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Endstation bei Al Wheeler

Endstation bei Al Wheeler

Titel: Endstation bei Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Schnurrbart krümmte sich ängstlich. »Aber gehen Sie
behutsam mit ihr um. Ja?«
    »Klar .« Ich nickte. »Ich wüßte keinen Grund, weshalb ich das nicht sollte. — Sie?«
    »Natürlich nicht!« Er errötete
beinahe. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen ?«
    Die Witwe war eine Wucht. Eine
große schlanke Brünette, die anmutig in einem Lehnsessel im Wohnzimmer saß, ein
Glas in der einen Hand und eine Zigarette in der anderen. Sie trug ein weißes Negligé
aus Seide und Spitzen, das die Umrisse der hohen, festen kleinen Brüste und die
gerundeten Oberschenkel mehr betonte als verhüllte. Ihr Haar war in der Mitte
gescheitelt und schmiegte sich eng um ihren Kopf wie ein glänzender schwarzer
Helm. Sie hatte leuchtende blauschwarze, tiefliegende Augen über hohen
Backenknochen, eine lange gerade Nase und die Sorte bebender Rosenlippen,
hinter denen sich zumeist ein eiserner Wille verbirgt.
    »Toni — «, Tallen räusperte sich laut, »das hier ist Lieutenant Wheeler vom Büro des Sheriffs .«
    »Oh!« Sie blickte
erwartungsvoll auf die Zigarette, die sie in der einen, und dann auf den Drink,
den sie in der anderen Hand hielt, warf dann Tallen ,
als beides nicht auf magische Weise verschwand, einen wütenden Blick zu, weil
er sie nicht vor meiner Ankunft gewarnt hatte.
    »Ich muß ein paar Fragen an Sie
richten, Mrs. Carroll«, sagte ich.
    »Natürlich«, sagte sie mit
leiser Stimme. »Ich weiß, ich hätte bei Iris warten sollen, bis Sie eintrafen,
Lieutenant, aber der Schock, Deans Leiche vorzufinden...« Ihre Augen wurden
feucht, und dann faßte sie den Entschluß, tapfer zu sein. »Ich hoffe, Sie
verstehen das .«
    »Sie und Mr. Tallen fanden die Leiche Ihres Mannes unter dem Bett im
Gästezimmer ?«
    »Ja.« Anscheinend ohne jede
Anstrengung zerdrückte sie in jedem Augenwinkel eine Träne. »Es war —
entsetzlich .«
    »Können Sie sich irgendeinen
Grund denken, weshalb jemand Ihren Mann hätte umbringen wollen ?«
    »Nein!« Sie schüttelte
nachdrücklich den Kopf. »Ich weiß, daß er in den letzten beiden Wochen
berufliche Schwierigkeiten hatte, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ihn
jemand wegen irgendeiner Geschäftsangelegenheit umgebracht hätte .«
    »In was für einer Branche war
Ihr Mann tätig ?«
    »Er war
Public-Relations-Berater«, sagte sie. »Dean Carroll und Companie. Ich glaube,
es ist so ungefähr die größte Public-Relations-Gruppe in Südkalifornien .«
    »Wo liegt sein Büro ?«
    »Im Calford Building in der Pine Street. Jerry Shaw ist der Senior der Teilhaber. Ich glaube, er kann Ihnen
mitteilen, was Dean bedrückt hat .« Sie trank ihr Glas
mit einer Reihe damenhafter kleiner Schlucke aus und reichte Tallen das Glas. »Danke, Greg .« Sie ließ ihm ein wehmütiges Lächeln zukommen. »Das hat ein bißchen geholfen .«
    »Und im Augenblick, als Sie
beide ins Gästezimmer gehen wollten«, warf ich ein, »kam jemand heraus ?«
    Sie schauderte dramatisch.
»Dieser Sankt Nikolaus! Ich weiß, daß Weihnachten für mich von nun an immer
eine Periode von Alptraum sein wird — für den Rest meines Lebens .«
    »Die Person in dem Sankt-Nikolaus-Kostüm
hatte für Sie nichts Vertrautes ?« fragte ich
erwartungsvoll.
    »Nein. Ich dachte, es handelte
sich um einen der Gäste, den ich noch nicht kennengelernt hatte .« Ihre Augen betrachteten mich mit gedämpft flehendem
Ausdruck. »Sie wissen, wie es bei einer Kostümparty zugeht, Lieutenant: Man
wird nicht der Hälfte der Leute, die da sind, vorgestellt .«
    »Sie haben sich nicht gefragt,
was er da im Gästezimmer zu suchen hatte ?« fragte ich
und sah dann die Antwort durch die plötzlich in ihren blauschwarzen Augen
auftauchende Verlegenheit voraus. »Sie haben vermutlich angenommen, er habe
dasselbe getan, was Tallen und Sie vorhatten«, schloß
ich gleichmütig.
    »Bitte, Lieutenant !« sagte Tallen mit erregter
Stimme. »So können Sie mit Mrs. Carroll nicht reden .«
    »Warum nicht? Ist es vielleicht
nicht wahr ?« brummte ich.
    Die Witwe brach anmutig in
Tränen aus und rannte schnell aus dem Zimmer.
    Tallen wollte erst hinter ihr her,
besann sich dann anders, wandte sich mir wieder zu, wobei sein Adamsapfel
hysterisch auf- und abtanzte.
    »Da haben wir’s !« blökte er. »Sehen Sie jetzt, was Sie angerichtet haben,
Lieutenant ?«
    »Ich fürchte, ja«, gab ich
zögernd zu. »Ich habe dem Fisch eine Chance gegeben, sich von der Angel zu
lösen, und sie hat sie ausgenutzt. Aber der Rest der Fragen kann sowieso bis
morgen warten.

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