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Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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die Neugier in sich weiter anwachsen. Von der anderen Seite der Tür waren jetzt langsame schlurfende Schritte zu hören. Eine näselnde Stimme sagte so etwas wie „Ein alter Mann ist doch kein Rennpferd.“ Die beiden Frauen schauten sich spontan an und mussten grinsen. Pai Pey war unterwegs.
     
    Wenig später schwang die schwere Tür auf. Mia staunte. Der Archivar hatte sich seit damals kein bisschen verändert. Als wäre er überhaupt nicht älter geworden. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die beiden Frauen von Kopf bis Fuß. „Ah, Sheila, wen bringst du mir denn da?“ „Meister Pai Pey, ich bringe hier Schwester Mia-Lin zu euch.“, antwortete sie mit einer angemessenen Verneigung. Auch Mia verneigte sich. Dabei warf sie der anderen Frau einen bösen Blick zu. „Ich bin keine Schwester mehr.“, raunte sie ihr zu. „Schwester Mia-Lin“, fuhr Sheila unbeirrt fort und betonte das erste Wort besonders, „hat selbst lange Jahre hier im Kloster verbracht und möchte euch nun einige Fragen stellen. Meister Ru Tan bitte euch, der Schwester ihre Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.“ Pai Pey richtete seinen Blick nun gänzlich auf Mia und schaute ihr tief in die dunklen Augen. Mia bemühte sich, dem Blick standzuhalten. ‚Wie trüb seine Augen sind.‘ Schließlich beendete der Archivar seiner Musterung. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Tatsächlich, du bist es. Mia-Lin, die kleine Rebellin.“ Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Sheila sich beherrschen musste, um nicht in ein lautes Lachen auszubrechen. Augenblicklich schoss ihr das Blut in den Kopf und ließ ihn hochrot leuchten. Der alte Mann schaffte es tatsächlich mit wenigen Worten, dass sie sich wieder wie ein kleines Kind fühlte.
    „Es ist schon eine ganze Weile her, dass du das Kloster verlassen hast. Wie ist es dir ergangen seitdem? Und was führt dich nun wieder hierher? Aber nein“, unterbrach Pai Pey sich selbst, „so gehört sich das nicht. Tritt doch bitte ein in mein Reich. Ich werde uns einen grünen Tee kochen. Und was Süßes habe ich bestimmt auch noch. Dann können wir in aller Ruhe ein wenig plaudern.“ Schnell huschte Mia an dem alten Mann vorbei durch die Tür, während Sheila sich verneigte und zum Gehen umwandte.
     
    Hinter der Tür befand sich ein kleiner Raum, in dem zahlreiche Regale an den Wänden standen – vollgestopft mit allen möglichen und unmöglichen Gegenständen. Ein wildes Sammelsurium. Nur Schriftstücke suchte man hier vergebens. Gegenüber dem Eingang gab es eine weitere Tür, durch die der Archivar Mia jetzt führte. Sie betraten einen langen Flur, von dem zahlreiche Türen links und rechts abgingen. Zwischen den Türen standen an den Wänden Bücherregale, die mit Folianten, Akten und anderen Schriftstücken gefüllt waren. Es waren unglaublich viele. Doch Mia vermutete, dass hinter den Türen noch viel mehr davon lagerten. Vielleicht war die Wissenssammlung der Mönche sogar noch größer und bedeutender als die der großen Bibliothek in Quandala.
     
    Nach einer Weile blieb Pai Pey vor einer weiteren Tür stehen. „Da wären wir.“, sagte er zu Mia und öffnete die Tür. Langsam schlurfte er in den dahinter liegenden Raum. Eine Wohnstube mit mehreren Sesseln und einem niedrigen Tisch. In einer Ecke stand ein kleiner Herd, auf dem Wasser in einem Topf vor sich hin dampfte. „Nimm Platz.“, bedeutete der Archivar der jungen Frau und zeigte auf einen der Sessel. Dann ging er bedächtig zum Herd herüber und goss einen Kanne Jasmintee auf. Etwas später saßen sie sich gegenüber und tranken in Ruhe eine Tasse. „So, nun haben wir Leib und Seele gestärkt.“, durchbrach Pai Pey das Schweigen. „Was führt dich zu mir?“ Mia war froh, dass sie nun endlich all das loswerden konnte, was ihr auf der Seele lag. Und so legte sie los und erzählte ihre Geschichte. Der Archivar hörte aufmerksam zu, nickte hier und da und schaute sie die ganze Zeit über mit seinen trüben Augen an. Beim Reden merkte Mia, wie wohl ihr das tat. Gleichzeitig realisierte sie aber auch, dass da mehr aus ihrem Mund herauskam, als sie eigentlich vorhatte zu erzählen. Doch die Geschichte musste jetzt einfach raus. Und Pai Pey gab einen geduldigen Zuhörer ab.
     
    Ob Mias Geschichte auf den Archivar Eindruck gemacht hatte, ließ sich an seinem Gesicht nicht ablesen. Er blieb die ganze Zeit über weitgehend regungslos. Als die junge Frau schließlich mit ihrem Bericht fertig war, wiegte Pai

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