Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
„Sie wollte heiraten“, erklärte er. „Sie sagte zu mir: ‚Entweder, wir verloben uns und heiraten irgendwann – oder ich gehe.‘ Das waren ihre Worte.“ Er fuchtelte mit den Händen herum. „Alles oder nichts. Sie stellte mir ein Ultimatum.“
„Wirklich“
, sagte Shelby ironisch. „Nach nur
zwei Jahren
, in denen ihr praktisch zusammengelebt habt, schlägt sie so etwas vor?“
„Jetzt machst du dich über mich lustig“, entgegnete Sean schmollend. „Ich gebe es ja zu, ich hätte sie nicht gehen lassen sollen. Aber ich war damals eben ein eingebildeter Grünschnabel.“
„Ist nicht wahr!“, sagte Luke.
Sean warf ihm einen finsteren Blick zu.
„Sie wollte also heiraten und du nicht, und deshalb habt ihr euch getrennt. Habe ich das richtig zusammengefasst?“, wollte Shelby wissen.
„Das kommt hin.“ Sean verzog das Gesicht. „Es könnte auch sein, dass wir uns im Streit ein paar Dinge an den Kopf geworfen haben, die unnötig waren. Ihr wisst schon – was man vor Wut halt so sagt.“
„Das glaube ich gerne“, meinte Luke.
„Und dann hast du irgendwann später versucht, sie ausfindig zu machen?“, fragte Shelby noch einmal nach.
„Nachdem ich in die neue Fliegerstaffel versetzt worden war und meine Ausbildung auf der neuen Maschine beendet hatte. Nachdem ich dachte, wir hätten uns beide inzwischen beruhigt. Ihr wisst schon.“
Shelby sah Luke an und schüttelte missbilligend den Kopf. „Diese Heiratsphobie scheint in der Familie zu liegen“, stellte sie fest. Denn Luke und sie hatten eine ganz ähnliche Diskussion geführt, nur hatte sie ihn nicht davonkommen lassen und ihn sanft unter Druck gesetzt. Luke war allerdings auch bereit gewesen, sich von ihr zähmen zu lassen. Von Sean wusste sie nur, dass er als der Playboy unter den Brüdern galt. Sie hatte im Zusammenhang mit ihm noch nie von einer festen Beziehung gehört.
„Könnte sein“, sagte Luke und zuckte die Achseln. „Obwohl, unser Bruder Aiden ist die große Ausnahme. Er möchte heiraten und eine Familie gründen, doch er hat einfach kein Glück mit den Frauen. Er war sogar schon mal verheiratet. Mit einer Verrückten.“
„Meine Güte“, stieß Shelby aus. „Kein Wunder, dass ihr eure Mutter fertigmacht. Und wie war es, Sean, als du Franci gestern begegnet bist?“
„Sie meinte, ich würde gut aussehen, aber sie wollte keinen Kaffee mit mir trinken gehen. Sie will auch nicht mit mir sprechen. Dabei habe ich ihr sogar gesagt, dass ich damals einen Fehler gemacht habe.“
„Hm“, machte Shelby nur. „Vielleicht hat sie es hinter sich gelassen.“
„Nun, dann sollte sie mir das sagen, es mir erklären. Denn ich …“ Er unterbrach sich.
Franci ist mir eine Erklärung schuldig.
„Was?“, fragte Luke.
„Ich muss sie finden.“
„Wieso? Du hast ihr gesagt, es ist vorbei, und sie hat es akzeptiert. Jetzt sind ein paar Jahre vergangen, und es ist immer noch vorbei. Ich verstehe dein Problem nicht.“
„Nein, das tust du offensichtlich nicht“, erwiderte Sean ungeduldig. „Weil du Franci eben nicht kennst.“
„Natürlich kenne ich sie. Wir alle kennen Franci. Ein heißer Feger, diese Franci.“ Luke grinste. „Wir haben damals alle damit gerechnet, dass ihr heiratet. Doch als du stattdessen allein nach Nordkalifornien gegangen bist, hieß es nur: ‚Da geht wieder ein Riordan dahin.‘“
„Es ist einfach so – ich hätte nicht mit ihr Schluss machen sollen. Ich hätte ihr erklären sollen, dass wir auch zusammenbleiben können ohne diesen altmodischen Quatsch. Wir waren noch so jung, sechsundzwanzig und achtundzwanzig. Wir hatten noch genug Zeit, uns mit wichtigen Entscheidungen wie zum Beispiel Heiraten auseinanderzusetzen. Sogar jetzt haben wir noch alle Zeit der Welt!“ Luke, der achtunddreißig war und gerade erst eine ähnliche Krise hinter sich hatte, schaute seine fünfundzwanzigjährige Ehefrau fragend an. „Wir hätten zusammen nach Beale gehen sollen, dann hätten wir eine Lösung gefunden. Aber das wollte ich dann auch nicht mehr, weil sie mich so auf die Palme brachte.“
Einen Augenblick lang war es still. „Tja“, meinte Luke schließlich mit gespielter Fröhlichkeit, „ich würde ja gern noch länger mit dir über dein verkorkstes Liebesleben plaudern, aber ich muss mit Art noch rüber in die Eisenwarenhandlung, bevor sie …“
Wieder schüttelte Shelby missbilligend den Kopf. „Ihr habt euch also einmal kurz gestritten, und schon hast du ihr gesagt: ‚Geh doch‘?
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