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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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sie ein bisschen zuviel getrunken, und meine Vorführung hat sie verstört. Ich halte es für angebracht, meinen Beitrag zur Unterhaltung zu beenden.«
    »Ich halte es für das beste«, brüllte Nalor, jetzt seiner Stimme wieder fähig, »dass diese Hyrkanierin aus dem Saal und auf die Straße geworfen wird!«
    Sonja funkelte ihn an.
    »Steckt Euer Schwert ein, Weib! Wisst Ihr nicht, was es bedeutet in jemandes Haus die Waffe zu ziehen?«
    Sonja schwieg. Nun blitzten Hass und Herausforderung aus ihren Augen.
    Sendes verteidigte seinen Standpunkt. »Bitte, Sonja. Die Gefahr ist vorüber, das heißt, es gab gar keine. Steck deine Klingen ein, oder er wird dich festnehmen lassen.«
    Widerstrebend, ohne den Blick von Kus zu lassen, tat sie es. Sie zitterte vor Erregung, ihr Gesicht glitzerte von Schweiß, und ihre Augen verrieten außer Wut vielleicht auch eine Spur Furcht. »Siehst du denn nicht, was er ist?« flüsterte sie Sendes zu. »Mitra, seid ihr hier denn alle blind?« Ihre Klingen scharrten laut, als sie Schwert und Dolch in die Scheide zurückschob. Sie nahm den Fuß von der Tischkante herunter und stand hochaufgerichtet, als Mittelpunkt aller im Saal.
    »Wachen!« rief Nalor. »Bringt Sendes und seinen – seinen Gast aus dem Haus! Sofort!«
    Sendes sagte bedrückt zu Sonja: »Das kann mich meine Stellung kosten.« Er blickte auf die herankommenden Wächter, auch Sonja sah sie. Sie wirbelte herum, ehe sie sie erreicht hatten, und machte sich daran, den Saal von allein zu verlassen. Vorbei an den langen Tischreihen schritt sie, vorbei an den vielen Gesichtern und Augen und gestikulierenden Händen der Gäste.
    Der erzürnte Blick Nalors folgte ihr und ein noch weit finsterer, brennender.
    Durch die breite Flügeltür trat sie in die Vorhalle. Ohne auf Sendes zu warten, bedeutete sie den Dienern dort, ihr das Portal zu öffnen und sie hinauszulassen.
    Sendes folgte – verstört, gedemütigt, verlegen. Die Wächter ließen ihn vorbei, doch als er in die Vorhalle trat, hörte er Schritte hinter sich. Er drehte sich um und sah Nalor, der ihn an einer Säule stellte.
    »Was hattet Ihr im Sinn, als Ihr diese Barbarin hierherbrachtet?«
    »Ich – ich weiß nicht. Sie war gute Gesellschaft. Ich dachte, Ihr würdet …«
    »Dir habt Euch getäuscht!«
    »Verzeiht mir«, flehte Sendes, als er in die feindseligen Augen schaute. »Ich hätte nie gedacht, dass sie so hitzköpfig und so schnell mit dem Schwert zur Hand ist.«
    Zu Sendes Überraschung lächelte Nalor rätselhaft. »Es war wirklich aufregend. Sie hat Kus doch tatsächlich erschreckt.« Doch dann wurde sein Blick wieder streng. »Ich bemühe mich, einen guten Eindruck zu machen und kann nicht zulassen, dass Barbarinnen in Anwesenheit meiner Gäste ihre Schwerter ziehen!«
    »Das ist mir klar.«
    »Das hoffe ich sehr. Sie darf nie wieder hierherkommen, habt Ihr verstanden?«
    »Selbstverständlich, Lord Nalor. Aber …?«
    »Aber was?«
    »Darf ich?«
    »Dürft Ihr was, Sendes?«
    »Wieder hierherkommen? Ich meine – meine Stellung?«
    Nalor runzelte die Stirn. »An Eurer Stellung ändert sich nichts im Augenblick. Aber ich gestatte nur einen Fehler! Ich hoffe, auch das ist Euch klar!«
    »Ja, natürlich, mein Lord, natürlich.«
    »Und jetzt sorgt dafür, dass diese Frau von hier verschwindet, ohne noch mehr Ärger zu machen!«
    »Vielen Dank, mein Lord.«
    »Ich erwarte, dass Ihr morgen früh Euren Dienst wieder aufnehmt, Sendes. Und wir vergessen, was geschehen ist.«
    »Danke, Lord Nalor. Danke!«
    »Und jetzt geht!«
    Sendes eilte durch die Vorhalle und das Portal. Nalor blickte ihm nach. Sein Ärger war verflogen und er empfand heimliche Belustigung. Das war wahrhaftig ein erstaunlicher Vorfall gewesen, und diese Frau hatte doch Kus glatt auf seinen Platz verwiesen! Das war gut! Alles, was Kus ein wenig aus dem Gleichgewicht brachte und ihm bewusst machte, dass er nicht immer Herr der Lage war, war gut.
    Er drehte sich um, winkte seinen Wächtern und kehrte in den Bankettsaal zurück. Als er sich wieder an die Tafel setzte, schaute er sich vergebens nach dem Zauberer um.
    »Kus hat sich zurückgezogen«, sagte seine Tischnachbarin. »Er sagte, er würde später zurückkommen, um sein Mahl einzunehmen. Ich glaube, er war verärgert.«
    »Außer Fassung!« rief jemand in der Nähe lachend. »Eine herrliche Unterhaltung, Lord Graf!«
    Nalor atmete tief ein, hielt sein Lächeln zurück, und griff nach seinem Weinkelch.
     
    Sonja stand nicht vor dem Haus.

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