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Eins zu Null für Schreckenstein

Eins zu Null für Schreckenstein

Titel: Eins zu Null für Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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müssen.“
    Wie beim Korbball sprang Mini — Ritter Egon in die Höhe und schnappte sich den Brief. „Ich krieg die Marken!“ rief er. Da nahm ihn Dampfwalze kurzerhand unter den Arm, wie eine Stange Weißbrot; ebensoschnell hatte sich Ottokar den Brief geholt. Laut las er die Anschrift: „To the Ritter von Burg Schreckenstein“ und steckte ihn ein. „Zuerst wird gegessen. Dann lese ich ihn euch vor.“
    Er hatte recht. Das Essen war warm, und Heini wollte fertig werden. Die ritterliche Tugend der Geduld wirkte sich hemmend auf den Appetit aus. Von den beliebten harten Eiern in Senfsoße schaffte keiner mehr als drei Stück. Ein sehr dürftiges Ergebnis.
    Endlich läutete der Rex mit dem silbernen Glöckchen die Schweigezeit ein, endlich stand Ottokar auf, schepperte am Schwarzen Brett mit der Kuhglocke und begann mit den üblichen Ansagen: „Wer hat Dr. Schülers grünen Pullover beim Sportschuppen, liegen sehen oder weiß etwas davon? — Im Duschraum wird morgen ein Leitungsrohr ausgewechselt. Von acht bis zwölf ist in der ganzen Burg das Wasser abgestellt.“
    Nach solchem Kram, heute mehr denn je wie den Rittern schien, zog er den Brief aus der Tasche, entfaltete ihn umständlich und begann: „Alles sehr leserlich, mit der Maschine geschrieben, nur verstehen kann ich nichts – englisch! Aber vielleicht kann uns Dr. Schüler helfen. Er war doch letztes Jahr in Amerika.“
    Ohne Zögern erhob sich der rasende Lateinlehrer vom Lehrertisch, kam zu Ottokar, nahm den Brief und übersetzte.
    „Liebe Ritter! Wie ich euch bei meinem Besuch versprochen habe, habe ich auf meinem Weg heim einen Besuch bei meiner alten Schule Duncraig gemacht. Ich habe den Jungen dort von Burg Schreckenstein erzählt, von dem Torturzimmer…“, er stockte.
    „Folterkammer!“ rief sein Kollege Gießkanne dazwischen. „Torture chamber heißt Folterkammer.“
    Die Ritter lachten laut, und Dr. Schüler lachte mit.
    „Machen Sie das, Herr Kollege. Mein Fach ist Latein.“ Der Kunsterzieher stand auf, übernahm den Brief, suchte die Zeile und fuhr fort: „...von Burg Schreckenstein, von der Folterkammer, der Drawbridge… äh… Zugbrücke dem… scytheman in the locker…?“
    „Paule!“ rief Computergehirn Strehlau. „Der Sensenmann. Setzen! Fünf!“
    Der Eßsaal dröhnte unter dem Gelächter. Gießkanne nützte die Pause, sich Schießbude, den jüngsten der Lehrer, herzuwinken. Der kam auch prompt und übernahm ohne Zögern.
    „… Sensenmann im Schrank und dem dicken Turm, von wo der… murky... Geheimgang… ?“ Er stockte.
    Witzbold Klaus schüttelte den Kopf. „Und die wollen uns aufs Leben vorbereiten!?“
    „Murky?“ Schießbude lief rötlich an. „Also vom Burgfried der… murky... Geheimgang…“ Entschuldigend zog er die Schultern hoch.
    „Das ist Schottisch!“ rief eine Stimme dazwischen. „Murky heißt auf Englisch dark – dunkel!“
    Die Ritter reckten die Hälse. Rolle war aufgestanden, um Schießbude aus seiner peinlichen Lage zu befreien. Rolle, ausgerechnet er, der Sportlehrer, rettete die Ehre des Kollegiums auf eindrucksvolle Weise. Ohne Stottern, ohne falsche Wortreihenfolge verlas er den Brief, als wäre er nicht in Schottisch — Englisch, sondern in Deutsch verfaßt.
    Die Jungen von der Felsenburg schrieben, sie freuten sich riesig über den Kontakt. Deshalb hätten sie auch gleich Fotos mitgeschickt – Ottokar hielt sie zum Beweis hoch – damit die Ritter sich Duncraig besser vorstellen könnten. Das sei sonst unfair, wo sie durch Oldboy Iain so viel über Schreckenstein wüßten.
    „Prima Einstellung!“ freute sich Beni.
    Am meisten aber beneideten die Schotten die Ritter um ihre Streiche. Sie hätten kein Mädcheninternat in der Nähe. Langweilen würden sie sich trotzdem nicht. Auch bei ihnen sei immer was los. Besonders nachts. Manchmal würden ihnen die Geister schon recht lästig. Und ob es im Kappellsee ein Monster gebe, wollten sie wissen. So wie Nessie im Loch Ness. Wenn ja, bitte möglichst ein Foto!
    „Schicken wir ihnen eins von der Horn!“ alberte Pummel zur allgemeinen Belustigung.
    Überhaupt baten sie die Ritter um Bilder. Auch von allem, nicht nur von der Burg. Und sie sollten ihnen von den tollsten Streichen erzählen. Sie könnten das ruhig auf Deutsch tun. Mister Mac Donald, ihr Sportlehrer, habe auf einer deutschen Sportschule studiert.
    Gelächter dröhnte durch den Eßsaal.
    „Ich sag’s ja!“ jubelte Hans-Jürgen. „Zur Verständigung kann man die

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