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Eisprinzessin

Eisprinzessin

Titel: Eisprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Familiengeheimnis auf der Spur. Er hoffte, den Senior dort anzutreffen. Vor ihm bog das silberne Mercedes SL Cabrio, das er schon gesehen hatte, in die Garageneinfahrt. Die Fahrerin stieg aus und kam auf ihn zu.
    »Grüß Gott. Sie interessieren sich für die Immobilie?«
    Die Maklerin.
    »Eigentlich wollte ich zu Herrn Helmer senior.«
    »Ach, jetzt erkenne ich Sie wieder, Sie sind doch von der Kripo, stimmt’s? Den Herrn Helmer bräuchte ich selbst dringend. Ich habe zwei ernsthafte Kaufinteressenten für die Villa an der Hand, kann ihn aber nicht erreichen. Deshalb hab ich gedacht, ich schau einfach mal vorbei. In einer halben Stunde kommen außerdem weitere Kunden zur Besichtigung.«
    Haus und Grundstück wirkten verlassen. Als wären sie schon verkauft. Meißner folgte der Maklerin zur Haustür.
    »Und Sie? Sind Sie eigentlich gut versorgt? Haben Sie nicht schon mal an den Kauf einer Immobilie gedacht? Die Zeiten sind ja so unsicher und die Zinsen so niedrig wie noch nie. Da muss man eigentlich zugreifen. Ich meine, als Beamter in Lebensstellung. Gehobener Dienst, nehme ich an? Besoldungsgruppe A11, A12? Da kommt doch ganz schön was zusammen.«
    Seltsam, dachte Meißner. Schon wieder jemand, der über Beamte ganz genau Bescheid wusste. Über die faulen, gut verdienenden Sesselpupser.
    »Da brauchen Sie doch was zum Steuernsparen«, fuhr die Dame, an deren Namen er sich beim besten Willen nicht erinnern konnte, fort. »Ein Anlageobjekt, ein paar Schulden. So wie’s im Moment bei uns ausschaut, trifft’s die Braven wahrscheinlich am schlimmsten. Die nie Schulden machen und sogar was für den Ruhestand angespart haben, das jetzt auf dem Sparkonto liegt und keine Zinsen mehr bringt. Oder sind Sie schon Immobilienbesitzer?«
    »Ja«, sagte Meißner, um das Thema zu beenden. »Ich hab eine Immobilie. Sie hat circa fünfzehn Quadratmeter und verfügt über Ofenheizung und Plumpsklo.«
    »Ein Wochenendhaus also. Wo liegt es denn, wenn man fragen darf?«
    »Draußen in den Donauauen«, sagte er und bereute es auf der Stelle, als er ihren gierigen Blick bemerkte.
    »Wollen Sie es verkaufen?«, fragte sie. »Daran wären bestimmt viele interessiert. Für so was kriegen Sie ja heute keine Genehmigung mehr. Ein Naturgrundstück im Naturschutzgebiet! Unter meinen Kunden sind viele passionierte Jäger und Naturliebhaber, die würden dafür ein kleines Vermögen zahlen. Überlegen Sie’s sich. Hab ich Ihnen schon mein Kärtchen gegeben?«
    »Das haben Sie schon, danke«, sagte er. »Ich denke darüber nach. Mich zieht’s sowieso eher Richtung Süden, wo’s wärmer ist.«
    »Soll ich Ihnen da was vermitteln? In Spanien, auf den Balearen vielleicht? Da gibt’s einen riesigen Immobilienmarkt. Ich sag Ihnen, da können Sie im Moment Schnäppchen machen ohne Ende. Und da wollen doch eh alle Deutschen hin, oder?«
    »Wahrscheinlich, aber dafür habe ich jetzt leider nicht die Zeit. Ich bräuchte dringend den Herrn Helmer senior.«
    Nachdem sie mehrfach geklingelt hatten, riefen sie den Firmenchef noch auf dem Handy und unter seiner Festnetznummer an. Von draußen hörten sie das Telefon klingeln, und nachdem niemand abnahm, öffnete die Maklerin die Tür mit ihrem Schlüssel. »Hallo? Jemand zu Hause?« Die Maklerin nahm den Entwurf für den Kaufvertrag an sich, der auf dem Telefontisch in der Diele lag.
    »Prima«, sagte sie. »Wenigstens hat er den Entwurf geprüft und abgezeichnet. Dann kann ich den ausfertigen lassen, sobald meine Interessenten definitiv zugesagt haben.«
    »Moment mal«, sagte Meißner. »Darf ich da mal einen Blick drauf werfen?«
    »Meine Verträge sind immer in Ordnung.« Die Maklerin war pikiert. »Da können Sie sich drauf verlassen.«
    Aber Meißner hatte schon gefunden, wonach er suchte. Als Hauseigentümer und Verkäufer waren angegeben: Erwin Helmer, geboren am 23. 12. 1945, und Eva Maria Helmer, deren Geburtsdatum Meißner mittlerweile auswendig wusste.
    »Haben Sie Frau Helmer eigentlich mal gesehen oder am Telefon gesprochen?«, fragte er die Maklerin.
    »Nein. Bisher hatte ich immer nur Kontakt zu Herrn Helmer. Ich hab gedacht, dass die beiden getrennt leben und deshalb auch verkaufen. Aber die privaten Umstände meiner Auftraggeber gehen mich wirklich nichts an.«
    »Haben Sie vielleicht eine Adresse oder eine Telefonnummer von Herrn Helmers Anwesen im Altmühltal?«
    »Leider nein, aber mit Ihren Computern müsste das doch leicht herauszufinden sein. Ist denn irgendwas nicht so, wie es

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