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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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hatte sechs Füllungen und eine Wurzelbehandlung, alles über mehrere Jahre verteilt, und was die Technik angeht, gibt es keinen Zweifel. Alles amerikanisch.
    Brunetti wußte, daß er nicht zu fragen brauchte, ob Rizzardi ganz sicher sei.
    Und sonst?
    Die Klinge war zwei Zentimeter breit und mindestens fünfzehn lang. Die Spitze hat das Herz durchbohrt, genau wie ich dachte.
    Sie ist glatt zwischen den Rippen durchgeglitten, hat sie nicht mal angekratzt; wer immer das getan hat verstand genug davon, um die Klinge horizontal zu halten. Und der Winkel war perfekt.
    Er hielt
    einen Augenblick inne, dann fügte er hinzu: Da es auf der linken
    Seite war, würde ich sagen, der Täter war Rechtshänder oder hat zumindest die rechte Hand benutzt.
    Und seine Größe? Können Sie darüber etwas sagen?
    Nein, nichts Definitives. Aber er muß dem Toten ziemlich nahe gekommen sein, wahrscheinlich hat er ihm direkt gegenübergestan-den.
    Gibt es Anzeichen für einen Kampf? Irgendwas unter seinen Fingernägeln?
    Nein. Nichts. Aber er hat fünf bis sechs Stunden im Wasser gelegen, wenn also überhaupt etwas da war, ist es wahrscheinlich abgespült worden.
    Fünf bis sechs Stunden?
    Ja. Ich schätze, er ist so zwischen Mitternacht und ein Uhr gestorben.
    Noch etwas?
    Nichts Besonderes. Er war in sehr guter körperlicher Verfassung, sehr muskulös.
    Und der Mageninhalt?
    Er hat ein paar Stunden vor seinem Tod etwas gegessen. Wahrscheinlich ein Sandwich. Schinken und Tomate. Aber getrunken hat er nichts, jedenfalls nichts Alkoholisches. Er hatte keinen Alkohol im Blut, und so wie seine Leber aussieht, würde ich sagen, er hat sehr wenig getrunken, wenn überhaupt.
    Narben? Operationen?
    Eine kleine Narbe hatte er , begann Rizzardi, dann hielt er inne, und Brunetti hörte Papier rascheln.
    Am linken Handgelenk,
    halbmondförmig. Könnte alles mögliche sein. Keinerlei Operationen.
    Er hatte noch seine Mandeln, und den Blinddarm auch. Vollkommen gesund.
    Brunetti hörte an der Stimme, daß Rizzardi ihm mehr nicht sagen konnte.
    Danke, Ettore. Schicken Sie mir einen Bericht?
    Möchte Seine Obrigkeit ihn sehen?
    Brunetti grinste über Rizzardis Titel für Patta.
    Er möchte ihn
    haben. Ich bin nicht sicher, ob er ihn lesen wird.
    Na, wenn er es tut, wird er feststellen, daß er so von medizinischer Fachterminologie strotzt, daß er mich zum Übersetzen braucht.
    Vor drei Jahren hatte Patta versucht, Rizzardis Einstel-lung als Leichenbeschauer zu hintertreiben, weil der Neffe eines Freundes von ihm gerade sein Medizinstudium abgeschlossen hatte und einen Posten beim Staat suchte. Aber Rizzardi mit seiner fünf-zehnjährigen Erfahrung als Pathologe war eingestellt worden, und seitdem führten er und Patta einen Guerillakrieg gegeneinander.
    Also, dann freue ich mich auf die Lektüre , sagte Brunetti.
    Oh, Sie werden kein Wort verstehen. Versuchen Sie es erst gar nicht, Guido. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie mich an, und ich erkläre es Ihnen.
    Was ist mit seiner Kleidung? fragte Brunetti, obwohl er wußte, daß dies nicht in Rizzardis Aufgabenbereich gehörte.
    Er hatte Jeans an, Levi’s. Und einen Turnschuh Marke Reebok, Größe 44.
    Bevor Brunetti etwas sagen konnte, fuhr Rizzardi fort: Ich weiß, ich weiß. Das heißt noch nicht, daß er Amerikaner war.
    Levi’s und Reeboks kann man heute überall kaufen. Aber seine Unterwäsche war amerikanisch. Die Etiketten waren in Englisch, und es stand >Made in USA< drauf.
    Die Stimme des Arztes veränderte
    sich, und ein für ihn ungewöhnliches Interesse kam durch.
    Haben
    Ihre Jungs bei den Hotels etwas in Erfahrung bringen können? Irgendeinen Hinweis darauf, wer er war?
    Ich habe noch nichts gehört, deshalb nehme ich an, daß sie immer noch telefonieren.
    Ich hoffe, Sie finden heraus, wer er ist, damit Sie ihn nach Hause schicken können. Es ist nicht schön, in der Fremde zu sterben.
    Danke, Ettore. Ich werde mein Bestes tun, um herauszufinden, wer er ist. Und ihn nach Hause schicken.
    Er legte auf. Ein Amerikaner. Er hatte keine Brieftasche bei sich gehabt, keinen Paß, keinen Ausweis, kein Geld, bis auf die paar Münzen. All das deutete auf Straßenraub hin, einer, der schrecklich danebengegangen war und mit Mord geendet hatte statt mit Raub.
    Und der Dieb besaß ein Messer und hatte es entweder mit Glück oder mit Geschick eingesetzt. Straßenkriminelle in Venedig hatten manchmal Glück, aber sie besaßen selten Geschick. Sie griffen zu und rannten. In jeder anderen Stadt hätte dies

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