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Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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verhielten sich die Leute so – sein Meister oder auch der Statthalter? Das ließ sich rational beim besten Willen nicht erklären, zumindest nicht mit den Informationen, die er besaß. ‚Ich muss es herausfinden‘, spornte er sich immer wieder selbst an, ‚muss das Puzzle zusammensetzen. Das wäre so wichtig.‘ Aber noch fehlten ihm entscheidende Bausteine dazu.
     
    Ranja richtete seinen Blick in den Himmel. Die Nacht war sternenklar. Weit und majestätisch spannte sich das Himmelszelt über ihm. ‚Wie klein und unbedeutend wir doch sind…‘, überkamen den Beschwörer fast schon philosophische Gedanken. Um ihn herum lagen rund zwanzig Männer und Frauen und schliefen. Es hatte sich als Glücksfall erwiesen, dass sie von der Reisegruppe erfahren hatten. In solcher Gemeinschaft gestaltete sich die Reise nicht nur sicherer, sondern sie fielen auch weniger auf. Bei den meisten hier handelte es sich um Kaufleute. Dazu kamen die obligatorischen Wachen, die für die Sicherheit zu sorgen hatten. Ihr Ziel war die Hafenstadt Pirlia im Osten Quandalas, ein internationaler Umschlagpunkt. Dort winkten dem gewieften Händler beste Geschäftsaussichten.
     
    Nachdem sich die beiden Männer von Mia verabschiedet hatten und von den Mönchen mit unauffälliger Zivilkleidung versorgt worden waren, hatten sie sich den Reisenden angeschlossen, die gerade im Begriff standen, in den Osten des Reiches zu reisen. Pirlia wurde vom Haus Ai-Shun regiert – ein erklärter Rivale und wohl auch Gegner des Hauses Xi-Yang. Das war kein Geheimnis. Die Häuser in Quandala lebten ihre Rivalität offen aus – im legalen wie auch im illegalen Rahmen. Hauptsache, es ließ sich einem nichts nachweisen. Ranja und Huan hofften, in der Stadt mehr Gehör zu finden und auf jemanden zu treffen, der geeignete Maßnahmen in die Wege leiten würde. Denn die drohende Gefahr ließ sich nicht einfach von der Hand weisen. Die ganze Situation machte dem Beschwörer reichlich Angst. Und so klammerte er sich mit aller Macht an seine Fähigkeiten, auch wenn er sich nicht vollständig sicher sein konnte, wie weit diese eigentlich gingen. Das Erlebnis in Wan-La wirkte immer noch nach bei ihm. Da existierte diese Kraft ich ihm, dieses Gefühl der Kontrolle. Doch trotz allem Üben, trotz aller Versuche hatte er so etwas bislang nicht mehr zu Stande gebracht. Jeden Tag probierte er es erneut. Heimlich. Es sollte niemand etwas davon mitbekommen, auch Huan nicht. Sein Versagen ging allein ihn etwas an – keinen sonst. Eine Mischung aus Wut und Ehrgeiz packte ihn. Zufällig fiel sein Blick auf einen etwa kopfgroßen Stein, der nicht allzu weit entfernt lag. Ranja konzentrierte sich darauf, versuchte ihn mit der Kraft seiner Gedanken zu bewegen. Doch es rührte sich nichts. Erneut versuchte er es. Sein ganzer Kopf war angespannt, die Stirn lag in Falten. Er wollte es einfach mit Gewalt vollbringen. Aber wiederum blieb der Erfolg aus. ‚Verflixt. Warum klappte das nicht?‘ Bei den Kolossen ging es doch auch so einfach. Er konnte sogar in die riesigen Steinstatuen eindringen, wenn er seinen Geist leer machte, sich ganz in sie hineingab. Da galt er unbestritten als ein Meister seines Fachs. Und hier, bei diesem blöden Stein versagten seine Fähigkeiten?
     
    Wut stieg erneut in ihm auf. Am liebsten hätte er irgendetwas zertrümmert. Fragte sich nur: was? ‚Moment‘, schoss es ihm da plötzlich durch den Kopf, ‚Wie ging das nochmal? Den Geist leer machen.‘ Schlagartig dämmerte ihm, wo die ganze Zeit über das Problem lag. Er wollte die Steine zwingen, sie beherrschen mit Kraft und Gewalt. Das hatte er mit den Kolossen nie gemacht. Er betrachtete sie als eine Art lebende Wesen, streichelte sie mit seinen Gedanken, sprach innerlich mit ihnen und ließ seinen Geist so ganz langsam in sie hineinfließen. Dabei strengte er sich überhaupt nicht an und schaltete seine Gedanken weitestgehend ab. Noch während er darüber nachdachte, beruhigte sich sein Inneres und er spürte, wie sein Geist sich auf den Weg machte. Sanft umschmeichelte er den Felsbrocken, tastete danach, suchte nach Punkten, wo er eindringen und sich mit dem Stein verbinden konnte. Schließlich gelang es ihm. Er war drin. Er war der Fels. Hart und beständig. Jahrmillionen alt. Die Oberfläche verwittert von Sonne, Wind und Regen. Gleichzeitig spürte er eine Leichtigkeit, wie sie so gar nicht zu dem schweren Material passte. Er versuchte im Geist zu hüpfen. Der Stein erzitterte leicht. Wieder sprang

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