Einladung in den Palast des Scheichs
Eltern arrangiert wurde, als du noch Windeln trugst. Gerade du!“
In ganz Kashaqra kannte man Madani als modernen, weltoffenen jungen Mann, der sehr viel westlichere Ansichten hatte als sein Vater. Und das, obwohl Scheich Adil Hammad Tarim in den letzten dreißig Jahren seiner Herrschaft viele Reformen eingeführt hatte.
„Du kennst meine Gründe.“
„Deinem Vater geht es gut, sadiqi “, sagte Azeem, der ihn stets mit dem arabischen Wort für ‚Freund‘ anredete, eindringlich. „Der Herzanfall im letzten Herbst hat praktisch keine Spuren hinterlassen.“
Seufzend schloss Madani die Augen. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie sein Vater plötzlich aschfahl wurde und zusammenbrach. Damals hatten sie genau über dieses Thema gestritten. Derartige Verlobungen waren nicht in Stein gemeißelt. Unter bestimmten Umständen konnten sie annulliert werden. Allerdings traf keiner von ihnen auf seine Situation zu. Trotzdem hätte Adil die Verlobung lösen können, doch davon wollte er nichts wissen. Seine eigene Ehe sei schließlich auch auf diese Weise zustande gekommen, und er sei immer sehr glücklich gewesen.
„Meine Ehe mit Nawar ist der ausdrückliche Wunsch meines Vaters.“
Verständnislos schüttelte Azeem den Kopf. „Noch bist du nicht verheiratet. Wenigstens ein letztes … Abenteuer könntest du dir gönnen.“
Madani antwortete nicht. Stumm blickte er durch die getönten Scheiben hinaus. Noch war er nicht verheiratet. Das stimmte schon. Offiziell war er ja noch nicht einmal verlobt. Erst in ein paar Wochen würde seine Verlobung mit Nawar offiziell verkündet werden. Und trotzdem fühlte er sich nicht frei. Eigentlich hatte er sich noch nie wirklich frei gefühlt.
Kurz vor Mitternacht kam Emily zu Hause an. Nachdem sie den Wagen ausgeladen und alles in den vierten Stock transportiert hatte, ließ sie sich todmüde, aber glücklich aufs Sofa fallen. Außer Dan hatten sich noch zwei weitere Gäste ihre Visitenkarte geben lassen. Und wie immer hatten die Hendersens sie fürstlich bezahlt. Auch nach Abzug aller Kosten würde noch eine beachtliche Summe übrig bleiben, die sie für ihr Traumrestaurant zurücklegen würde.
Zufrieden streckte sie ihre schmerzenden Füße auf dem Couchtisch aus. Dann fiel ihr Blick auf einen ungeöffneten Brief. Heute Nachmittag hatte sie keine Zeit gehabt, ihn zu lesen. Sonst bekam sie fast nur Rechnungen und Werbung. Seufzend griff sie nach dem dicken Umschlag. Was er enthielt, wusste sie bereits: die Einladung zur Hochzeit ihrer jüngeren Schwester.
Lustlos riss sie den Umschlag auf und zog die auf elfenbeinfarbenem Büttenpapier gedruckte Hochzeitseinladung heraus. Sicher hatten ihre Eltern ein Vermögen dafür hingeblättert. Aber für Elle war ja schließlich nichts zu teuer.
Elle. Was auch immer sie tat, ihre Eltern fanden es großartig. Selbst jetzt, wo sie meinen Exfreund heiratet, dachte Emily. So war es schon in ihrer Kindheit gewesen. Egal was Elle wollte, sie bekam es. Emily hingegen sollte „Verständnis zeigen“ und sich „am Glück der Schwester freuen“.
Elle Lauren Merit und Reed David Benedict laden herzlich zu ihrer Hochzeit ein …
Weiter kam Emily nicht. Wütend zerknüllte sie das Papier und warf es in den Mülleimer. Sie dachte gar nicht daran, auf dieser Hochzeit zu erscheinen! Egal wie herzlich sie eingeladen wurde. Oder wie oft ihre Mutter sie noch dazu drängen würde, für Elle die Brautjungfer zu spielen.
Dass sie ihrem Ex nicht vergeben konnte, spielte dabei weniger eine Rolle. Mittlerweile stand sie über den Dingen, auch wenn sie sich zu Recht betrogen und hintergangen fühlte. Aber dass weder Reed noch Elle sich auch nur ein einziges Mal dafür entschuldigt hatten und dann auch noch überall herumposaunten, wahre Liebe sei eben nicht aufzuhalten, das war zu viel!
„Das Schicksal hat gesprochen, Emily. Meine Gebete wurden erhört. Reed und ich sind wie füreinander geschaffen“, hatte sie sich anhören dürfen und mit der Tatsache fertig werden müssen, dass ihre Schwester von Anfang an ein Auge auf ihren Freund geworfen hatte.
Reeds Argumente waren weniger romantisch gewesen. Kurzerhand hatte er die ganze Schuld auf Emily geschoben. „Wenn du nicht immer so beschäftigt gewesen wärest, Essen für andere Leute zu kochen, wäre dir vielleicht aufgefallen, wie unglücklich ich mich in unserer Beziehung fühlte.“ Mehr hatte er zu seiner Rechtfertigung nicht für nötig gehalten.
Wie Peitschenhiebe hatten seine Worte sie
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