Einladung in den Palast des Scheichs
Worte auch ganz anders verstehen konnte? Seine Miene verriet jedenfalls nichts. Nur in seinen Augen lag ein sonderbares Schimmern.
„Aber … aber ich kenne doch noch nicht einmal Ihren Nachnamen“, stotterte Emily.
„Das kann man ja ändern“, erwiderte er amüsiert. „Ich heiße Tarim.“
Prima, jetzt machte sie sich auch noch lächerlich. Was zum Kuckuck war los mit ihr? Sich von einem Mann so aus der Fassung bringen zu lassen sah ihr gar nicht ähnlich. Außerdem war es unprofessionell. Eine Geschäftsfrau konnte sich doch nicht wie ein albernes Schulmädchen benehmen, das den Star der Football-Mannschaft anhimmelte!
Mrs. Hendersens hörbares Räuspern riss sie aus den Gedanken. „Ich muss mich leider entschuldigen. Versprechen Sie mir, ihn nicht zu lang mit Beschlag zu belegen, Emily. Meine anderen Gäste brennen darauf, sich mit Dan zu unterhalten.“
„Selbstverständlich!“ Sobald sie das Geschäftliche besprochen hatten, würde sie ihn vor die Küchentür setzen. „Also“, begann sie, ohne lange um den heißen Brei herumzureden, „was kann ich für Sie tun, Mr. Tarim?“
„Bitte nennen Sie mich Dan, und darf ich Sie Emily nennen?“
„Wie Sie wünschen.“ Eigentlich hatte sie ihren Namen nie besonders gemocht. Sie fand ihn viel zu altmodisch. Doch aus seinem Mund klang er wie Musik.
„Ich plane eine kleine Dinnerparty, ehe ich Manhattan verlasse und in mein Heimatland zurückkehre.“
„Sind Sie zum ersten Mal in New York?“, fragte sie höflich und blickte verstohlen auf die Uhr.
„Nein, ich bin jedes Jahr mehrmals hier. Meistens geschäftlich. Bisher habe ich immer eine andere Catering-Firma beauftragt, aber Ihr heutiges Menü hat mich davon überzeugt, dass es Zeit für eine Veränderung ist.“
„Vielen Dank. Ich bin geschmeichelt.“
Und wie. Jemand wie er konnte sich schließlich jede noch so exklusive Catering-Firma der Welt leisten! Ach was, vermutlich sogar ein halbes Dutzend Privatköche. Welche Firma er wohl sonst immer beschäftigt hatte? Fragen würde sie ihn nicht, auch wenn es nie verkehrt war, die Konkurrenz im Auge zu behalten. Und ihrem angeschlagenen Ego würde es auch guttun, zumindest wenn es sich um eine angesehene Catering-Firma handelte. Aber davon ging sie eigentlich aus.
In den letzten Jahren hatte sie kaum etwas anderes getan, als zu arbeiten und sich einen Namen zu machen – auf Kosten ihres Privatlebens. Jeder Art von Anerkennung war daher Balsam für ihre Seele.
Für einen kurzen Augenblick dachte Emily an Reed. Sechs Jahre hatte ihre Beziehung gedauert. Und alle, inklusive sie selbst, hatten gedacht, dass sie eines Tages heiraten würden. Rückblickend erkannte sie, die tiefen Risse, die ihre Beziehung gehabt hatte und die nach und nach unüberwindbar geworden waren. Als das Catering nur eine kleine Nebenbeschäftigung gewesen war, hatte Reed sie noch darin unterstützt. Doch als sich das Hobby nach und nach zu einer lukrativen Karriere entwickelte und Emily sogar in der New York Times erwähnt wurde, kühlte sich seine Begeisterung sehr schnell ab. Ihren großen Traum, irgendwann ein eigenes Restaurant zu eröffnen, hatte er stets nur belächelt. Mehr noch, er tat sein Möglichstes, sie davon abzubringen. Kaum ein Tag verging, ohne dass er ihr irgendwelche Statistiken unter die Nase hielt, wie viele neu eröffnete Restaurants jedes Jahr Bankrott gingen. Und irgendwann ließ er sie einfach sitzen, weil er eine andere gefunden hatte: ihre Schwester.
„Die Gästeliste wird nicht sehr lang sein. Maximal sieben Personen“, holte Dans Stimme sie aus den unschönen Erinnerungen zurück in die Gegenwart.
„Und wann soll die Dinnerparty stattfinden?“
„Übernächsten Samstag. Ich weiß, es kommt ein wenig kurzfristig“, fügte er entschuldigend hinzu. „Wie gesagt, normalerweise beschäftige ich eine andere Firma. Aber ich hoffe, dass Sie es noch irgendwie einrichten können. Ich möchte nur die beste Köchin für meine Gäste. Und das sind Sie.“
Dan, der eigentlich Scheich Madani Abdul Tarim hieß, gab sich nie mit weniger als dem Besten zufrieden. Dank seines Reichtums hatte er dies auch nie nötig gehabt. Das heutige Dinner war erstklassig gewesen. Niemals hätte er eine so junge Köchin hinter diesem kulinarischen Meisterwerk vermutet. Und erst recht nicht eine so hübsche.
Selbst mit dieser unförmigen Schürze und dem strengen Haarknoten hatte sie einfach umwerfend ausgesehen. Nicht, dass es für ihn eine Rolle spielte, geschweige
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