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Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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wegzuducken. Sein Schwert wäre dann wohl direkt durch Sheilas Hals gedrungen. Aber so konnte er zeigen, wie geschickt er war. Typisch männliches Imponiergehabe. „Was wäre gewesen“, hob Sheila plötzlich noch einmal an und schaute Mia direkt in die Augen, „wenn ich nicht so schnell reagiert hätte?“ Ohne mit der Wimper zu zucken hatte sie die passende Antwort parat: „Dann wärt ihr es wohl nicht wert gewesen.“ Akribisch achtete sie darauf, dass Sheila den Wurfstern nicht bemerkte, der die ganze Zeit über in ihrer Hand gelegen hatte, jederzeit bereit, ihn auf den Angreifer abzufeuern.
     
    „Aber mal abgesehen davon, was ist hier überhaupt los?“, wollte Mia nun wissen. Sheila zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht genau. Es sind anscheinend Eindringlinge im Kloster. Dieser hier“, sie trat noch einmal mit dem Fuß gegen den toten Mann am Boden, „wollte euch wohl einen Besuch abstatten. Als ich versuchte, ihn davon abzuhalten, gerieten wir aneinander.“ Mia dachte nach. Ein Detail irritierte sie. „Was habt ihr denn vor meinem Zimmer zu suchen gehabt?“ Sheila schaute ertappt zu Boden. „Meister Ru Tan“, stammelte sie „hat mir aufgetragen, euch zu bewachen. Fragt mich nicht, warum. Ich hinterfrage seine Befehle nicht. Das steht mir nicht zu.“ ‚Der alte Fuchs.‘, dachte Mia und hatte jetzt, noch höhere Achtung vor dem Ordensmeister. Bei allem Wohlwollen hatte er es nicht ausgeschlossen, dass Mia ein Gefahrenpotenzial darstellen könnte. So handelte ein weiser Mann. „Ist schon in Ordnung. Du hast deine Pflicht getan. Ich mache dir keinen Vorwurf. Außerdem hast du mich vielleicht gerettet. Dafür gebührt dir Dank.“ Etwas zögerlich hob Sheila wieder ihren Kopf und lächelte verlegen. „Gab es denn noch weitere Eindringlinge?“, wechselte Mia jetzt das Thema. Erfreut stieg das Mädchen darauf ein. „Ich weiß es nicht. Aber dem Aufruhr nach, der im Kloster herrschte, gab es noch mehr davon. Vielleicht sollten wir zu Meister Ru Tan gehen. Der wird Näheres wissen.“
     
    Schnell warf Mia sich angemessene Kleidung über und sammelte ihren Dolch auf. Dann brachen sie auf. Bereits auf dem Weg zu Ru Tans Privatquartier begegneten ihnen zahlreiche Ordensbrüder und –schwestern. Alle trugen Waffen und wirkten aufgeregt. Schnell bekamen sie heraus, dass an verschiedenen Stellen Attentäter in das Kloster eingedrungen sein mussten. Es gab auch Gerüchte, dass einige Ordensmitglieder ums Leben gekommen sein sollten. Die beiden Frauen beschleunigten noch einmal ihre Schritte. Endlich erreichten sie Ru Tans Räume. Eine stattliche Zahl Mönche stand vor der Tür, bereit den Meister mit ihrem Leben zu verteidigen, wenn es nötig sein sollte. Als sie Sheila sahen, traten sie bereitwillig zur Seite und ließen sie passieren. Mia wunderte sich ein wenig. Offenbar hatte dieses Mädchen eine besondere Stellung im Kloster. Wer war sie? Ru Tan befand sich gerade im Gespräch mit zwei weiteren Mönchen, als die Frauen das Zimmer betraten. Mit besorgtem Gesicht lief der Ordensmeister auf Sheila zu, fasste sie an den Schultern und fragte: „Ist alles in Ordnung, mein Kind?“ Die junge Frau nickte. „Ja, Vater.“ Jetzt verstand Mia. Es galt zwar als ungewöhnlich, dass ein Mönch ein Kind zeugte, verboten war es allerdings nicht. Und wie sie schon früher bemerkt hatte: Ru Tan hatte seinen eigenen Kopf.
     
    Der Ordensmeister wandte sich nun Mia zu: „Sie sind deinetwegen gekommen.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Also nickte sie nur. „Sie sind sehr zielstrebig vorgegangen.“, fuhr Ru Tan fort, „Zwei Brüder haben ihr Leben verloren. Einer von ihnen war Pai Pey.“ Mia zuckte zusammen. Wütend ballte sie ihre Fäuste. Es war eine Sache, dass diese Hurensöhne sie verfolgten und ihr nach dem Leben trachteten. Aber unschuldige Leute in die Angelegenheit hineinzuziehen. Das ging eindeutig zu weit. Der liebenswürdige alte Mann wollte ihr doch nur helfen und etwas über Xi-Yang herausfinden. ‚Xi-Yang‘, ging es ihr immer wieder durch den Kopf. Wer sonst hätte schon ein Interesse daran, ihre Nachforschungen zu behindern und sie zu beseitigen? Und wer wäre sonst so dreist, in eine heilige Stätte einzudringen, um Tod und Verbrechen hierher zu tragen? Auf diese Fragen gab es für Mia nur eine Antwort. Und die lautete ‚Xi-Yang‘. Tränen der Wut standen ihr in den Augen. „Es ist meine Schuld, was hier passiert ist. Wenn ich es nur wieder gut machen könnte…“

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