Elben Drachen Schatten
auch ihre Wissbegier und ihre Lernfähigkeit. Verehrten sie das Elbenvolk zunächst als Lichtgötter, so zogen sie später unter der Führung des Eisenfürsten gegen das Elbenreich ins Feld und brachten es in der Schlacht an der Aratanischen Mauer an den Rand des Abgrunds.
Inzwischen leben viele Rhagar auf der elbischen Seite dieses Schutzwalls, vor allem in den südlichen Herzogtümern Nuranien und Elbara. Und auch in den nördlichen Herzogtümern Nordbergen und Meerland sowie in dem Herzogtum Noram, das König Keandir dereinst als Bollwerk gegen die Trorks des Wilderlandes gründete, bauen sie ihre Häuser, zeugen ihre Kinder und sterben nach einem kurzen, bedeutungslosen Dasein. Noch findet man sie kaum in Elbiana, dem unter direkter Herrschaft von König Keandir stehenden Kernland des Elbenreichs. Doch auch das wird sich mit der Zeit ändern, denn ihre Frauen sind gebärfreudig, und ihre Zahl nimmt ständig zu, während die der Elben stagniert.
Manch Elb blickt auf diese Elben-Rhagar hochmütig herab. Aber er sollte dabei bedenken, dass es auch ihre Krieger sind, die das Elbenreich an der Aratanischen Mauer verteidigen.
Aus den Schriften Hyrondisils des Vielwissenden
Und Magolas schuf ein Reich, das größer war als alle Menschenreiche, die es bis dahin gegeben hatte, und man verglich ihn alsbald mit dem legendären Eisenfürsten von Cosanien, der es Zeitalter zuvor gewagt hatte, das Elbenreich herauszufordern.
Zuerst nahm sich Magolas, der Sohn König Keandirs von Elbiana, die Tochter des Königs von Aratan zur Gemahlin und herrschte alsdann als König von Aratan. Schon bald entriss er dem Kaiser der Südwestlande die Provinz Norien und machte sich schließlich sogar dessen gesamtes Reich untertan. Auch das Land Karanor fiel ihm zu, und später besiegte sein Heer die Armee des Rhagar-Reichs von Aybana, das er seinem Imperium ebenfalls einverleibte.
Bei der Stadt Milorn im Land Kossarien besiegte Magolas die Armeen des mächtigen Reichs von Kossar, dessen Bewohner es fortan vorzogen, ihm Tribut zu entrichten, statt dass seine Krieger ihr Land verwüsteten. Auch vom Reich der Halblinge in Osterde nahm Magolas Tribut, und die Rhagar-Herrscher von Haldonia und Marana schlossen sich ihm als Verbündete an, während die Tagoräer im Süden vor seiner Macht zitterten. Ihnen nahm er das Land Soria fort und gliederte es in sein Reich ein.
Einen Großkönig nannte man Magolas oder auch einen König der Könige, und sein Imperium wurde das Magolasische Reich genannt. Das Schicksal wollte es, dass einzig das Elbenreich seines Vaters Keandir in der Lage war, seinem Eroberungswillen die Stirn zu bieten. Doch war es Magolas prophezeit worden, dass sein Schwert einst den Namen Elbentöter erhalten würde, und inzwischen erschien dies dem langlebigen Elbenherrscher eines von kurzlebigen Menschen bewohnten Reichs keineswegs mehr absurd.
Mit der Rhagar-Prinzessin Larana aber zeugte er die magisch über die Maßen begabten Zwillinge Daron und Sarwen und setzte so die Blutlinie der Elbenkönige Péandir, Eandorn und Keandir fort.
Die Chronik von Elbara
(ursprüngliche Fassung vor der Redaktion unter Herzog Deranos I., den ersten Rhagar-Herrscher von Elbara)
Nur ein Jahr später ward Larana schwanger, und so erfüllte sich ihr sehnlichster Wunsch. Magolas aber spürte das heraufdämmernde Verhängnis so deutlich, als wäre es schon geschehen. Die Finsternis, die seine Augen auf einmal ständig ausfüllte, war das äußere Zeichen dafür, dass er zum Sklaven der dunklen Kräfte geworden war.
Es war die Liebe zu der Rhagar-Prinzessin Larana, die ihn zum Diener des Schattenherrschers Xaror und zum Feind seines Vaters hatte werden lassen. Denn nur Xarors Magie konnte Laranas kurze menschliche Lebenspanne über das naturgegebene Maß hinaus verlängern. Und diese Magie war es letztendlich auch, die dafür verantwortlich war, dass Larana in einem Alter, in dem von einer gewöhnlichen Rhagar-Frau nur noch bleiche Gebeine geblieben wären, mit Zwillingen gesegnet wurde.
Der Großkönig hatte keine andere Wahl, als Xarors Willen zu erfüllen und dem ehemaligen Herrscher des Dunklen Reichs die Rückkehr aus dem Limbus zu ermöglichen, in den es ihn vor vielen Zeitaltern durch ein fehlgeschlagenes magisches Experiment verschlagen hatte. Und die beiden Zwillinge, die ihm sein Weib gebar, trugen den Keim der Finsternis in sich. So waren sie wie geschaffen, um Xarors willfährige Diener zu werden.
»Was wir aus Hass tun, ist
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