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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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1
    England, 1813
Herbst

    Seine nackte, wie gemeißelte Brust glänzte im Kerzenlicht. Die breiten, muskulösen Schultern verjüngten sich zur schlanken Taille und dem flachen Bauch hin. Er war so groß, dass sie sich klein fühlte, obwohl sie es eigentlich nicht war. Seine grauen Augen beobachteten sie so eindringlich, wie sie ihn beobachtete. Sie wollte sich nichts entgehen lassen - nicht die Art, wie ihm das zerzauste dunkle Haar in die Stirn hing, nicht die Art, wie seine Brust sich hob und senkte, während sein Atem sich beschleunigte. Und insbesondere nicht die Art, wie seine schweißnassen Breeches an den kraftvollen Oberschenkeln klebten, die sich bereits ihrer Annäherung entgegenstemmten. Sie kannte seinen Körper gut, wusste, wie er sich anfühlte, wie er geformt war. Doch es gab immer etwas Neues zu entdecken.
    Rose konnte die Augenlider nicht bewegen, konnte nicht wegsehen. Ihre Augen waren ihre einzige Verbindung zu ihm, alles andere hatte sie ausgeblendet. Es gab kein London, kein England, keinen Krieg. Es gab nur diesen Mann - diesen schönen, halbnackten Mann, der sie mit einer solchen Intensität ansah.
    Sie näherte sich ihm. Vorsichtig. Sie durfte weder zu angespannt noch zu unbekümmert erscheinen. Wenn sie sich hier in diesem schlecht beleuchteten Raum ihre Wünsche erfüllen wollte, dann musste sie klug und geschickt vorgehen.
    Seine Brust hob sich, als er einatmete, und ein goldener Schimmer glitt sanft über den heißen, muskulösen Körper. Er atmete in einem Stoß aus.
    Sie hätte beinahe gelächelt. Es war ein Zeichen.
    Als er auf sie zukam, spreizte sie die Knie und machte sich bereit. Ihre Geduld hatte sich ausgezahlt, denn als er die Arme um sie schlang -
    - rollte sie ihn sauber über die Schulter ab und schleuderte ihn schwungvoll auf die Bodenmatte.
    Collis Tremayne lag einfach nur da, holte keuchend den Atem zurück, den der Sturz ihm aus den Lungen gepresst hatte. Rose Lacey - ehemals Dienstmädchen, jetzt Spionagelehrling - legte nur den Kopf schief und betrachtete mit verschränkten Armen ihren Gegner.
    Der Nahkampftrainer kam grunzend auf sie zu. »Hätten ausrollen sollen«, sagte Kurt.
    Kurt war der oberste Attentäter des Liar’s Club, jener Bande aus Spionen der Krone, die hinter der Fassade des Herrenclubs operierte, der sich gegenüber der Schule befand. Wer hätte das gedacht? Seit dem Tag, an dem sie aus ihrer alten Anstellung befreit worden und die erste Frau geworden war, die je zum Liar ausgebildet worden war, waren Attentäter und Spione Roses täglicher Umgang.
    Kurt kochte auch für den bunten Haufen aus Gentlemen und Dieben, als den man die Liars bezeichnen konnte, und er war sehr, sehr gut mit Windbeuteln und allem, was scharf und schneidend war. Wie immer ein Mann der wenigen Worte, drehte der narbengesichtige Riese sich auch schon wieder um und kehrte zu seinem Platz an der Wand zurück.
    Der Waffen- und Trainingsraum, oder die Arena, wie Kurt den Raum nannte, nahm in dem unauffälligen Haus in dem nicht ganz respektablen Londoner Stadtviertel den Großteil des Kellers ein und hatte natürlich nichts mehr mit einem Lagerraum für Gemüse und Alefässer gemein. Schade um das Ale. Rose wischte sich mit dem Armrücken den Schweiß von der Stirn. Sie hätte jetzt nichts gegen ein Pint gehabt.
    Doch mittlerweile zogen sich Regale voller Waffen und diverser Trainingsutensilien an den Wänden entlang. An einer der Wände stand ein Regal mit strohgestopften Stoffpuppen, die den Anfängern, die einander sonst irrtümlich umgebracht hätten, als Gegner dienten. Rose selbst hatte die Dummys schnell hinter sich gelassen, besten Dank auch.
    Glücklicherweise gab es jede Menge Platz für Fehltritte, denn die riesige Fläche wurde lediglich von sechs dicken Eichenpfeilern durchbrochen, die das Gebäude darüber trugen. An einer anderen Wand fanden sich grell bemalte Zielscheiben, und darüber hing ein mittelalterlich aussehender Kerzenleuchter, der Rose an die gigantischen Eichenzahnräder erinnerte, mit denen man früher die Zugbrücken der Burgen hochgezogen hatte. Er trug über vierzig Kerzen, was sie deshalb wusste, weil sie ihre Unterkunft in der Schule mit Putzarbeiten bezahlte.
    Die meisten der Schüler wohnten in der Schule und machten es so wie sie. Der Speicher war in winzige Schlafräume unterteilt, was ein wenig beengt war, sicher, aber für Rose machte das Glück, ein eigenes Zimmer zu haben, den Mangel an Platz wieder wett.
    Und Kurt war auch im Haus, wenn er

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