Endithors Tochter
vernichtet werden.
Lera rollte furchterfüllt die Augen, starrte Endithor an. Sie spürte, dass er kein weiteres Wort des Trostes mehr sagen würde. Die Muskeln ihres Busens spannten sich, die schweißglänzenden Brüste schimmerten im Kerzenschein, und ihr ganzer Körper glitzerte, als hätte Meeresgischt ihn besprüht. Bei einem flüchtigen Blick wirkte ihre Haut wie „flüssiges Gold. Ihre Nasenflügel blähten sich, ein paar Mal schlug sie den Kopf schwach auf den Steinaltar, als versuche sie selbst sich das Bewusstsein zu rauben, ehe das Messer herabsauste. Ihre Beine zuckten, die Schenkel klatschten auf den Stein, die Fersen scharrten über den Granit, bluteten. So sehr sie sich auch wand, sich gegen ihre Fesseln stemmte, und wie sie auch flehte, Endithor war fest entschlossen.
Der Edelmann blickte zu einer Zeitkerze auf einem Tisch hinter dem Altar. »Die Stunde der Krähe«, murmelte er. »Es ist soweit.«
Lera stöhnte. »Nein! Ihr Götter, nein, Herr! Gebieter!«
Endithor achtete nicht auf sie. Er nahm das Messer in beide Hände, richtete die Spitze zur Decke und hob die glänzende Klinge hoch über den Kopf.
»Arkatu, höre mich! Belias, höre mich! Andomian, höre mich! Ordium, höre mich! Höllenbrut, Dämonen der Tiefe, Heerscharen des Finsteren, hört mich! Folgt meinem Ruf und ergötzt euch an diesem Festmahl!«
Langsam senkte er den Dolch.
Die gelben Flammen der Kerzen auf dem Boden flackerten, obgleich die Fenster geschlossen waren und nicht der geringste Luftzug sich regte.
»Arkatu! Belias! Andomian! Ordium! Feletek o doro semitu! Kommt herbei aus den Höllen! Kommt zum Blut des Jungfrauenopfers! Folgt meinem Ruf zum Mahl und hört meine Befehle!«
»Nein!« wisperte Lera und wehrte sich schwach gegen ihre Bande. »Ihr Götter …«
Endithor schluckte schwer. Mit beiden Händen senkte er die Klinge, bis die Spitze Leras Haut zwischen den bebenden Brüsten berührte. »Folgt nun meinem Ruf!« schrie er, während die Kerzenflammen immer heftiger flackerten. »Ihr Geschöpfe der Finsternis, kommt und tut euch gütlich an Jungfrauenblut!«
»Nein!« schrillte Lera.
Endithor presste eine schweißnasse Hand auf ihren Mund und drückte sie nieder, während er von der Brustmitte zum Nabel einen kaum die Haut durchschneidenden Strich mit der Klingenspitze zog. Lera wand sich verzweifelt. Noch fester drückte Endithor sie auf den Altar. Blut sickerte aus der dünnen Schnittwunde. Immer noch mit der Hand auf der Sklavin Mund, hob Endithor den Dolch.
»Folgt meinem Ruf, Heerscharen der Finsternis! Folgt dem Blut! Kommt und ergötzt euch an dem jungfräulichen Fleisch. Erhebt euch und eilt herbei! Erfüllt meinen Wunsch und tötet Lord Kus von Shadizar!«
Da wurden Geräusche außerhalb des Raums laut. Noch stärker flackerten die Kerzen.
Endithor schrie: »Folgt meinem Ruf und vernichtet Lord Kus von …«
Wahnsinnig vor Angst drehte und wand Lera sich. Es gelang ihr, den Mund zu öffnen und die Zähne in Endithors Hand zu stoßen. Der Edle heulte auf und riss seine Finger fort.
Lera brüllte: »Ihr Götter, rettet mi-i-ich!«
Endithor schlug sie heftig auf eine Wange. »Folgt meinem Ruf: Arkatu! Beilas! Andomian …«
Weitere Geräusche – Schritte, das Rasseln von Waffen und Rüstung. Der Flammenschein hüpfte. Lera schrie gellend.
Endithor schwenkte den Dolch, nahm ihn erneut in beide Hände, hob ihn hoch über Leras Busen und richtete die Spitze auf des Mädchens Herz.
»Folgt meinem Ruf!«
»Ihr Götter, rettet mich!«
»Arkatu! Belias!«
Lautere Geräusche – dann Licht und Durcheinander, als Männer in den Raum stürmten. Stimmen erhoben sich schrill, fluchten. Von den Kerzen, die erloschen waren, kräuselte blauer Rauch empor. Lera schrie und schrie. Schließlich gelang es ihr, einen Fuß aus den Fesseln zu reißen. Sie schob das befreite Bein über den Altarrand, um es auf den Boden zu setzen.
Endithor heulte und wich zurück, schützend hielt er das Messer vor sich. Fackelschein erfüllte nun den Raum und das hallende Trampeln von Stiefeln. Rufe erklangen:
»Nehmt ihn fest!«
»Befreit das Mädchen!«
»Haltet ihn auf!«
»Ihr Götter! Er versuchte eine Beschwörung! Seht euch nur das Mädchen an, es blutet!«
»Löst die Fesseln! Befreit die Frau!«
»Packt ihn! Haltet ihn doch! Lasst den Dolch fallen, Lord Endithor! Lasst ihn fallen!«
Grobe Hände fassten von vorn und hinten nach Endithor. Sein Dolch wurde ihm entrissen. Benommen hörte er ihn auf den Boden
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