Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Der Edelmann und das Findelkind
Stephen Kenyon, der junge Herzog von Ashburton, hat die Pflichten seines Standes immer sehr ernst genommen - bis ein Arzt ihm eröffnet, daß er unheilbar krank sei.
Hals über Kopf verläßt er die glitzernde Welt des Londoner Regency-Adels. Bei einer Schauspielerfamilie auf dem Land findet er warmherzige Aufnahme.
Deren Pflegetochter Rosalind fühlt sich genauso zu ihm hingezogen wie er zu ihr. Doch die Liebe eines Findelkindes und eines Herzogs darf sich nicht erfüllen...
MARY JO PUTNEY
TANZ DER ROSE
Roman
Aus dem Amerikanischen von Alexandra von Reinhardt
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
HEYNE ROMANE FÜR »SIE« Nr. 04/329
Titel der Originalausgabe ONE PERFECT ROSE
Umwelthinweis:
Das Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt.
Deutsche Erstausgabe 4/2000
Copyright © 1997 by Mary Jo Putney Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2000 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Printed in Germany 2000 Umschlagillustration: Oliviero Bemi/Agentur Schlück Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin Druck und Bindung: Elsnerdruck, Berlin
ISBN 3-453-15982-9
http: //www. heyne. de
Für Pat Rice -Mitarbeiter, Verbündeter und Freund.
Mein besonderer Dank gilt Michael Miller, der mir erzählt hat, wie man sich auf der Schwelle des Todes fühlt, und seiner Frau, Laurie Grant Miller, die ebenfalls viel zu dieser Geschichte beitrug.
Ich glaube heute genauso wie als Kind, daß das Leben eine Bedeutung, eine Richtung und einen Wert besitzt, daß kein Leiden sinnlos ist, daß jeder Blutstropfen und jede Träne zählen, und daß das Geheimnis des Lebens in den Worten des Apostels Johannes enthüllt wird: »Deus Caritas est« - »Gott ist Liebe«.
Francois Mauriac
PROLOG
London, 1794
Das Kind stand mucksmäuschenstill in der Gasse und ließ das junge Paar, das durch die heruntergekommene Hafenstraße schlenderte, nicht aus den Augen. Beide sahen so ganz anders aus als die Leute, die in dieser Gegend lebten: sie waren sauber gekleidet, hatten fröhliche Stimmen und lachten viel.
Und sie aßen Fleischpasteten! Der köstliche Geruch stieg dem kleinen Mädchen verführerisch in die Nase.
Der Gentleman, der ihr wie ein Riese vorkam, machte eine ausladende Geste, und dabei fiel ein großes Stück seiner Pastete auf die schmutzige Straße, ohne daß er es bemerkte.
Furcht hatte die Kleine gelehrt, geduldig auszuharren, bis das Paar sich etwas entfernte. Viel zu lange durfte sie aber auch nicht warten, denn sonst könnte ein Hund oder eine Ratte ihr den Leckerbissen wegschnappen. Sie huschte aus ihrem Versteck, sicherte sich die Beute und stopfte sie sich hastig in den Mund. Das Fleisch war noch warm, und es schmeckte besser als alles, was sie seit einer Ewigkeit ergattert hatte.
Als die Lady sich unerwartet umdrehte, erstarrte das Kind und hoffte inbrünstig, daß man es nicht entdecken würde. Es hatte sehr schnell gelernt, daß man unsichtbar bleiben mußte. Da waren böse Buben, die mit Steinen warfen, und da war der Böse Mann gewesen, der sie mit einer Wurst angelockt hatte: seine heißen Hände waren über ihren ganzen Körper geglitten, und sie hatte geglaubt, daß er sie aufessen wollte, aber er hatte sie schnell losgelassen, als sie ihn in die Zunge biß.
Er hatte sie verfolgt und schlimme Wörter gebrüllt, bis sie durch eine Zaunlücke schlüpfte und sich in einem Abfallhaufen versteckte. Dort hatte sie die Wurst verschlungen, aber seitdem war sie ständig auf der Hut vor dem Bösen Mann und anderen Männern mit dem gleichen seltsamen Blick.
Die schöne dunkelhaarige Dame hob ihre Brauen und sagte lächelnd: »Wir haben einen kleinen Aasgeier auf den Fersen, Thomas! «
Es war ein freundliches Lächeln. Trotzdem wollte das kleine Mädchen sich in der Gasse verkriechen.
Die Lady ging in die Hocke, und jetzt konnte das Kind ihr in die blauen Augen schauen. »Du brauchst nicht wegzulaufen, Liebling! Ich teile gern mit dir. « Sie streckte ihre Hand mit dem Rest der Fleischpastete aus.
Die Kleine zögerte, weil sie sich daran erinnerte, daß auch der Böse Mann sie mit Essen einfangen wollte. Aber dies hier war eine Dame, und die Pastete roch so gut!
Sie griff gierig danach, wich einige Schritte zurück und kaute, ohne ihre Wohltäterin aus den Augen zu lassen.
»Armes Ding! « Die tiefe Stimme des Mannes, der Thomas hieß, hallte in der Gasse wider. »Die Eltern sollten ausgepeitscht werden,
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