Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
Vom Netzwerk:
kapitel 1
    kapitel 1   Enders machten mir Angst.
    Der Pförtner führte mich lächelnd zum Eingang der Body Bank. Er war noch nicht uralt, vielleicht hundertzehn, doch das reichte, um mir Gänsehaut zu verschaffen. Wie die meisten Enders trug er falsches Silberhaar, eine Frage der Ehre in seinem Alter.
    Im Innern des ultramodernen Gebäudes mit seinen hohen Decken kam ich mir noch kleiner vor als sonst. Ich folgte ihm durch die Eingangshalle, als schwebte ich durch einen Traum, in dem meine Füße den Marmorboden kaum berührten.
    Er lieferte mich bei der Rezeptionistin ab. Sie trug weißes Haar und einen mattroten Lippenstift, der beim Lächeln auch auf ihren Schneidezähnen zu sehen war. In der Body Bank mussten sie nett zu mir sein. Aber wenn sie mir auf der Straße begegneten, behandelten sie mich wie Luft. Da spielte es keine Rolle, dass ich mal die Klassenbeste gewesen war – als es noch Schulen gab.
    Nun war ich sechzehn. Noch ein Baby in ihren Augen.
    Das Klappern hoher Absätze hallte von den kahlen Wänden wider, als mich die Empfangsdame in ein kleines Wartezimmer führte. Es war ebenfalls fast leer. In den Ecken standen mit Silberbrokat bezogene Stühle, die alt und kostbar wirkten, aber der Chemiegeruch in der Luft zeugte von frischer Wandfarbe und Synthetikmaterial. Auch das Vogelgezwitscher, das eine natürliche Umgebung vortäuschen sollte, war unecht. Ich warf einen Blick auf meinen zerschlissenen Trainingsanzug und die abgestoßenen Schuhe. Ich hatte die Sachen mehrmals gewaschen, aber manche Flecken ließen sich nicht mehr entfernen. Und weil ich den langen Weg nach Beverly Hills zu Fuß durch Nieselregen marschiert war, fühlte ich mich wie eine verwahrloste Katze.
    Meine Füße schmerzten. Ich hätte mich gern auf einen der Stühle sinken lassen, wagte es aber nicht, mit meinem nassen Hintern den Brokat zu beschmutzen. Ein hochgewachsener Ender kam in den Warteraum gerauscht und beendete mein Etikette-Dilemma.
    »Callie Woodland?« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich hatte Sie früher erwartet.«
    »Tut mir leid. Der Regen …«
    »Schon gut. Jetzt sind Sie ja hier.« Er streckte mir die Rechte entgegen.
    Das Silberhaar bildete einen starken Kontrast zu seiner künstlichen Bräune. Je breiter er lächelte, desto größer wurden seine Augen, was mich nervöser machte als sonst, wenn ich einem Ender gegenüberstand. Sie verdienten es nicht, Senioren genannt zu werden, auch wenn sie das am liebsten hörten, diese raffgierigen alten Kerle am Ende ihres Lebens. Ich zwang mich, seine runzlige Hand zu schütteln.
    »Ich bin Mr. Tinnenbaum. Willkommen bei Prime Destinations.« Er nahm auch seine Linke zu Hilfe, um meine Hand fest zu umschließen.
    »Ich wollte nur mal sehen …« Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, als sei ich gekommen, um mir ein Bild von der Innenausstattung zu machen.
    »Wie das hier so läuft? Natürlich. Fragen kostet nichts.« Er ließ endlich meine Hand los, strahlte mich aber weiterhin an. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles.«
    Er streckte den Arm aus, als könnte ich die Tür nicht allein finden. Seine Zähne blitzten so weiß, dass ich immer ein wenig zusammenzuckte, wenn er lächelte. Wir gelangten durch einen kurzen Korridor in sein Büro.
    »Hier herein, Callie. Nehmen Sie Platz!« Er schloss die Tür und deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch.
    Ich biss mir auf die Zunge, um ein Keuchen zu unterdrücken. Das hier war die totale Extravaganz. An einer Wand stand ein massiver Kupferbrunnen, aus dem unentwegt klares, kühles Wasser plätscherte, als gäbe es das umsonst.
    Ein gläserner Schreibtisch mit eingebetteten LED -Lichtern und einem Airscreen in Augenhöhe beherrschte das Zentrum des Raums. Der Bildschirm zeigte ein Mädchen in meinem Alter mit langem rotem Haar und einem Sporttrikot. Es erinnerte mich an ein Fahndungsfoto. Allerdings lächelte die Abgebildete, und ihr Gesichtsausdruck wirkte freundlich. Hoffnungsvoll.
    Ich nahm auf einem modernen Metallstuhl Platz, während Mr. Tinnenbaum hinter dem Schreibtisch stehen blieb und auf den Screen deutete. »Ein neues Mitglied, das genau wie Sie durch einen Freund von unserem Unternehmen erfuhr. Die Frauen, die ihren Körper mieteten, waren sehr angetan.« Er tippte eine Ecke des Schirms an, und das Bild wechselte. Jetzt war ein durchtrainierter Teen zu sehen in einem engen Schwimmanzug. »Die Empfehlung kam von ihm. Adam ist nicht nur Schwimmer, sondern auch Snowboard- und Skifahrer und ein

Weitere Kostenlose Bücher