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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Anführer der Axtkrieger und gab seinem Schlachtross die Sporen. Um es zu lenken, brauchte er offenbar keine Zügel, denn statt dieser hielt er noch immer beide Zauberstäbe in den Händen.
    Aber das Tier scheute.
    Unter dem Rundbogen des Tores, das den inneren Burghof begrenzte, erschien ein grelles Licht, blendender noch, als wenn man direkt in die Sonne schaute.
    Das Pferd des Axtkriegers wich zurück. Der Krieger selbst fasste beide Zauberstäbe mit seiner gewaltigen linken Pranke, um die Rechte frei zu haben. Mit dieser griff er in eine kleine Ledertasche, die an seinem Gürtel hing. Was seine sechsfingrige Rechte umschloss, war nicht zu sehen.
    Während Keandir sich vor seinen am Boden liegenden Sohn stellte, um die von allen Seiten heranstürmenden Angreifer abzuwehren, wurde aus dem Licht ein Schwert, das aus purem Feuer zu bestehen schien. Es lag in der Hand einer Gestalt, die eine weiße Kutte trug. Das Material glänzte wie Elbenzwirn. Eine Aura aus Licht umflorte den Kämpfer, vor dem selbst der Anführer der Axtkrieger einen gehörigen Respekt zu haben schien. Dessen Schlachtross ging ein paar Schritte rückwärts.
    »Hinweg, ihr Mächte der Finsternis!«, dröhnte eine Stimme, die Keandir aufhorchen ließ, denn er erinnerte sich nur zu gut an ihren Klang.
    Der Kämpfer mit dem Lichtschwert streifte die Kapuze aus Elbenzwirn zurück, und sein Gesicht kam zum Vorschein. Das Haar war weiß, die Züge von zahlreichen tiefen Falten durchzogen. Die Elemente von Jugend und Alter vermengten sich in dieser Erscheinung auf eine Weise, wie sie selbst für den Anblick elbischer Augen ungewöhnlich waren.
    »Brass Elimbor!«, entfuhr es König Keandir ergriffen, während ihm allein der Gedanke an diese außergewöhnliche Gestalt in der Geschichte der Elbenheit neue Kraft und einen verzweifelten Mut gab. Wuchtige Hiebe drängten die Angreifer zurück. Einem trennte er die sechsfingrige Pranke mitsamt der Axt ab, einen anderen tötete ein wohlgezielter Stich in die Dunkelheit seiner Kapuze.
    Kurz nach Ankunft der Elben im Zwischenland, das auch Ethranor genannt wurde, war Brass Elimbor bei den Versuch, noch einmal Kontakt zu den geistigen Sphären aufzunehmen, so geschwächt worden, dass er wenig später verstarb. Von allen Elben hatte er das höchste Lebensalter erreicht und es beinahe geschafft, die Lebensspanne dieses Volkes bis zum Ende auszukosten und eines natürlichen Todes zu sterben. Auf einem der nahen Berge hatte er sich zum Sterben zurückgezogen. Sein Körper blieb dort aufrecht sitzend und mit dem Blick auf die Gebirgslandschaft von Hoch-Elbiana zurück, umgeben von einem magischen Feld, das ihn vor der Verwesung schützte. So war dieser Ort zum Heiligtum geworden, zu dem die Schamanen der Elben regelmäßig pilgerten, dessen Bedeutung für den Rest der Elbenheit allerdings immer weniger wichtig war. So wie die Namenlosen Götter und die Eldran ihr Interesse am Schicksal der Elbenheit offenbar verloren hatten, hatten sich auch die meisten Elben von ihnen abgewandt. Die Hoffnung, durch diese Wesenheiten Beistand zu erlangen, indem man zu ihnen betete, indem man sie ehrte und ihren Opfer darbrachte, hatte sich fast völlig verflüchtigt; bei den im Zwischenland geborenen Elbianitern war sie sogar nie gegeben gewesen. Nur eine kleine Minderheit klammerte sich noch an der Vorstellung, die Namenlosen Götter könnten sich eines Tages vielleicht doch wieder des Schicksals der Elben erbarmen und ihnen beistehen.
    Konnte es sein, dass in dieser bizarren Zwischensphäre, in die Keandir und Magolas geraten waren, zumindest der Geist von Brass Elimbor noch existierte?
    Die lichtumflorte Gestalt trat einen weiteren Schritt vor. Das Feuerschwert wirbelte durch die Luft. Es variierte in seiner Länge, sodass seine Spitze plötzlich dicht vor dem Kopf des Axtkriegers durch die Luft fegte; sie hätte ihn sogar getroffen, hätte sich dieser nicht im letzten Moment im Sattel zurückgelehnt. Das Schlachtross wich ein paar weitere Schritte nach hinten und stieß dabei einen Laut aus, der halb Wiehern und halb Schmerzensschrei war.
    Keandir hieb unterdessen mit unverminderter Wut auf die ihn umringenden und immer wieder gefährlich nahe kommenden Gnome ein. Magolas lag noch am Boden und stieß einen röchelnden Laut aus. Sein Blut ergoss sich auf das Pflaster des inneren Burghofs, und es zerriss Keandir förmlich das Herz, als er begriff, was mit seinem Sohn los war:
    Magolas lag ihm sterben!
    Selbst für jemanden, der nicht

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