Eine Zuflucht aus Rosen
drehte er sich um und bellte drei Pagen in der Nähe Order zu. „Lasst seine Majestät wissen, dass der Lord von Mal Verne eingetroffen ist“, befahl er einem jungen Knaben. Zu einem anderen sagte er, „sorgt dafür, dass für die Lady Madelyne de Belgrume eine Unterkunft in der Nähe der Gemächer der Hofdamen bereitgestellt wird – auf Befehl des Lord von Mal Verne.“ Und zu dem Dritten sagte er noch, „schickt der Lady Judith Kentworth Kunde, dass Lord Mal Verne eingetroffen ist. Ich will sie sofort sehen.“
Er drehte sich wieder zu Madelyne und indem er seine Hände um ihre Taille legte, hob er sie mit einer fließenden Bewegung aus dem Sattel hoch und auf den Boden runter. Während sie sich noch fragte, wer Judith von Kentworth war. Bevor sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, hatte er sich schon Clem zugewandt und erteilte knappe Befehle wegen der Versorgung der Pferde, der Zustellung des Gepäcks, das ihnen folgte, und der Unterbringung der Männer.
Madelyne stand nur daneben und beobachtete ihn – das Gesicht angespannt und gleich einem Falken, sein dichtes, dunkles Haar, durch das der Wind fuhr, seine straffe Körperhaltung ein einziges Befehlen. Das war der Gavin, den sie zuerst erlebt hatte – der schroffe, verschlossene Mann ohne den Hauch von Humor oder Weichheit an seiner Person. Sie hatte vielleicht einmal geglaubt, dass es nur eine Schale gewesen war, die in jenen Tagen auf Mal Verne aufzubrechen begann, aber jetzt schien es, dass sie hier falsch lag. Jener zärtliche Moment im Garten, als er ihr das Haar hinters Ohr gesteckt hatte und ihr gestanden hatte, dass er nach ihr gesucht hätte, um sich an ihrer Gesellschaft zu erfreuen ... und der kühne, sinnliche Kuss, den sie nach ihrer Rettung geteilt hatten: Jene Momente waren nicht Teil dieses Mannes, hier und jetzt. Vielleicht hatte sie sich das nur eingebildet.
„Lady Madelyne.“ Seine tiefe Stimme knurrte etwas, ein leichte Schärfe von Ärger darin, als er bei all der Kakophonie der übrigen Eingetroffenen ihre Aufmerksamkeit endlich erlangte und ihr die Röte ins Gesicht trieb.
Sie schaute ihn zum ersten Mal ohne zurückzuscheuen an, seit er sie im Wald geküsst hatte, und kämpfte darum, sich nichts anmerken zu lassen. „Ja, Mylord?“
Ohne ein weiteres Wort bot er ihr seinen Arm an und widerstrebend ließ sie ihre Finger über den Ärmel seines Kettenhemdes gleiten. Sie hatten bereits ein paar Schritte auf den Eingang zur Burg zu zurückgelegt, als er sich dazu herabließ, wieder das Wort an sie zu richten. „Es ist unwahrscheinlich, dass der König Euch vor dem morgigen Tag eine Audienz gewährt, daher werde ich Euch rufen lassen, wenn es so weit ist. In der Zwischenzeit kann es sein, dass Ihr gerufen werdet, um Ihrer Majestät zu dienen, und sollte das eintreten und sollte ich mich nicht um Euch kümmern können, sucht die Lady Judith von Kentworth auf. Sie ist sehr freundlich und wird Euch an meiner Statt zur Seite stehen.“
Auf einmal ergriff Madelyne panische Angst. Sie schluckte und merkte kaum, dass sie in die Burg mit Namen Whitehall eingetreten waren und dass ihr Weg sie runter in eine Halle aus Stein führte, die voller Menschen war. Einige davon riefen Gavin Grüße des Wiedererkennens zu, andere betrachteten sie mit unverhohlener Neugier. Eine kleine Gruppe von Hofdamen ging vorüber, gekleidet in leuchtende, kostspielige Gewänder, und betrachten sie etwas herablassend, während sie Madelynes Begleiter girrend willkommen hießen. Madelyne schöpfte nur wenig Trost aus der Tatsache, dass seine Reaktion auf die Frauen ebenso kühl und gefühlskalt war wie auf sie selbst, denn ihre Gedanken waren jetzt bei dem, was ihr bevorstand.
Er würde sie hier lassen – bei Hofe – alleine.
Das scharfe Gefühl der Beklommenheit kehrte wieder und sie kämpfte darum, die panische Angst unter Kontrolle zu bekommen. Er würde sie nicht verlassen, wenn es nicht sicher war, sagte sie zu sich selbst, als er sie beide ohne ein Wort weiter den Flur entlang manövrierte. Sie mochte neu bei Hofe und naiv in Bezug auf die Bräuche hier sein, aber sie würde sie schon lernen. Hier zu bleiben unter dem Schutz des Königs und der Königin, wäre ihr deutlich lieber, als ihrem Vater überantwortet zu werden. Ein Schaudern ergriff da von ihr Besitz und obwohl Gavin zu ihr runterblickte, sagte er nichts.
Während sie den langen Flur entlang gingen, erneuerte Madelyne ihren geheimen Schwur, alles zu tun, was sie tun musste, um unter
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