Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
schlagartig einem anderen Ausdruck. Das war Wahnsinn – blanker, kalter Wahnsinn. „Das kannst du nicht machen. Das darfst du nicht.“, brüllte er sie kreischend an. „Du musst das Ritual vollenden. Wir brauchen die Macht.“ Mia stutzte. „Wir?“
„Ich habe 25 Jahre lang gewartet, um endlich an die Macht des Artefakts zu gelangen. Dein Vater hat es mir verwehrt. Er wollte alles für sich alleine. Dafür musste er bezahlen.“ Die Worte sprudelten förmlich aus ihm heraus. Dabei lachte der alte Mann auf eine diabolische Art und Weise. „Aber du bist schlau. Du lässt mich daran teilhaben. Dein Blut und mein Blut. Genug Macht für uns beide.“ Er keuchte laut. „Ich hab dir doch geholfen. Ohne mich wärst du niemals hierher gekommen. Gemeinsam können wir ganz Quandala beherrschen. Nichts wird sich uns in den Weg stellen. Und wer es dennoch wagt, den löschen wir aus…“ Der Wahnsinn ließ Doran Zis Gesicht zunehmend zu einer Fratze werden. „Mein Vater…“, begann sie, doch der alte Mann ließ sie gar nicht ausreden. „Dein Vater war ein Dummkopf und ein kaltblütiger dazu. Glaubst du, dass er einfach so zur Macht gekommen ist? Nein, er ist über Leichen gegangen, viele Leichen. Deine Mutter und er, liebten es andere zu quälen und zu verraten. Sie setzten den Blutstein ein, um Gegner aus dem Weg zu schaffen. Das ganze Trara über ihre karitative Ader, war bloß eine Farce, nur dafür bestimmt die einfachen Leute zu täuschen. Ich habe ihnen geholfen und wollte nur, dass er seine Macht mit mir teilt. Aber er wollte nicht mit mir teilen. Dabei war ich doch sein bester Freund. Er wollte alles für sich – für sich ganz allein. Rücksichtslos und eiskalt. Doch mit meiner List hat er nicht gerechnet. Ich war schlauer als er. So darf man nicht mit mir umgehen.“ Seine Hände verkrampften sich immer mehr und wirkten fast schon wie Klauen. Mia trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. Zugleich brach für sie eine Welt zusammen. All das, was sie über ihren Vater und ihrer Mutter zu wissen meinte, zerfiel mit einem mal zu Staub.
„Woher hätte ich wissen sollen, dass er das Artefakt versteckt hatte?“ Doran Zi lief zu der Wand wo das Messer und der Blutstein lagen. Er kniete sich hin, traute sich aber nicht den Stein zu berühren. „Du!“, schrie er und zeigte mit dem Finger zu Mia, „dich hätte das Feuer auch töten müssen!“ Mia weinte. Ja sie wünschte sich, sie wäre damals gestorben. Ihr ganzes Leben – eine einzige Lüge. Immer nur war sie manipuliert und benutzt worden. „Warum…warum habt ihr mich nicht getötet?“, fragte die junge Frau schluchzend, obwohl sie die Antwort wusste. Für ihn war sie nur ein Werkzeug gewesen. „Mit einem Kleinkind konnte ich nichts anfangen.“, scharf schnitt seine Stimme die Luft. Seine Augen gingen durch Mia hindurch, als wäre sie gar nicht da. „Die anderen sind schwach gewesen! Keiner ist so weit gekommen wie du. Aber du …“, Doran Zi machte eine Pause und hob das Messer hoch, an dem sein Blut glänzte. „Du, bist stark. Kannst töten. Wu Jen liebt es zu töten.“
Seine Worte trafen Mia hart. Er hatte Recht. Sie taumelte rückwärts und hielt sich die Ohren zu. Das Böse steckte in ihr, hatte immer dort unter der Oberfläche gelauert. Ihr Erbe. ‚ Töte ihn. Töte ihn. Er hat deine Eltern umgebracht .‘ Langsam drang die Stimme des Blutsteins wieder zu ihr durch. „Neeiin!“ ‚ Dummes Mädchen ‘, tadelte sie der Stein, ‚ dummes, dummes Mädchen. Du kannst nicht vor mir weglaufen, ich bin du .‘ Aus seiner Ecke fing der Stein zu pulsieren an, sendete rote Lichtstrahlen durch den Raum. „Wu Jen, bleib hier. Wir spielen zusammen.“ Doran Zi öffnete einladend die Arme, doch Mia bemerkte ihn kaum. ‚ Töte ihn! TÖTE IHN!!! Gib mir sein Blut als Opfer. Zusammen sind wir stark. Stärker als dein Vater und deine Mutter .‘ „Ich bin nicht du!“, schrie Mia. Tränen liefen ihr ungehindert auf den Wangen und sie zitterte am ganzen Körper. Sie wollte wegrennen, aber ihre Beine weigerten sich, sie weg zu tragen. Im Hinterkopf hallten die Worte des Steins: ‚ Töte ihn!‘ Doran Zi kniete immer noch mit offenen Armen da und wartete. Ein leichtes Opfer. Er hätte es verdient, durch ihre Hand zu sterben. Das rote Licht des Blutsteins verformte weiter sein Gesicht. Seine blutunterlaufenen Augen quollen hervor, seine Lippen waren geplatzt, und das Blut lief ihm am Kinn hinunter. Ein Teil von Mia wollte ihn packen und ihm
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