Endstation Färöer
wollte.
Es wurde viel Aufhebens von dem U-Boot in der Grotte bei Sjeyndir gemacht. Geschichten und Vermutungen füllten die Medien und Journalisten aus der ganzen Welt kamen. Aber das Logbuch existierte nicht mehr und ich sagte nichts über seinen Inhalt. Die Weltpresse fand schnell neue Themen und bei uns kam das U-Boot ins Feuilleton zu Fischereizucht und Busverkehr. U-Boot-Kapitän Herbert Lucas und seine Mannschaft wurden auf dem Friedhof am Velbastaðvegur in Tórshavn beerdigt und die deutsche Regierung schickte eine Delegation.
Das U-Boot lag immer noch in der Grotte und dort würde es sicher noch eine Weile liegen bleiben. Zum einen weil es viel Arbeit war, den Steinrutsch abzutragen und das fast achthundert Tonnen schwere Boot aus dem Gebirge hinauszuschleppen, zum anderen aber aufgrund der Streitereien.
Die Meisten waren der Meinung, das U-Boot solle an Land, und zwar als Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Aber damit waren die christlichen Parteien nicht einverstanden. Für sie war das Boot eine Vernichtungswaffe, die viele Seeleute umgebracht hatte, und der Herr würde es nicht gutheißen, wenn es als eine Art Denkmal dienen sollte. Ihr Vorschlag ging dahin, es als Alteisen zu verkaufen und das Geld einem Witwenfonds zu überführen.
Wie üblich gab es niemanden, der auf diese Gruppe hörte, aber trotzdem wurde man sich nicht einig. Die Historiker von der Universität in Tórshavn wollten das U-Boot auf Debesartrøð stehen haben. Dort gab es zwischen der alten Landesbibliothek und dem Schifffahrtsmuseum Platz auf dem Rasen. Sie argumentierten damit, dass es nur logisch war, das eine Boot bei den anderen aufzubewahren, und außerdem könnten sie es für den Geschichtsunterricht benutzen.
Andere wollten es in Sortudiki zwischen dem Rundfunkgebäude und Nordens Haus stehen haben. Hierher kamen viele Touristen und außerdem war das färöische Radio schließlich die Institution, die am meisten vom Zweiten Weltkrieg berichtet hatte.
Es gab noch viele andere Vorschläge. Die Leute von Klaksvik wollten das U-Boot überall, nur nicht in Tórshavn sehen, und viele Orte sprachen von Regionalentwicklung und Kriegsschiffen, als hingen diese Dinge zusammen. Am wütendsten waren die Bewohner von Tjørnuvík. Seit dreißig Jahren gab es hier Wikingergräber, und Fornminnissavnið, das Museum von Tórshavn, hatte alles abgeräumt, was darin gewesen war. Und jetzt planten dieselben Personen, ein U-Boot, das im Gebiet von Tjørnuvík gefunden worden war, nach Tórshavn zu verfrachten. Sie selbst wollten es unterhalb der Engelwurzgärten in ihrem Ort haben.
Mir war es vollkommen egal, wo die U 999 bleiben würde, wenn es jemals aus der Grotte kam. Mir genügte es, dass die Mannschaft unter die Erde gekommen war und einen Grabstein erhalten hatte. Das waren wir Herbert Lucas schuldig.
Dann der Schoner. Er war auf etwa zweihundert Meter Tiefe gesunken und wäre nur schwer zu finden. Außerdem würde es ziemlich teuer werden, dort hinunterzukommen und das Gold zu bergen. Aber das eilte nicht. Motten und Rost gingen Gold nicht an, und wir vier, die davon wussten, waren der Meinung, dass es doch eine ganz schöne Altersversorgung war, die dort lag.
Neben Duruta und Karl hatte ich Harald von den Ereignissen dort oben im Norden erzählt. Er ging an Krücken und nannte mich einen Bootsmörder, aber die Versicherung hatte zugesagt, die Rani zu erstatten, so konnte er mich nur mit dem Gewehr ärgern. Aber das tat er auch derart penetrant, dass ich ihm schwor, wenn ich das nächste Mal heimkäme, würde ich die Berge auf Norøstreymoy durchpflügen, bis ich den Stein fände, unter den ich es gesteckt hatte.
Ich dachte gerade an Tauchkurse, als eine färöische Stimme mich fragte, ob ich zum Essen etwas trinken wollte.
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