Endstation Färöer
und ab und zu lachten sie so herzlich, dass man gern gefragt hätte, was denn so lustig war. Aber ich trat lieber nicht hervor und kurz darauf verschwanden sie in der Luke.
Erst gegen drei Uhr kam wieder Leben in den Schoner. Bis dahin war ich mehrere Male in gebührendem Abstand um die Bucht herumgegangen. Es war Freitagnacht und viele Menschen hielten sich in der Nähe des Tanzlokals Kvøldlot auf. Das kam mir gerade recht, denn so konnte ich als Einzelperson in der Menge untertauchen, die den Kai und die Anleger entlangschlenderte.
Paare spazierten in der Sommerwärme und ein einzelner Betrunkener, der keine Lust hatte, nach Hause zu gehen, machte Lärm, als Hans am Ruder im Achtersteven auftauchte. Der Verband an seiner rechten Hand leuchtete weiß.
Stangl und Ritschek machten die Leinen los und langsam fuhr der Schoner Eva aus Asunción mit Motorkraft aus der Vestara Vág. Außerhalb der Mole setzten sie Segel und eine leichte Brise schob den Schoner wie einen lautlosen weißen Schwan aus dem Fjord hinaus.
Ich beobachtete sie, bis sie hinter der Spitze von Glyvursnes verschwanden.
Danach blieb ich an der Mole stehen und wartete auf den Knall. Zu Hause bei Duruta hatten wir spekuliert, dass sie wohl kaum ihr Funkgerät benutzen würden, solange der Schoner noch am Kai lag. Es war sicher auch gar nicht erlaubt. Dafür wurden sie zweifellos von sich hören lassen, sobald sie abgelegt hatten. Die Bombe war unter dem Tisch des Funkraums montiert, und sobald der Sender eingeschaltet wurde, würden auch die Kabel zum Zylinder Strom führen.
Um Viertel vor sieben wurde ich belohnt. Weit entfernt war eine Explosion zu hören. Der Knall klang in der Morgenstille vollkommen rein und klar. Die Vögel schwiegen einen Moment, aber als nicht mehr kam, begannen sie von Neuem.
Eine maßlose Erleichterung durchfuhr mich und machte mich müde. Seit ich von Bord des Schoners gegangen war, hatte mich der Zweifel gequält, ob die Bombe überhaupt funktionierte. Endlich konnte ich aufatmen und meine Gedanken schweifen lassen.
Ich blinzelte in die Sonne, als ich zur Mole ging, und dachte an die Fahrt nach Sjeyndir, die wir drei in den nächsten Tagen unternehmen wollten. Vielleicht konnte Karl Katrin und die Mädchen auch überreden mitzukommen, dann würde es ein richtiger Ausflug. Ich freute mich bereits darauf.
Epilog
Tindhólmur verschwand backbord unter uns und das No Smoking-Schild erlosch. Aus alter Gewohnheit steckte ich die Hand in die Jackentasche, um Zigaretten herauszuholen, im gleichen Moment fiel mir jedoch ein, dass ich ja aufgehört hatte. Das Feuer im Ølankret hatte mich von dieser Last kuriert, und ich kann allen, denen es schwer fällt aufzuhören, nur empfehlen, es mit dieser Methode zu versuchen. Sie ist nicht ganz ungefährlich, aber jede Medizin hat ihre unerwünschten Nebenwirkungen.
Wir waren schon weit im Juli, und Olavsøka, das große Fest, näherte sich. Es war viele Jahre her, dass ich es zu Hause gefeiert hatte, und nicht dass ich keine Lust dazu hatte, aber ich musste nach Dänemark, um Verschiedenes zu regeln.
Die letzten Wochen waren wie sonnendurchflutete Tage verstrichen und ich hatte ernsthaft angefangen darüber nachzudenken, ob ich zurück auf die Färöer in eine Wohnung in der Lucas Debesargøta ziehen sollte.
In der Landesregierung hatte es anfangs einen Wirbel sondergleichen gegeben. Ein Fischereiboot westlich von Sandoy hatte die Explosion gemeldet und sogleich mitgeteilt, dass von dem Schoner außer ein paar kleinen Wrackteilen nichts mehr übrig war. Mitglieder der Landesregierung hatten im Fernsehen und im Radio verkündet, welcher Katastrophe die färöische Fischerei entgegenging. Wenn es nicht ein neues Fischereiabkommen gäbe, und zwar bald, dann würde das Unglück über uns hereinbrechen.
Ein paar Tage lang hörte man nichts von Tinganes, aber dann hieß es, dass kein karibisches Land die Männer vom Schoner kannte und dass sie überhaupt keine Pläne hinsichtlich eines Fischereiabkommens mit irgendjemandem und schon gar nicht mit dem Ausland gehabt hatten. Jetzt gab es ernsthaft Krach draußen auf Næsset und alle gaben sich gegenseitig die Schuld, dass sie sich hatten reinlegen lassen. Es wurde gesagt, die am häufigsten benutzten Worte bei den Sitzungen der Landesregierung seien Arschloch, Dummkopf, Abschaum, Schwindler und Bestie gewesen. Das Letzte, was man hörte, waren Diskussionen über eine vorgezogene Wahl, aber es gab niemanden, der die Zeche zahlen
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