Einfach gut - 99 Dinge, die nichts kosten und uns bereichern
vorangehende Kapitel absolviert haben - bis zu zwanzig Zahlen und alle Ihre PINs zu merken. Aber mit etwas Übung können Sie das leicht steigern.
Machen Sie sich mit der Flüchtigkeit der Sinne vertraut
»Aus den Augen, aus dem Sinn«: Das ist das Motto von oberflächlichen Egozentrikern, Menschen mit umfangreichen Hirnschäden und die Lebenswelt von Babys.
So erstaunlich das klingt: Wir müssen erst lernen, dass die Welt auch dann existieren soll, wenn wir sie gar nicht wahrnehmen. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass Gegenstände, die man nicht sieht, real sind. Es ist aber noch komplizierter: Es existieren ja nicht alle Dinge, die wir nicht sehen. Weihnachtsmann oder Osterhase soll’s ja angeblich gar nicht geben.
Babys sind von vielem fasziniert. Wenn eine bunte Rassel komische Geräusche macht, greifen sie danach, gucken begeistert, lachen und machen große Augen. Doch wenn man die Rassel aus dem Blickfeld nimmt, verschwindet sie in Sekundenschnelle auch aus dem Bewusstsein. Das Kind hat noch keine Vorstellung davon, dass es Sachen gibt, die es nicht sieht.
Wir Erwachsenen haben dagegen die Welt verinnerlicht und können sogar Gegenstände sehen, die gar nicht da sind. Das nennen wir »Vorstellung«. Doch diese innere Welt ist in der Regel ziemlich unbeständig und flüchtig.
Aber man kann sich daran üben. Ein wahrer Yogi, so heißt es, vermag ein Objekt eineinhalb Minuten lang vor seinem inneren Auge unverändert zu bewahren. Ein Meister schafft es doppelt so lange.
Nehmen Sie einen kleinen, einfachen Gegenstand in die Hand. Beispielsweise ein Streichholz. Und jetzt betrachten
Sie es eine Minute lang. Prägen Sie es sich so genau wie möglich ein. Dann schließen Sie die Augen und versuchen Sie, es genau zu visualisieren. Beim Lesen klingt das sehr leicht. Probieren Sie es aus.
Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie es nicht gleich schaffen. Ganz wenigen Menschen gelingt es auf Anhieb, einen Gegenstand auch nur wenige Sekunden lang deutlich vor Augen zu haben. Bei den ersten Versuchen klappt es wahrscheinlich nicht einmal, das Bild lediglich den Bruchteil einer Sekunde festzuhalten.
Wenn Sie Ihre Augen schließen, macht sich Ihr Bewusstsein daran, das Bild aus der Erinnerung zu rekonstruieren. Doch das Bild, das dabei vor Ihrem inneren Auge entsteht, ist nicht das gesehene Bild. Sobald Sie Ihre Augen wieder öffnen, ist der Unterschied deutlich.
Mit einiger Übung oder aber einer guten visuellen Begabung können Sie ein Bild im Laufe der Zeit ein Weilchen stabil halten. Vielleicht eine Sekunde oder zwei. Manchmal sogar noch ein wenig länger. Aber weit, weit, weit entfernt von einer Minute oder gar drei. Wie lang eine Sekunde werden kann …!
Doch bereits die Fähigkeit, ein Bild sekundenlang stabil im Geist zu bewahren, macht Erstaunliches möglich. Wer in der Lage ist, sich das Bild eines vollkommenen Kreises oder einer komplexeren Form unveränderlich vor Augen zu halten, der kann auch einen vollkommenen Kreis oder eine andere Form zeichnen: Er muss ja nur nachziehen, was deutlich vor seinem inneren Auge steht.
Genau dies tun übrigens auch Zen-Mönche, die sich in der Kalligraphie üben. Die Kunst, ein chinesisches oder japanisches Schriftzeichen harmonisch zu malen, ist keine
handwerkliche Geschicklichkeit, sondern eine geistige Disziplin. So üben die Mönche nicht eigentlich Kalligraphie, sondern Klarheit und Ruhe in den Geist zu bringen. Sind Klarheit und Ruhe so stark, dass die inneren Bilder nicht ins Wanken geraten, ist die Kalligraphie ein Leichtes. Diese mentale Übung ist also mehr als nur ein Training der visuellen Vorstellungskraft - nämlich ebenso ein Training für Ruhe und Gelassenheit.
FÜR WEN?
Für jeden, der seine Vorstellungskraft und sein Konzentrationsvermögen verbessern möchte.
WAS BRAUCHT MAN?
Einen halbwegs ruhigen Gemütszustand.
WAS SOLLTE MAN VERMEIDEN?
Sich aufzuregen.
WIE LANGE DAUERT ES?
Ganz nach Belieben.
Stellen Sie Ihr Wohnzimmer um
Um einen neuen Blick auf die Welt zu gewinnen, ist eine Reise nicht schlecht. Solch eine Reise kostet allerdings nicht nur einige Euro, sondern sorgt auch dafür, dass Unmengen Treibstoff verbraucht werden. Und dann ist es noch nicht einmal sicher, ob man die Welt wirklich mit neuen Augen sieht: Man nimmt sich selbst ja doch überallhin mit … Probieren Sie es also lieber erst einmal mit einer Umwelt und Konto schonenderen Veränderung: Stellen Sie einfach Ihr Wohnzimmer komplett um.
Was zunächst nur nach
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