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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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hab’ das nie richtig mitgekriegt. Wen juckt das schon? Namen gibt es viele. Er ist der einzige Kommandant, den wir haben.“
    Das sagte ihm also nichts. „Wie heißt du denn?“
    „Jody. Kommst du aus Chicago, Soldat?“
    „Zur Zeit schon. Ich heiße Joe Custis. Warst du schon mal in Chicago?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich wurde hier geboren. Hab’ noch nie was anderes gesehen. Fährst du zurück nach Chicago, Joe? Mach nur weiter, iß es auf, ich bin satt.“
    Custis sah die Felsen und Hütten um sich herum an. „Ich denke schon, daß ich vielleicht wieder von hier weggehe. Vielleicht fahre ich dann nach Chicago.“
    „Weißt du das nicht?“
    „Ist mir eigentlich ziemlich egal. Ich wohne da, wo mein Wagen gerade ist.“
    „Magst du Städte nicht? Ich hab’ gehört, da gibt es alle möglichen Läden und ganze Lagerhäuser voller Kleider und Essen.“
    „Wo hast du das gehört?“
    „Manche von den Burschen hier kommen aus Chicago und Denver und ähnlichen Orten. Die haben mir davon erzählt. Aber Chicago hört sich am besten an.“
    Custis brummte.
    „In Denver war ich noch nie.“ Er aß den Eintopf zu Ende. „Gutes Essen habt ihr hier. Hast du das gekocht?“
    Sie nickte. „Hast du einen großen Wagen? Mit noch Platz für Leute zum Mitfahren?“ Sie lehnte sich zurück, bis ihre Schulter die seine berührte.
    Custis sah in den Topf. „Du bist eine ganz gute Köchin.“
    „Mach’ ich gern. Stark bin ich auch. Ich habe keine Angst vor der Arbeit. Und wenn es sein muß, kann ich auch ganz gut schießen.“
    Custis runzelte die Stirn. „Soll ich dich mit nach Chicago nehmen?“
    Das Mädchen sagte einen Augenblick nichts. „Das liegt an dir.“
    Sie lehnte sich immer noch gegen seine Schulter, blickte ihn aber nicht an.
    Der Posten war immer wütender geworden. Nun stand er auf. „In Ordnung, Jody, du hast ihn abgefüttert. Verschwinde jetzt.“
    Custis richtete sich langsam auf. Er drückte dabei mit zwei Fingern sanft das Mädchen hinunter und gab ihr zu verstehen, daß sie sitzen bleiben solle. Er sah mit einem beiläufigen Blick zu dem Posten hinüber und sprang ihn dann an. Er schlug mit ausgestreckten Händen kurz zu, und das Gewehr fiel zu Boden. Er schlug den Mann nieder, nahm mit derselben Bewegung das Gewehr auf und zog das Magazin heraus. Er zog den Verschluß zurück und fing die ausgeworfene Patrone in der Luft auf. Dann gab er das Ganze dem Posten zurück.
    „Mach’ du deine Arbeit, dann mach’ ich dir keine Schwierigkeiten, Kleiner“, sagte er und ging zu dem Mädchen zurück, das sitzen geblieben war. Der Posten fluchte zwar, aber bis er sein Gewehr wieder geladen hatte, war ihm klargeworden, was Custis damit gemacht hatte. Wenn er nicht wollte, daß das Mädchen die Geschichte im ganzen Lager herumerzählte, tat er am besten daran, sich von jetzt an ruhig zu verhalten, und das tat er auch.
    Das Mädchen sah Custis von der Seite an, als er sich wieder hinsetzte. „Bist du immer so schnell?“
    „Wenn ich damit Schwierigkeiten aus dem Weg gehen kann, schon.“
    „Du bist ein komischer Vogel, weißt du das? Wie kommt es eigentlich, daß du um die Augen herum so schwarz verschmierte Haut hast?“
    „Gummi, von meiner Brille. Ist zum Teil unter der Haut. Kann man nicht wegwaschen.“
    „Dann trägst du aber die Brille schon ganz schön lange.“
    „Seit ich groß genug bin, meinem Vater zu helfen. Er hatte selbst ein Fahrzeug – Vollkette. Hat er gefunden, als er in einem alten Fort der U.S.-Armee herumstöberte. Fort Knox hieß es. Das ist schon lange her, noch bevor alles rausgeholt wurde. Da hat er sich den Panzer genommen und ist losgefahren, um Leute zu suchen. Eines kam zum anderen, und später hat er dann für andere Leute Aufträge übernommen. Wo meine Mutter sich aufhält, weiß ich nicht einmal, wahrscheinlich lebt sie gar nicht mehr. Meine frühesten Erinnerungen haben schon damit zu tun, daß ich mit meinem Vater in dem Panzer war.
    Das war kein schlechter Panzer. Nur zu langsam. Auf der Straße, meine ich. So haben sie uns einmal in einer Stadt erwischt. Das war ein Ort, der um die einzige heile Brücke herum besiedelt wurde, und wir mußten über diese Brücke. Da waren so ein paar Männer mit einer Bazooka – das ist ein Panzerabwehrraketen-Werfer – am Ende von der Stadt. Die hatten sich hinter einem Haufen Beton verschanzt. Wir haben auf sie geschossen, aber der Panzer hatte nur eine 35-Millimeter-Kanone. Hochgeschwindigkeitsgeschosse – da wird

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