Elton John - Bego, M: Elton John
Air und The Townhouse aufgenommen. Chris Thomas produzierte. Diesmal war es keine leichte Aufgabe, denn zum ersten Mal seit Jahren war Elton im Studio nicht von Kokain beflügelt.
„Anfangs hatte er große Angst davor, ins Studio zu gehen, weil er noch nie nüchtern ein Album gemacht hatte“, verriet John Reid. „Am ersten Tag hielt er es ungefähr zwanzig Minuten aus und sagte dann, es ginge einfach nicht.“ (5) Aber sobald das Eis gebrochen war, wurde alles viel einfacher.
Bernie Taupin war besonders stolz auf den Sound des neuen Albums, und zwar sowohl, was die Musik, als auch was Eltons Stimme anging. Unbestreitbar zählt das Werk zu Eltons allerstärksten Veröffentlichungen. Im Gegensatz zu so vielen anderen Alben, die alle mit lauwarmen, langsamen Balladen begannen, hat The One einen ansteckend treibenden Anfangssong, „The Simple Life“. In diesem Stück singt er voller Inbrunst davon, wie leidenschaftlich er sich in das neue Leben stürzt, das er für sich entdeckt hat.
Zu den anderen dramatischen Stücken auf The One gehört „Runaway Train“, ein Duett mit Eric Clapton. Beide Rockstars wussten aus eigener Erfahrung, dass das Leben manchmal so schnell entgleisen kann wie ein führerloser Zug. Da bald eine gemeinsame Tour von Elton und Eric anstand, bat der Rocket Man Taupin, einen Song zu schreiben, den sie beide zusammen singen konnten.
Sowohl Elton als auch Eric hatten ihre Drogensucht besiegt, und beide hatten viele Freunde verloren. Außerdem hatte Eric erst vor kurzem auf tragische Art und Weise gelernt, wie vergänglich das Leben sein konnte. Der Tod seines Sohnes Connor, der 1991 gestorben war, lastete immer noch schwer auf ihm. „Runaway Train“ war das perfekte Stück für ein Duett der beiden.
Taupin erinnert sich: „In dem Stück geht es hauptsächlich darum, wie schmerzhaft so ein Verlust ist. Und das passt sowohl zu Elton als auch zu Erics Leben. Der Song klingt auch nach Akzeptanz und Versöhnung. Sie beide sind durch die Hölle gegangen und dadurch stärker geworden.“ (6)
Zu den eindrücklichsten Liedern auf The One gehört „Emily“, bei dem Elton so jazzig Klavier spielt wie seit Jahren nicht mehr. Am ergreifendsten ist jedoch „The Last Song“, in dem ein sterbender Aidskranker seinen heterosexuellen Vater mit seinem Leben als Homosexueller konfrontiert. Das Stück gehört zu den traurigsten und berührendsten Kooperationen von Elton und Bernie. „Elton hatte mir keine Vorgabe gegeben. Und so suchte ich mir ein großes Thema, das so noch nie in einem Liedtext verarbeitet worden war. Meiner Meinung nach war die Zeit reif dafür.“ (7)
Auch das Design des Albums spiegelte wider, dass sich einiges verändert hatte. Der Elton John auf dem Cover ist kaum wieder zu erkennen. Patrick Demarchelier hatte ihn mit einer seiner neuen, teuren Perücken fotografiert, und er ist von einer Grafik von Gianni Versace umgeben, die aussieht wie ein ultrateurer Schal aus der Kollektion des Designers.
Gianni Versace war ein sehr enger Freund von Elton geworden. Wie Elton war auch der italienische Designer ein schwerreicher Homosexueller, und die beiden leisteten sich Eskapaden an den unterschiedlichsten Orten rund um den Globus. Versace hatte das gesamte Album gestaltet, und das Ergebnis war so opulent wie Elton John selbst.
„In letzter Zeit fasziniert mich Mode sehr“, erklärte Elton damals, „denn ich verstehe jetzt, wie viel Arbeit und Kreativität dahinter steckt. Ich habe großen Respekt vor allen, die Kleider entwerfen und damit dauerhaft Erfolg haben. Ob mir ihre Kreationen nun besonders gefallen oder nicht, ist dabei nebensächlich. Aber die Menschen, die ein solches Risiko eingehen und dabei eine solche Lebensfreude und Energie ausstrahlen wie mein Freund Gianni Versace, die mag ich wirklich. Deshalb trage ich auch hauptsächlich Versace. Natürlich mag ich auch andere Designer, aber in 85 Prozent der Fälle greife ich zu Versace. Seine Entwürfe gefallen mir einfach und ich fühle mich wohl in ihnen. Gianni und ich sind Seelenverwandte, und seine Gegenwart gibt mir immer neue Energie!“ (8)
Elton war in dieser Zeit so restlos begeistert von Versaces Arbeiten, dass er sich von ihm sogar das Bühnenbild für seine The One -Tour entwerfen ließ. Sein damaliger Beleuchter George Masek erinnert sich: „Angeblich war bei den ersten Entwürfen kein Platz für die Band auf der Bühne. Sie sollten hinter den Aufbauten stehen. Offenbar hatte Elton dagegen einige Bedenken
Weitere Kostenlose Bücher