Eisfieber - Roman
Geld.«
Die beiden Männer auf dem Flugplatz sahen sich an, nickten, schüttelten sich die Hände. Kit händigte dem Kopiloten die burgunderfarbene Mappe aus und hob den Koffer auf. Er war offensichtlich recht schwer. Der Kopilot ging zurück zum Hubschrauber, und Kit verschwand wieder im Kontrollturm.
Der Kopilot war kaum eingestiegen, als der Helikopter auch schon abhob.
Toni hatte noch immer Odette in der Leitung. »Könnt ihr die Signale des Senders in der Flasche empfangen?«
»Laut und deutlich«, sagte Odette. »Jetzt kriegen wir die Kerle.«
Zweiter
Weihnachtsfeiertag
10.00 Uhr
In London war es kalt. Zwar war hier kein Schnee gefallen, doch peitschte ein eisiger Wind um die alten Gebäude und pfiff durch die krummen Gassen. Die Menschen zogen die Köpfe zwischen die Schultern und schlangen Schals um ihre Hälse. Alle hatten es eilig und suchten die Wärme der Pubs und Restaurants, Hotels und Kinos.
Toni Gallo saß neben Odette Cressy im Fond eines unauffälligen grauen Audi. Odette war eine blonde Frau Anfang vierzig. Sie trug einen dunklen Hosenanzug zu einer scharlachroten Bluse. Auf den beiden Vordersitzen saßen zwei Kommissare, von denen einer fuhr und der andere einen Funkempfänger studierte, der die Richtung vorgab, und dem Mann am Steuer sagte, wie er fahren sollte.
Seit dreiunddreißig Stunden verfolgte die Polizei inzwischen schon die Parfümflasche. Der Hubschrauber war, wie erwartet, in Südwestlondon gelandet. Der Pilot war in ein wartendes Auto umgestiegen und über die Battersea Bridge zu Adam Hallans Haus an der Themse gefahren. Die ganze Nacht hindurch hatte sich der Standort des Senders nicht verändert, das heißt, seine Signale waren kontinuierlich aus irgendeinem Zimmer in dem eleganten Haus aus dem 18 . Jahrhundert gekommen. Odette wollte Hallan noch nicht verhaften. Ihr Ziel war es, so viele Terroristen wie möglich in dem Netz zu fangen, das sie ausgelegt hatte.
Toni hatte den größten Teil der Zeit geschlafen. Sie hatte sich schon am ersten Feiertag kurz vor Mittag in ihrer Wohnung hingelegt, um den versäumten Schlaf nachzuholen. In Gedanken flog sie mit dem Helikopter quer über Großbritannien und fürchtete, der winzige Sender könne doch irgendwann ausfallen. Trotz ihrer Ängste und der inneren Anspannung war sie binnen weniger Sekunden eingeschlafen.
Am Abend war sie nach Steepfall zu Stanley gefahren. Sie hatten eine Stunde lang in seinem Arbeitszimmer gesessen, Händchen gehalten und geredet, und dann war Toni nach London geflogen. Die Nacht hatte sie bei Odette in deren Wohnung in Camden Town verbracht – im Tiefschlaf.
Die Londoner Polizei folgte nicht nur dem Funksignal, sondern sie überwachte auch Adam Hallan sowie seine beiden Piloten. Am Morgen schlossen sich Odette und Toni dem Team an, das Hallans Haus unter Beobachtung hielt.
Ihr Hauptziel hatte Toni erreicht: Die tödlichen Virusproben befanden sich wieder im BSL - 4 -Labor im Kreml. Nun hoffte sie, auch noch die Hintermänner dingfest zu machen, jene Leute, die für den Albtraum der letzten Tage verantwortlich waren. Sie wollte Gerechtigkeit.
Hallan hatte eine Lunchparty gegeben, und fünfzig Gäste unterschiedlichen Alters und der verschiedensten Nationalitäten waren erschienen, alle ebenso teuer wie salopp gekleidet. Einer der Gäste hatte das Haus mit der Parfümflasche verlassen. Toni, Odette und die Londoner Beschatter verfolgten den Sender bis nach Bayswater und überwachten dort den ganzen Nachmittag über ein Studentenheim.
Erst um sieben Uhr abends setzte sich das Signal wieder in Bewegung.
Eine junge Frau kam aus dem Haus. Im Licht der Straßenlaternen konnte Toni erkennen, dass sie wunderschönes dunkles Haar hatte, voll und glänzend. Sie trug eine Schultertasche, klappte ihren Mantelkragen hoch und ging auf dem Bürgersteig davon. Ein Kommissar in Jeans und Anorak stieg aus einem hellbraunen Rover und folgte ihr.
»Ich denke, jetzt ist es bald so weit«, sagte Toni. »Sie ist auf dem Weg zum Tatort.«
»Ich will es sehen«, erwiderte Odette. »Ich brauche gerichtstaugliche Zeugenaussagen für den Mordversuch.«
Als die junge Frau eine U-Bahn-Station betrat, verloren sie sie aus den Augen. Das Funksignal wurde besorgniserregend schwach, als die Frau unter der Erde verschwand. Eine Weile lang blieb es stationär, dann bewegte es sich wieder; vermutlich war die Frau in eine U-Bahn gestiegen. Sie folgten dem schwachen
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