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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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Erstes Kapitel
    D ie Garretts waren für uns von Anfang an tabu.
    Aber das ist nicht der Grund, warum sie eine wichtige Rolle spielten.
    Als ihr verbeultes Auto an jenem Tag vor zehn Jahren zusammen mit einem Umzugswagen vor dem Nachbarhaus hielt, standen wir gerade im Vorgarten.
    »Oh nein.« Mom ließ seufzend die Hände sinken. »Ich hatte so sehr gehofft, das würde uns erspart bleiben.«
    »Was denn?«, rief meine ältere Schwester Tracy, die im Blumenbeet neben der Einfahrt hockte, über die Schulter. Sie war damals acht und pflanzte gerade eifrig Narzissenzwiebeln ein, wie Mom es uns morgens aufgetragen hatte. Neugierig sprang sie auf, lief zu dem Lattenzaun, der unsere Grundstücke trennte, und spähte auf Zehenspitzen zu den Neuankömmlingen rüber. Ich presste mein Gesicht zwischen zwei der Latten und beobachtete staunend, wie nacheinander zwei Erwachsene und fünf Kinder aus dem winzigen Wagen kletterten. Die Szene erinnerte mich an eine dieser Clownsnummern im Zirkus.
    »Das da.« Mom deutete mit der Pflanzschaufel auf das Auto, während sie sich mit der anderen Hand ihre silberblonden Haare aus dem Gesicht strich. »Der Fluch jeder guten Wohngegend. Eine chaotische Großfamilie, die nie ihren Rasen mäht, die Blumenbeete verkommen lässt, wenn sie überhaupt welche anlegt, und deren Kinder überall Spielsachen herumliegen lassen. So etwas kann den Wert der Immobilien im gesamten Viertel herabsetzen. Und ausgerechnet so eine Familie muss neben uns einziehen. Du hast die Blumenzwiebel falsch herum in die Erde gesetzt, Samantha.«
    Ich drehte die Zwiebel schnell um und robbte dann auf Knien wieder zum Zaun, ohne auch nur eine Sekunde den Vater der Familie aus den Augen zu lassen, der gerade ein Baby aus dem Wagen hob, während gleichzeitig ein Kleinkind mit zerzausten Locken auf seinen Rücken kletterte. »Die sehen aber nett aus«, sagte ich.
    Ich weiß noch, wie es daraufhin still wurde und ich zu meiner Mutter aufschaute.
    Sie sah mich kopfschüttelnd an. »Ob sie nett sind oder nicht, ist nicht die Frage, Samantha. Du bist sieben und damit alt genug, um zu verstehen, worum es geht. Fünf Kinder. Grundgütiger. Genau wie in der Familie deines Vaters. Das ist abartig.« Sie schüttelte wieder den Kopf und verdrehte die Augen.
    Ich rückte näher an Tracy heran und schabte mit dem Daumennagel einen weißen Lacksplitter von einer der Zaunlatten. Meine Schwester warf mir den warnenden Blick zu, mit dem sie mir sonst immer zu verstehen gab, dass sie nicht gestört werden wollte, wenn sie gerade vor dem Fernseher saß und ich reinkam, um ihr eine Frage zu stellen.
    » Der da ist süß«, sagte sie und spähte wieder über den Zaun. Ich folgte ihrem Blick und sah, wie ein älterer Junge, der einen Baseballhandschuh trug, hinten ausstieg und sich anschließend noch einmal umdrehte, um einen Karton mit einem Helm, einem Schläger und anderen Sportsachen von der Ablage zu nehmen.
    Schon damals verdrängte oder vergaß Tracy gern, wie sehr unsere Mom damit haderte, alleinerziehend zu sein und keinen Partner zu haben. Unser Vater hatte uns ohne ein Abschiedswort verlassen und Mom hochschwanger und mit einer einjährigen Tochter sitzen gelassen. Sie blieb mit einem Berg enttäuschter Hoffnungen und – zum Glück – dem ererbten Vermögen ihrer Eltern zurück.
    Wie die nächsten Jahre zeigten, waren unsere neuen Nachbarn genau so, wie Mom es vorhergesagt hatte. Die Garretts mähten ihren Rasen nur sporadisch, bestenfalls. Die Lichterketten von Weihnachten blieben bis Ostern hängen. Der Garten hinter ihrem Haus wurde zu einem Kinderspielplatz mit Pool, Trampolin, Schaukel und Klettergerüst umfunktioniert. In regelmäßigen Abständen machte Mrs Garrett sich die Mühe, ein paar Blumen zu pflanzen – Springkraut im Juni, Chrysanthemen im September –, nur um sie anschließend wieder verkümmern zu lassen, da sie Wichtigeres zu tun hatte, zum Beispiel sich um ihre fünf Kinder zu kümmern. Im Laufe der Zeit wurden acht daraus. Jedes von ihnen kam mit ungefähr drei Jahren Abstand zu seinen Geschwistern.
    »Mein kritischer Moment«, hörte ich Mrs Garrett eines Tages im Supermarkt zu Mrs Mason sagen, die gerade eine Bemerkung über ihren wachsenden Bauch gemacht hatte, »kommt mit einundzwanzig Monaten. Das ist der Zeitpunkt, wo sie plötzlich keine Babys mehr sind. Und ich liebe Babys nun mal über alles.«
    Mrs Mason hatte die Brauen hochgezogen und gelächelt, sich dann aber mit zusammengekniffenen Lippen

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