Einladung in den Palast des Scheichs
denn spielen sollte. Immerhin stand die Bekanntmachung seiner Verlobung kurz bevor. Trotzdem ging ihm Emily Merit nicht mehr aus dem Kopf, und er wünschte, seine Zukunft wäre nicht schon vor vielen Jahren für ihn entschieden worden.
Wahrscheinlich lag es an ihren Augen. Diesen unglaublichen blaugrünen Augen, die ihn an die Wellen des Mittelmeers erinnerten, wo seine Familie ihren herrschaftlichen Sommersitz hatte. Ihr Blick war direkt und unbefangen. Keine Spur von Schüchternheit oder gar Ehrfurcht.
Das gefiel ihm. Viel zu viele Menschen ließen sich von seinem Titel einschüchtern. Vielleicht hatte er es deshalb nicht zugelassen, dass er Emily mit seinem vollen Namen vorgestellt wurde, und ihr stattdessen seinen amerikanischen Spitznamen genannt. Ab und an bevorzugte er Anonymität, auch um selbst auf dem Teppich zu bleiben. Schließlich würde er sich eines Tages um die Belange seines ganzen Volkes kümmern müssen, wenn er erst einmal über Kashaqra herrschte.
Das bedeutete allerdings nicht, dass er nicht wusste, was er wollte. Ganz im Gegenteil! Darum hakte er nach: „Und?“
„Leider bin ich an diesem Tag schon für einen Kindergeburtstag gebucht.“
„Wird das den ganzen Tag beanspruchen?“ Torte, Pizza – für ihn klang das nicht nach sehr viel Arbeit.
„Normalerweise nicht“, erwiderte sie vorsichtig. „Aber diese Party findet nicht in New York statt, sondern circa zwei Stunden entfernt von hier. Außerdem bestehen die Eltern auf einer Art Mini-Bankett für Fünfjährige …“
„Anscheinend sind Sie mit den Menüvorstellungen nicht ganz einverstanden?“
Emily räusperte sich. Dann sagte sie diplomatisch: „Die Wünsche meiner Kunden zu kritisieren steht mir nicht zu.“
„Aber?“
Zögernd gestand sie nach einem kurzen Moment des Schweigens: „Aber ich bezweifle, dass durchschnittliche Kindergartenkinder viel Freude an diesem Geburtstagsessen haben werden.“
Amüsiert lachte Madani auf. Ihre Ehrlichkeit gefiel ihm. „Was haben sie denn bestellt? Blinis mit Kaviar?“
„So ungefähr.“ Gegen ihren Willen musste sie mitlachen. Dabei kam in ihrer linken Wange ein kleines Grübchen zum Vorschein, das ihrem Gesicht einen zusätzlichen Reiz verlieh. „Wenigstens konnte ich die Mutter von der Stopfleber abbringen und ein paar Schinkenröllchen zwischen Rinder-Carpaccio und Wurzelgemüsegratin schieben.“
„Also werden Sie für mich wirklich keine Zeit haben?“
Nachdenklich nagte sie an der Unterlippe. Ohne auch nur zu ahnen, wie sexy ihr potenzieller Kunde dies fand. „Vielleicht kann ich es ja doch einrichten“, sagte sie schließlich. „Meine Assistentin kann den Kindergeburtstag vor Ort betreuen. Aber um die Vorbereitungen werde ich nicht herumkommen. Darum hängt alles davon ab, um wie viel Uhr Ihre Dinnerparty stattfinden soll und was Sie anbieten möchten.“
„Oh, ich kann sehr genügsam sein, wenn es darauf ankommt“, rief er erfreut. Allerdings war er nicht ganz sicher, ob er sich mehr darüber freute, dass sie seine Dinnerparty ausrichtete oder dass er sie wiedersehen würde. „Wann wollen wir die Details besprechen?“
„Ich hätte morgen Vormittag Zeit. Wie sieht es bei Ihnen aus?“
Obwohl er bereits drei andere Meetings geplant hatte, nickte er zustimmend. Wie gesagt, er konnte sehr genügsam sein, wenn es die Situation erforderte. Und dies war so eine Situation. Auch wenn er lieber nicht darüber nachdenken wollte, wieso.
„Hier.“ Lächelnd reichte Emily ihm eine Visitenkarte. „Ich bin Frühaufsteherin. Ab neun Uhr bespreche ich gern mit Ihnen das Menü.“
Als er etwas später zu seinem Chauffeur in den Wagen stieg, hielt er die Karte noch immer in der Hand.
„Ich habe das Gefühl, du hattest einen schönen Abend“, stellte Azeem Harrah, sein langjähriger Chauffeur und Freund, schmunzelnd fest.
„Ja, sehr schön“, erwiderte er versonnen. „Die Hendersens sind hervorragende Gastgeber und das Essen war … unglaublich.“
„Dieses Lächeln kenne ich“, grinste Azeem und startete den Motor des Mercedes. „Wie heißt denn die Dame, die du heute kennengelernt hast?“
„Du irrst dich“, wehrte Madani ab. „Keine Dame.“
„Bist du sicher?“
„Diese Zeiten sind vorbei.“
„Aber wieso denn?“
„Du weißt ganz genau, wieso. Und wenn du meine Entscheidung zehnmal nicht nachvollziehen kannst.“
„Deine Entscheidung? Was hast du denn entschieden? Ich verstehe einfach nicht, weshalb du dich in eine Ehe fügst, die von deinen
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