Elton John - Bego, M: Elton John
und fragte: ‚Aber wo ist denn die Band?‘ Und Versace sagte: ‚Die verdecken das Bühnenbild. Wenn man die Band sehen kann, wirkt mein Hintergrund nicht richtig.‘“ (9) Wie man sieht, machte Elton wirklich eine intensive „Versace-Periode“ durch.
Der Pressesprecher David Salidor sah das ähnlich: „Das Album The One wurde von Versace gestaltet, die Schrift ist von Versace, Elton trägt Versace-Kleider und dazu eine seiner irren Perücken. Das Ganze sieht aus wie der feuchte Traum eines Homosexuellen.“ (10)
Die Kritiker reagierten sehr gemischt auf The One .
Jim Farber schrieb im Rolling Stone : „Ein Elton John-Album zu kaufen ist wie in Bankanleihen zu investieren. Riesengewinne sind nicht zu erwarten, aber dafür ist die Anlage ziemlich sicher. The One wird der Nachwelt wahrscheinlich nicht wegen der Musik in Erinnerung bleiben, sondern weil es das erste Albumcover ist, auf dem Elton John eine Perücke trägt.“ (11) Mittlerweile wurde über Eltons neues Haar leidenschaftlicher diskutiert als über seine Musik.
The One und die ausgekoppelten Singles erreichten gute Chart-Werte und katapultierten Elton John im internationalen Geschäft in mehreren Ländern auf den Spitzenplatz, namentlich in Deutschland, Frankreich und Italien. Das Album erreichte Platz 2 in Großbritannien und Australien, Platz 8 in den USA und Platz 35 in Japan. Der Song „The One“ schaffte es in Kanada und den amerikanischen Adult Contemporary-Charts auf Platz 1, in Deutschland auf Platz 4 und auf Platz 9 in den US-Pop-Charts. „Runaway Train“ erreichte Platz 31 in Großbritannien und Platz 41 in Deutschland. „The Last Song“ kletterte in Kanada auf Platz 7, in Großbritannien auf Platz 21 und in Australien und den USA auf Platz 23. „The Simple Life“ setzte sich an die Spitze der Adult Contemporary-Charts, erreichte Platz 3 in Kanada, Platz 38 in Deutschland und Platz 44 in Großbritannien. Elton war zurück, und zwar enorm erfolgreich.
Jetzt war es an der Zeit für ihn, der Welt, die so gut zu ihm gewesen war, etwas zurückzugeben. 1992 gründete er den amerikanischen und 1993 den britischen Zweig seiner Elton John Aids Foundation. Wie auf der Website zu lesen ist, „konzentriert sich EJAF auf die Unterstützung lokal organisierter Präventionsprogramme, Hilfsprojekte, Aufklärungskampagnen zur Minderung der Stigmatisierung Erkrankter, Aktionen zur Änderung der Aids-Politik der Regierung und die Direkthilfe für HIV/Aids-Erkrankte.“ (12)
Was motivierte Elton dazu, diese Stiftung ins Leben zu rufen? „Ich dachte‚ vielleicht kannst du ja irgendetwas tun, um all die schrecklichen Dinge zu mildern, die so vielen Menschen um dich herum geschehen. Damals starben immer mehr meiner Freunde an Aids, und ich kannte sehr viele Leute, die HIV-positiv waren. Ich gab ein paar Benefizkonzerte für sie, aber ich wollte irgendwann meine eigene Stiftung gründen, bei der ich die Fäden selbst in der Hand hatte.“ (13)
Damals standen Wohltätigkeitsorganisationen gerade schwer in der Kritik. Es kam die Frage auf, wie viel Geld eigentlich dafür ausgegeben wurde, Spenden einzutreiben, und wie viel Prozent dieser Spenden dann schlussendlich bei den Bedürftigen und Kranken landeten. „Ich habe schon auf sehr vielen Benefizkonzerten gespielt“, sagte Elton. „Und ich habe ziemlich genau hingeschaut. Manchmal geht wirklich alles Geld für Hotelzimmer, die Sonderwünsche von Stars und das Catering drauf. Ich dachte mir: ‚Du kannst das anständig aufziehen. Du musst das einfach machen, weil du es den Leuten schuldest, die einsam und ohne jede Hilfe sterben mussten.‘“ (14)
Elton sagte, er habe volle Kontrolle darüber, was mit den Spenden geschehe, die seine Stiftung einbringe. „Zum Glück haben wir zwei Stiftungen, eine in den USA und eine in Großbritannien“, erklärte er. „Und wir haben beschlossen, uns hauptsächlich auf direkte Hilfsleistungen zu konzentrieren. Ich wollte Erkrankten die Chance geben, ihre Lebensqualität zu erhalten, solange sie noch hier sind. Außerdem unterstützen wir die Aufklärungskampagnen, denn wenn man den Leuten nicht sagt, was Sache ist, dann kommt man auf keinen grünen Zweig. Alle Erlöse meiner Singles gehen an die Elton John Aids Foundation.“ (15)
Inzwischen sprach Elton John völlig offen über sein Leben als homosexueller Mann. Nachdem der Rolling Stone sein Coming-Out abgedruckt hatte, fand Elton überhaupt nichts mehr dabei, sein Schwulsein öffentlich zu erwähnen.
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