Eisrose
gemacht für den deinen. Zweitens: Würde ich zu gerne wissen, wie eben dieser schmeckt. Und drittens: Sehne ich mich nach Leidenschaft, die mir vollkommen den Verstand raubt. Das ist bisher noch keinem gelungen.“ In ihren Augen blitzte es schelmisch auf. „Und?“
„Nein.“
„Schade.“
„Ja.“ Mit diesem einen emotionslos dahingeworfenen Wort drehte er sich um und verschwand …
Leah tauchte aus ihren Erinnerungen auf. In den ersten Jahren danach hatte sie gierig jeden Artikel über ihn verschlungen, hatte seine Interviews mit Interesse verfolgt, einer Obsession gleich hatte sie alles inhaliert, was sie über ihn in Erfahrung bringen konnte. Nach und nach hatte ihr Interesse an seiner Person schließlich nachgelassen, verschwand jedoch nie ganz. Und seine Fotos faszinierten sie bis heute. Als Tochter eines Galeristen wurde sie schon als Kind mit Kunst konfrontiert, studierte die Abgründe der menschlichen Psyche, trat jedoch beizeiten in die Fußstapfen ihres Vaters. Aus ihrer gemeinsamen Vorliebe für erotische Kunst und die unterschiedlichen Facetten sexueller Lust wuchs mit den Jahren schließlich der Wunsch, diesen Club zu gründen. Für Leah auch so etwas wie eine Art Rehabilitation ihre eigene Sexualität betreffend. Vor Jahren hatte sie sich dominieren lassen und seelisch einen hohen Preis dafür gezahlt.
Ihr Vater war ihr schon in jungen Jahren stets der beste Freund gewesen. Und nachdem sich ihre Eltern getrennt hatten und ihre Mutter ausgewandert war, um eine Beautyfarm auf Ibiza zu leiten, hatte sich die Beziehung zwischen Vater und Tochter noch intensiviert. Gemeinsame Interessen, nicht nur in beruflicher Hinsicht, hatten sie zusammengeschweißt, und so war es auch selbstverständlich, sich über ihre jeweilige Vorliebe für Dominanz und Unterwerfung auszutauschen.
Für beide stand fest, dass sie den dominanten Part als ihren Weg gefunden hatten. Mit einem eigenen Club als Background die perfekte Symbiose. Sie hatten das imposante Gebäude, in dem der Club lag, vor Jahren zu einem günstigen Preis erstanden. Es war von üppigen Sträuchern und bunt blühenden Rosenspalieren umgeben und geschmückt. Neben dem großen Hauptsaal bot der Club verschiedene Szeneräume, eine riesige Saunalandschaft, Zimmer, die jedermann mieten konnte, und unterschiedliche Kellerverliese mit allem, was das Szeneherz höherschlagen ließ.
Leah liebte den Club und würde alles dafür tun, um ihn zu halten. Aus den Augenwinkeln sah sie eine Gruppe devoter Frauen in einem Hauch von Nichts, mit Lederhalsband – ein Zeichen für ihren Status. Sie warteten deutlich erkennbar darauf, von einem Dom ausgewählt zu werden. Und erneut war Leah dankbar für den für sie bestimmten Weg als Domina.
Darauf zu warten, ausgesucht zu werden, Kontrollverlust, Hingabe, Unterwerfung. Einmal und nie wieder. Sie genoss die Macht, die sie über Männer hatte. Sie bestimmte, hielt die Zügel in der Hand, gab den Weg und das Tempo vor. Perfekt. Und wenn der von ihrem Vater in die Wege geleitete Deal mit DomW, alias Dominik Winter, endlich in Sack und Tüten war, würde auch sie sich endlich wieder vollkommen gut fühlen.
Doch dafür galt es, Überzeugungsarbeit zu leisten. Ihr Vater hatte den Grundstein gelegt und hoffte nun auf das charmante Geschick seiner Tochter. Sie würde es versuchen, würde ihr Bestes geben. Schließlich steckte jede Faser ihres Herzens in diesem Club. Und bevor sie zusah, wie dieser auf den langsamen, aber sicheren Ruin zusteuerte, würde sie kämpfen wie eine Löwin.
In den letzten Jahren hatte sie sich von einem verzogenen jungen Ding zu einer reifen Frau entwickelt. Sie war nicht mehr das unbeschwerte Mädchen von damals, hatte ihre Erfahrungen machen müssen. Erfahrungen, die sie geprägt hatten. Und auch ihre Methoden, um gesteckte Ziele zu erreichen, hatten einen Wandel vollzogen. Was die Arbeit betraf, so gab sie einhundert Prozent. Sie arbeitete hart. Und war gut. Sogar sehr gut! Sie steckte ihre ganze Liebe hinein, während sie sämtliche ihrer sozialen Beziehungen eher auf einem oberflächlichen Level hielt.
Sie würde souverän und geschäftstüchtig vorgehen, ihm gar eine Teilhaberschaft anbieten. Schließlich hatte er in allem, was er bisher getan hatte, Hände aus Gold gehabt. Und was war schon dabei, einen stillen Teilhaber im Boot sitzen zu haben, der mit den eigenen Projekten so viel zu tun hatte, dass man ihn mit Sicherheit kaum zu Gesicht bekam.
Ein Blick auf ihre Armbanduhr zeigte,
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