Ella in der zweiten Klasse
versicherte Mika.
»Und ich hab ein winzig kleines Gehirn«, sagte ich.
»Aha«, sagte die Schulpsychologin und schaute unseren Lehrer mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich glaube, du solltest deine Aufgabe hier an unserer Schule vielleicht doch ein bisschen ernster nehmen.«
Wir fanden es seltsam, dass sie so offen und vor unseren Augen über die Sache redeten. Aber vielleicht dachten sie, dass wir sowieso nichts gegen sie ausrichten konnten. In jedem Fall war es gruselig.
»Diese Kinder sind absolut normal. Sie haben nur viel Fantasie«, fuhr die Psychologin fort und leckte sich die Lippen.
Wir schauten uns an. Musste sie an die Soße denken, die sie bald daraus zubereiten würden?
»Wusstest du übrigens, dass ich als Kind überzeugt war, ein roter Gummiball zu sein?«, fragte die Psychologin unseren Lehrer.
»Nein, das wusste ich nicht, aber ich hätte es mir denken können«, sagte der Lehrer und führte uns zurück ins Klassenzimmer.
Die Einzigen, die das alles kein bisschen zu stören schien, waren Pekka und der Rambo. Wahrscheinlich weil sie plötzlich die besten Noten bekamen. Sie rechneten besser und lasen schneller, hingen länger am Reck und beschmierten alles mit Fingerfarben, wie es sich gehörte. Es sah fast so aus, als gefiele es ihnen in der Schule. Für uns andere war klar, was das bedeutete. Wir wussten Bescheid!
»Wenigstens haben sich Pekka und Pertti in letzter Zeit gut entwickelt«, sagte der Lehrer. Er gab beiden einen schönen Löwenstempel ins Heft und tätschelte ihnen die Köpfe. Uns anderen wurde richtig schlecht.
Der Plan
Pekka spielte jetzt immer mit dem Rambo. Wir hatten es erst gar nicht gemerkt, weil wir in den Pausen immer in der Rosenhecke saßen. Unsere Krisensitzungen fanden jetzt täglich statt, denn die Krise wurde immer größer. Dann kam die Pause, in der wir Pekka und den Rambo miteinander Fußball spielen sahen. Es sah komisch aus, denn der Ball war immer noch ganz platt.
»Spielt doch mit!«, rief Pekka uns zu.
Wir taten so, als würden wir ihn nicht sehen und nicht hören. Das war allerdings schwierig, weil Pekka direkt neben der Rosenhecke stand und gerade das letzte welke Blatt davon abzupfte. Es war gruselig, so ganz ohne Schutz zu sein.
»Lass sie doch in der Hecke sitzen, die sind doch nicht normal«, sagte der Rambo, der plötzlich neben Pekka auftauchte.
»Wer hier nicht normal ist, ist noch die Frage«, sagte Timo giftig. Wir fanden, damit hatte er’s ihm gut gegeben.
»In einer Woche ist das Fußballspiel. Kommt trainieren!«, sagte Pekka.
»Vergiss es. Wir wissen nämlich, worum es da wirklich geht«, sagte Hanna.
»Um Fußball, oder?«, tat Pekka unschuldig.
»Ha!«, sagten wir wie aus einem Mund. Das hörte sich so gut an, dass wir es noch dreimal sagten.
»Komm, lass die Schlaumeier, wir spielen weiter!«, sagte der Rambo ungeduldig
Dann nahmen sie ihren platt gequetschten Ball und verschwanden.
Wir saßen betrübt in der Hecke, die eigentlich keine Hecke mehr war, sondern nur noch ein Gewirr von dornigen Zweigen.
»Habt ihr das gehört?«, fragte Timo.
Wir nickten.
»Der Rambo hat kein einziges Mal gedroht, uns eins auf die Nase zu geben«, sagte Hanna.
»Das bedeutet, dass wir bald so weit sind – schön reif und saftig«, flüsterte Tiina.
»Wir dürfen trotzdem nicht aufgeben«, sagte ich.
»Fußball!«, schrie da Timo mit einer Stimme, dass wir schon befürchteten, er sei vor Angst verrückt geworden.
»Das Fußballspiel ist die Lösung!«, schrie Timo. »Es ist eine Falle. In Wirklichkeit wollen sie uns nur alle auf einem Haufen versammeln, damit sie uns leichter in ihr Raumschiff laden können.«
Da ging uns anderen auch die schreckliche Wahrheit auf: Die nichts ahnenden reifen Schüler würden sich versammeln, um Fußball zu spielen oder sich das Fußballspiel anzuschauen. Aber dann würden riesige Raumschiffe auf dem Platz landen, und sie würden uns in die eiskalten Laderäume treiben, wo sie uns aufbewahrten wie Fischstäbchen in der Tiefkühltruhe. Wir wussten zwar nicht wirklich, wie Fischstäbchen vom Meer in die Tiefkühltruhe kamen, aber so ungefähr stellten wir es uns vor. Es hörte sich ganz schön düster an.
»Trotzdem dürfen wir nicht aufgeben«, sagte ich.
»Aber was sollen wir tun?«, seufzte Hanna.
»Fliehen«, schlug Tiina vor.
»Aber ich will erst Fußball spielen«, jammerte Mika.
»Und was ist mit denen aus den anderen Klassen? Wir können sie doch nicht einfach den Außerirdischen
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