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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie ist leer.«
    Die beiden sind okay, entschied Toni und blickte nach vorn. Der Mercedes lag auf dem Dach, und Kit war gerade herausgeklettert. Toni lief auf ihn zu, und Stanley folgte ihr auf den Fersen.
    Kit wollte davonrennen, die Straße entlang Richtung Wald, doch der Unfall hatte ihn schwer mitgenommen und wohl auch verletzt, jedenfalls war sein Rennen mehr ein Torkeln. Das schafft er nie, dachte Toni, und tatsächlich: Schon nach wenigen Schritten stolperte Kit und fiel hin.
    Den Wald würde er nie erreichen; er schien es selbst zu merken. Kaum war er wieder auf den Füßen, schlug er die entgegengesetzte Richtung ein und rannte auf die Klippen zu.
    Toni hatte den Mercedes erreicht und warf einen raschen Blick hinein. Nigel lag zusammengekrümmt da, die Augen weit aufgerissen, mit dem starren Blick eines Toten. Drei Gangster wären erledigt, dachte Toni: Nummer eins gefesselt, Nummer zwei bewusstlos, Nummer drei tot. Bleibt nur noch Kit.
    Kit rutschte auf dem vereisten Fahrweg aus, stolperte, fand sein Gleichgewicht wieder und drehte sich um. Er zog die Parfümflasche aus seiner Jackentasche und hielt sie vor sich wie eine Waffe. »Halt, oder ich bringe uns alle um!«, rief er.
    Toni und Stanley blieben stehen.
    Schmerz und Wut verzerrten Kits Gesicht. Toni sah einen Mann, der seine Seele verloren hatte. Er war in diesem Zustand zu allem fähig, ein Mann, der seine Familie auslöschen konnte oder sich selbst und der bereit war, die ganze Welt mit sich in den Abgrund zu reißen.
    »Hier draußen wirkt es nicht, Kit«, sagte Stanley.
    Toni fragte sich, ob das stimmte, und auch Kit schien an der Aussage zu zweifeln, denn er fragte: »Warum nicht?«
    »Spürst du nicht den Wind?«, erläuterte Stanley. »Die Tröpfchen werden sich verteilen, bevor sie Schaden anrichten können.«
    »Zur Hölle damit!«, schrie Kit und warf die Flasche hoch in die Luft. Dann drehte er sich um, sprang über die niedrige Mauer und rannte, so schnell er konnte, auf den nur wenige Meter entfernten Klippenrand zu.
    Stanley sprang ihm nach.
    Toni fing die Parfümflasche auf, bevor sie auf dem Boden zerschellen konnte.
    Mit einem Hechtsprung gelang es Stanley, Kit an den Schultern zu erwischen, und um ein Haar hätte er ihn festhalten können, doch dann rutschten seine Hände ab. Er stürzte zu Boden, schaffte es im Fallen aber noch, Kits linkes Bein zu packen und sich daran festzukrallen. Als Kit nun ebenfalls stürzte, ragten sein Kopf und seine Schultern weit über den Klippenrand hinaus. Stanley schob sich über ihn und hielt ihn mit seinem Gewicht.
    Toni warf einen Blick in die Tiefe. Gut dreißig Meter unter ihnen brodelte die See zwischen zerklüfteten Felsen.
    Kit wehrte sich heftig, doch sein Vater drückte ihn fest auf den Boden. Endlich gab er seinen Widerstand auf und lag still.
    Stanley stand langsam auf und zog Kit hoch. Kit hielt die Augen geschlossen. Er zitterte und bebte vor innerer Erregung, als hätte er einen Anfall. »Es ist vorbei«, sagte Stanley, legte die Arme um seinen Sohn und hielt ihn fest. »Es ist alles vorbei, Kit.« So standen sie am Klippenrand, und der Wind zerzauste ihnen das Haar, bis Kit sich allmählich beruhigte und aufhörte zu zittern. Da drehte Stanley seinen Sohn sachte um und führte ihn zurück zum Haus.
     
    Die Familie hatte sich im Wohnzimmer versammelt. Es war ziemlich still im Raum. Alle waren sie noch wie benommen und konnten es noch nicht ganz glauben, dass der Albtraum vorüber war. Stanley rief über Kits Handy den Notarzt in Inverburn an, während Nellie versuchte, ihm die Hände zu lecken. In mehrere Decken gewickelt, lag Hugo auf der Couch, und Olga wusch ihm seine Wunden. Ihre Schwester Miranda kümmerte sich in gleicher Weise um Tom und Ned. Kit lag mit geschlossenen Augen auf dem Fußboden. Craig und Sophie saßen in einer Ecke und unterhielten sich flüsternd. Caroline hatte sämtliche Ratten wieder eingefangen und hielt den Käfig auf den Knien. Direkt neben ihr saß Tonis Mutter mit dem jungen Hund auf dem Schoß. Der Weihnachtsbaum funkelte in seiner Ecke.
    Toni rief Odette an. »Wie weit, sagtest du, sind diese Hubschrauber entfernt?«
    »Eine Stunde«, erwiderte Odette. »Aber das ist inzwischen überholt. Als es zu schneien aufhörte, hab ich sie sofort losgeschickt. Sie sind jetzt in Inverburn und warten auf weitere Instruktionen. Warum fragst du?«
    »Ich hab die Bande dingfest gemacht und die Viren zurückgeholt, aber …«
    »Dingfest gemacht? Was, du allein?«

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