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1255 - Böser schöner Engel

1255 - Böser schöner Engel

Titel: 1255 - Böser schöner Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Svetlana, die Mutter, hielt den Atem an. Das Gesicht sah bleich aus. Die Haut war aufgequollen, aber sie zeigte auch Flecken, die das lange Weinen gefärbt hatte. Svetlana wusste in diesen Augenblicken nicht, was sie sagen sollte. Jamina lebte, aber die Ärztin hatte sich nicht gut angehört. Aus ihrer Stimme hatte keine Hoffnung geklungen.
    Vor der Mutter blieb die Frau mit dem Haarknoten im Nacken stehen. Sie legte Svetlana die Hände auf die Schultern, um sie zu beruhigen. »Du solltest jetzt nicht die Hoffnung verlieren.«
    Svetlana blickte hoch. »Warum sagst du das? Jetzt sprichst du anders. Hast du nicht selbst gesagt, dass Jamina… dass sie… ich meine, dass keine Chance mehr besteht?«
    »Ja, das habe ich.« Sie räusperte sich. »Aber nicht so direkt, verstehst du?«
    »Nein!«
    »Dann will ich es dir sagen.« Die Ärztin sprach noch nicht sofort weiter. Sie ging zur Seite, zog einen Hocker in ihre Nähe und nahm Platz. Sie war nicht mehr die Jüngste und hatte die Siebzig bereits hinter sich gelassen. Eigentlich praktizierte sie nicht mehr, doch die Menschen im Ort brauchten einfach ihre Hilfe, und so tat sie, was sie tun musste.
    Auch jetzt musste sie eine Mutter wieder aufrichten, und sie suchte nach den richtigen Worten. »Es gibt vielleicht noch eine Möglichkeit für deine Tochter.«
    Svetlana reagierte nicht. Zunächst nicht. Sie fühlte sich zu dumpf an im Kopf. Erst allmählich drang zu ihr durch, was die andere Frau ihr gesagt hatte. »Was meinst du denn damit?«, fragte sie mit tonlos klingender Stimme.
    »Nun ja«, erwiderte die alte Frau flüsternd, »ich habe gehört, dass sie in der Stadt ist.«
    Svetlana runzelte die Stirn. »Sie, meinst du?«
    »Genau sie.«
    »Oder er?«
    »Du kannst beides sagen.«
    »Also«, Svetlana schluckte. »Du meinst den Engel, nicht wahr?«
    »Ja, genau ihn.«
    Die Mutter sagte nichts. Aber sie dachte nach, und sie quälte sich dabei. Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her und war plötzlich nervös geworden. Schweiß erschien auf ihrer Stirn. Er glänzte wie kleine Perlen. Sie musste mehrmals schlucken und suchte nach den richtigen Worten für eine Antwort.
    »Soll ich ihn holen?«
    Svetlana überlegte noch immer. »Ich weiß es nicht. Ich habe davon gehört. Ob aber alles so stimmt, das ist die Frage. Man kann sich nie sicher sein.«
    »Du kennst sie doch.«
    »Nein.« Die Mutter schüttelte den Kopf. »Ich habe nur von ihm oder von ihr gehört, aber ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Soll ich ihn holen?«
    Jetzt wusste Svetlana, dass sie an einer direkten Antwort nicht vorbeikam. Alles lastete jetzt auf ihren Schultern. Wenn die Ärztin sagte, dass es die letzte Möglichkeit war, dann gab es eigentlich keine andere Lösung für sie.
    »Ich würde an deiner Stelle nicht zu lange zögern, sonst stirbt Jamina. Sie ist schon so schwach geworden. Sie kann sich aus eigener Kraft nicht mehr bewegen. Die Lungenentzündung hat ihr zu sehr zugesetzt. Denk daran, wie jung sie ist. Erst zehn Jahre. Da muss man alles versuchen, um sie zu retten.« Sie deutete auf sich. »Meine Kunst ist am Ende. Ich kann nichts richten, und eine moderne Klinik gibt es hier nicht. Das weißt du selbst.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Also?«
    Svetlana hob den Blick. Ja, sie hatte sich entschieden. Sie musste alles tun, um ihre Tochter zu retten. Wäre dies nicht geschehen, sie wäre ihres Lebens nicht mehr froh geworden, und deshalb stimmte sie auch zu. »Wenn du alles so genau weißt, dann bitte hole sie her.«
    Über das faltige Gesicht der alten Ärztin glitt ein Lächeln. »Es ist die beste Entscheidung, die du treffen konntest, Svetlana. Tamara wird kommen und dir helfen.«
    »Nein, nicht mir. Nur meiner Tochter.«
    »Auch dir wird geholfen werden, wenn deine Jamina erst mal auf dem Weg zur Besserung ist. Das weiß ich. Du brauchst mir nichts zu erzählen. Dann kannst auch du richtig durchatmen, und all deine Sorgen werden vergessen sein.«
    Svetlana seufzte. »Wenn es nur schon so weit wäre. Ich… es… es… ist schrecklich, hier allein zu sitzen und zu warten und zu wissen, dass man nichts tun kann. Du glaubst gar nicht, wie grausam das alles ist.«
    »Das weiß ich. Ich will dich wieder lachen sehen. Deshalb habe ich dir auch den Vorschlag gemacht.«
    »Kennst du sie denn?«
    Die Ärztin lächelte nur vage und hob die Schultern. Auch ihre Antwort klang nicht eben konkret. »Man muss die Augen offen halten und eben alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Ich will ehrlich sein. Auf dem

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