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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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würde, wenn ich der vierzehntreichste Mann Amerikas wäre. Sie sieht aus wie ein Pin-up-Girl. Ein Pin-up-Girl, das boxt.
    »Kein Interesse«, sagt sie, als ich auf sie zugehe.
    »Ich bin Lionel Azimuth.«
    »Verpiss dich.«
    Ich nehme das nicht persönlich, denn ich sehe aus wie ein testosterongesteuerter Schläger. »Ich bin mit Rec Bill verabredet«, sage ich. [5]
    Sie überlegt einen Moment. »Haben Sie kein Gepäck?«
    »Bloß das hier.«
    Einen Augenblick später: »Warum benutzen Sie nicht die Rollen am Koffer?«
    »Der Griff ist nicht lang genug.«
    Sie blickt sich um. Da ist sonst niemand, der behauptet, er wäre Azimuth.
    »Tut mir leid«, sagt sie. »Ich bin Violet Hurst. Rec Bills Paläontologin.« [6]
     
    »Wozu braucht Rec Bill eine eigene Paläontologin?«, frage ich, als wir es aus dem Regen ins Flughafenparkhaus geschafft haben. Es ist acht Uhr abends.
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen. Es ist vertraulich.«
    »Klonen Sie etwa Dinosaurier, wie in
Jurassic Park

    »Niemand klont Dinosaurier wie in
Jurassic Park
. Im Verlauf von vierzigtausend Jahren zerfällt DNS , auch in einer von Bernstein umhüllten Stechmücke. Die einzige Möglichkeit, an sechzig Millionen Jahre alte Dinosaurier- DNS zu gelangen, besteht darin, sie aus derzeit lebenden Nachkommen rückzuentwickeln. Und ehe wir die entsprechende Technologie besitzen, werden wir auf der Straße schon Menschenfleisch essen.«
    »Wirklich? Warum?«
    »Es enthält jede Menge Eiweiß. Und überhaupt, ich habe gar nichts mit Zoologie zu tun. Das da ist meiner.«
    Wir sind bei einem Wagen angelangt. Es ist ein alter Saab mit einem Roststreifen, der wie die Wasserlinie eines Schiffes aussieht. Vielleicht ist es ja eine Wasserlinie.
    »Was für eine Paläontologin sind Sie denn?«, frage ich sie.
    »Ich befasse mich mit Katastrophen. Vielleicht sollten Sie’s einfach ansprechen.«
    »Was?«
    »Warum mein Auto so eine Klapperkiste ist, wenn ich für den vierzehntreichsten Mann Amerikas arbeite?«
    Das habe ich mich tatsächlich gefragt. »Ich besitze nicht mal ein Auto«, sage ich.
    »Rec Bill zahlt nicht viel, falls Sie noch niemand vorgewarnt hat«, erwidert sie und schließt die Beifahrertür auf. »Er befürchtet, dass man ihn ausnutzt.«
    »Also dreht er den Spieß um?«
    »Er tut das, was ihn seiner Meinung nach bei Verstand hält. Übrigens sollten Sie die Sache mit dem vierzehntreichsten Mann nicht erwähnen. Das kann er nicht ausstehen.«
    »Weil es ihn verdinglicht oder weil er bloß Vierzehnter ist?«
    »Wahrscheinlich beides. Werfen Sie Ihr Gepäck hinten rein. Der Kofferraum geht nicht auf.«
     
    »Und wie lange dauert’s noch, bis wir auf der Straße Menschenfleisch essen?«, frage ich.
    »Das wollen Sie gar nicht wissen.«
    Wir sind auf dem Highway. Der Regen liegt wie ein vibrierendes Gel auf der Windschutzscheibe.
    »Doch.«
    Ich will jedenfalls, dass sie weiterredet. Ich bin keine beiläufigen Gespräche mehr gewohnt, auch nicht mit jemandem, der
nicht
so aussieht, als könnte er seinen eigenen Dschungelplaneten erschaffen. Ich befürchte, ich könnte etwas sagen, das meinen wahren Gedanken ähnelt.
    »In den Vereinigten Staaten? Nicht mal hundert Jahre«, sagt sie. »Vielleicht auch nur dreißig.«
    »Wirklich? Warum?«
    Sie sieht mich an, als würde man sie öfter gern reden lassen.
    Muss frustrierend sein.
    »Im Endeffekt«, sagt sie, »gibt es zu viele Menschen und nicht genug Nahrung. Eine Milliarde Menschen hungern bereits. Und die Kombination aus Klimawandel und schrumpfenden Ölvorräten lässt die Zahl bald in die Höhe schießen.«
    »Weil wir dann keine Lastwagen und landwirtschaftlichen Geräte mehr benutzen können?«
    »Zunächst mal, weil wir nichts mehr anbauen können. Alle modernen Düngemittel, Pestizide und Herbizide werden aus Petroleum hergestellt.«
    »Und Sie glauben, all das geht uns bald aus.«
    »Es muss gar nicht völlig aufgebraucht werden. Wir müssen bloß an den Punkt gelangen, wo die Förderung oder künstliche Herstellung eines Barrels Öl mehr Energie verbraucht, als man daraus gewinnt. Vielleicht ist dieser Punkt längst erreicht – schwer zu sagen, denn die Ölfirmen werden so stark subventioniert, dass sie Benzin zu einem Preis verkaufen können, der unter den Herstellungskosten liegt.«
    »Und Sie glauben nicht, dass wir einen Ersatz finden?«
    »Zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung – sicherere Atomenergie?«
    »Atomenergie ist bloß Hokuspokus, auch ohne Lecks oder Explosionen. Kein

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