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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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das Rohr wahnsinnig schnell abgenutzt. Es war dann auch praktisch schon hinüber. Wir haben dauernd daneben geschossen, und die anderen haben dauernd versucht, die Bazooka abzufeuern. Sie müssen etwa zehn Raketen gehabt haben, doch die erwiesen sich Stück um Stück als Blindgänger. Als dann endlich eine losging, detonierte sie nicht, als sie uns traf. Sie durchschlug zwar die Panzerung, gelangte ins Innere, und der Zündmechanismus wurde ausgelöst, aber die Ladung ging nicht hoch. Von dem Zünder hat es so einen Qualm gegeben, daß wir nichts mehr gesehen haben. Mein Vater fuhr damals, und ich hörte, wie er versuchte, auf der Straße zu bleiben. Dann ging etwas schief mit einer Kette, vielleicht haben sie uns aber auch mit einer anderen Rakete erwischt – jedenfalls sind wir immer im Kreis herumgefahren und schließlich umgekippt.
    Also, ich bin dann herausgekrochen. Der Panzer befand sich zwischen mir und den Männern mit der Bazooka. Dann kroch mein Vater ebenfalls heraus. Wir hatten beide etwas abgekriegt, aber die Beine waren noch in Ordnung. In der Zwischenzeit haben die mit dem Gewehr losgeballert. Vater und ich hatten beide nur Fünfundvierziger. Ich habe mir dann überlegt, daß das einzige, was wir noch machen konnten, war, wegzulaufen, und das sagte ich ihm auch. Er meinte, das beste sei, wenn wir uns trennten, sonst würden sie uns beide erwischen. Das sah ich nicht ein, zumal man nicht wissen konnte, wann wir uns wieder treffen würden, wenn wir uns einmal getrennt hatten. Da setzte er plötzlich einen seltsamen Gesichtsausdruck auf, stieß mich weg und rannte los. ‚Daß du mich ja nicht verschwendest!’ brüllte er mir zu und schoß auf die Männer. Ich habe sie später beide erwischt.“
    „Dein Vater muß ein merkwürdiger Mensch gewesen sein.“
    Custis zuckte die Achseln. Er saß mit dem Mädchen den ganzen Nachmittag zusammen und unterhielt sich, bis schließlich ein anderer Schütze von der Hüttenreihe zu ihnen hinüber kam.
    Er sah zu Custis und dem Mädchen herab. Sein Blick zuckte einmal zwischen den beiden hin und her, und dabei ließ er es bewenden. „Dieser Henley, der Bursche, den du mitgebracht hast – der will dich sprechen.“
    „Was hat er denn für Schmerzen?“
    „Ich hab’ mir gedacht, das ist sein Bier. Seine Armbanduhr hat er mir gegeben, damit ich dich holen komme. Hab’ ich hiermit wohl gemacht.“
    Der Mann war ein haariger Kleiderschrank – größer als Custis. Als Custis jedoch mit verärgertem Gesicht in einer flüssigen Bewegung aufsprang, trat der Mann mit dem Gewehr einen Schritt zurück. Custis sah ihn erstaunt an. Das passierte ihm oft, und zwar stets im Umgang mit den am finstersten aussehenden Menschen. Er verstand das nicht so recht.
    „Bis später“, sagte er zu dem Mädchen und machte sich auf den Weg.
     
    Als Custis eintrat, lief Henley unruhig in der Hütte auf und ab. Er zuckte nervös mit dem Mund. „Es wird aber auch Zeit, daß Sie kommen. Ich habe Sie beobachtet, wie Sie dort draußen mit dem Mädchen geschäkert haben.“
    „Kommen Sie zur Sache, Henley. Warum haben Sie mich kommen lassen?“
    „Warum ich Sie kommen lassen habe! Warum sind Sie nicht sofort hierhergekommen, sobald der Kommandant mit Ihnen fertig war? Wir müssen doch Pläne machen – die Sache hier durchdenken. Wir müssen uns darüber klarwerden, was wir machen, wenn sich unsere Lage hier verschlechtert. Ist Ihnen eigentlich noch nicht die Idee gekommen, daß dieser Mann Pläne haben könnte, mit uns alles mögliche anzustellen?“
    Custis zuckte die Achseln. „Ich habe keinen Sinn und Zweck darin gesehen, mich damit verrückt zu machen. Wenn er sich zu irgend etwas entschlossen hat, dann merken wir es schon. Es hat doch gar keinen Sinn, wenn wir Pläne machen, solange wir nicht seine kennen.“
    Henley starrte ihn ärgerlich an. „Ist Ihnen das egal? Ist es Ihnen egal, wenn Sie umgebracht werden?“
    „Natürlich nicht. Aber darüber hätte man sich schon unten in der Ebene Gedanken machen müssen.“
    „Genau, und die Entscheidung ist Ihnen leichtgefallen, oder?“ Er sah Custis starr an. „War nicht besonders schwer für Sie, unser aller Leben aufs Spiel zu setzen.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
    „Es sei denn – Sie wissen irgend etwas, Custis. Kein Mensch, der seine fünf Sinne beieinander hat, hätte sich so wie Sie verhalten, es sei denn, Sie wußten, daß Sie nicht in Gefahr sind.“
    „Das ist eine miserable Richtung, in der Sie da

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