erzitterten.
Und er wusste es.
Gott hatte sein Flehen erhört. Hier war seine Strafe. „Komm her, Liebchen“, lud er sie mit seiner weichen, vollen Stimme ein. Er lächelte.
Sie beugte sich vor und mit seinen Blicken auf ihrem Ausschnitt streckte er einen langen Finger, um ihn ihr in die tiefe Falte zwischen den Rundungen zu schieben. Sie ließ zu, dass er seine Hand runtergleiten ließ, um eine schwere Halbkugel zu umfassen, und seufzte und lächelte dabei, wie alle Huren ... wie Nicola es getan hatte und auch Retna.
„Aaah, Mylord, ich versteh’, wonach es Euch verlangt.“ Sie grinste, wobei sie drei Lücken sehen ließ, wo mal Zähne gewesen waren, und kam um den Tisch herum, an seine Seite. „Mit solchen Händen, wie Ihr sie habt, kann ich schon auf die Lust wetten, die Ihr mir bereitet. Und jetzt, lasst uns sehen, womit wir noch arbeiten werden.“
„Fürwahr ... lasst uns ans Werk gehen.“ Fantin bereitete es kein ausgesprochenes Vergnügen, mit der schmutzigen Dirne das Lager zu teilen ... aber es war Gottes Wille und, um ehrlich zu sein, seine Lust brannte schon, hier unter diesem Tisch. Nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, würde er Buße tun und die Strafe vollziehen, die Gott vorgesehen hatte ... für ihn und auch für die Frau.
* * *
Gavin schmerzte der Kiefer. Seine Zähne knirschten in einem fort, bildeten einen etwas hässlichen Kontrapunkt zum sicheren Rhythmus von Rules Trab, während er seine Gedanken auf die Straße vor sich konzentrierte – und über den dunklen Kopf hinweg blickte, der unter seinem Kinn wippte und einen schwachen Duft von etwas Blumigen in seine Nase schweben ließ.
Er weigerte sich an die Dichte, das Leuchten von jenem freigelegten Zopf zu denken oder sich zuzugeben, dass er mit einer Bewegung seiner Arme an ihren Rippen entlang streifen würde. Stattdessen konzentrierte er sich auf das, was er anstelle der Jagd auf Hirsche im Wald hätte tun sollen: Madelyne de Belgrume sicher am Hofe Heinrichs abzuliefern.
Er würde sich nicht gestatten von der Erinnerung an jene vollen Lippen unter den seinen abgelenkt zu werden, und von der Art, wie ihre Augenlider sich langsam über den schimmernden, grauen Augen geschlossen hatten und sich dabei dichte schwarze Wimpern wie Fächer über ihre hellen Wangen legten.
Ein Schaft der Lust schoss ihm da durch den Unterleib und einen Moment lang war er hilflos angesichts der Erinnerung an ihre weichen Kurven, die sich an ihn pressten, und an das zaghafte Gleiten ihrer Zunge an seiner. Fürwahr, er hatte in seinem Leben schon seinen Anteil an Sünden begangen ... aber das hier war sicherlich eine zu harte Strafe, selbst für all seine Sünden.
Peinlich berührt setzte er sich im Sattel auf und biss dann wieder die Zähne zusammen, als ihn diese Bewegung in Berührung mit Madelynes kerzengerade aufgerichtetem Rücken brachte. Sie war schweigsamer als sonst gewesen, hatte den Kopf rasch gesenkt, wann immer sie ihm begegnete, an dem einen Tag, den sie auf Burg Prentiss verbracht hatten. Und jetzt, wo sie wieder unterwegs waren, waren sie und Patricka unter sich geblieben, wann immer sie nicht im Sattel saßen. Das bisschen Temperament, das Madelyne seit Verlassen des Klosters an den Tag gelegt hatte, war
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