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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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dem Foto, das Ihr Sergente mir gezeigt hat. Hat Vice-Questore Patta Ihnen gesagt, daß ich mich inzwischen zu erinnern glaube?
    Brunetti antwortete nicht, und Viscardi fuhr fort: Haben Sie ihn festgenommen? Wenn das bedeutet, daß ich meine Gemälde zurückbekomme, wird meine Frau entzückt sein.
    Er ist tot.
    Tot? Viscardi zog überrascht eine Augenbraue hoch. Wie be-dauerlich. War es ein natürlicher Tod?
    erkundigte er sich, dann
    hielt er wieder kurz inne, als wollte er seine nächste Frage genau abwägen.
    Eine Überdosis vielleicht? Ich habe gehört, daß solche Unfälle passieren, besonders bei jungen Leuten.
    Nein, es war keine Überdosis. Er wurde ermordet.
    Oh, das tut mir leid, aber das scheint ja richtig umzugehen, wie?
    Er lächelte über seinen kleinen Scherz und fragte: Hat er
    denn nun den Einbruch hier bei mir begangen?
    Es gibt Hinweise, die ihn damit in Verbindung bringen.
    Viscardi kniff die Augen zusammen, zweifellos um eine allmählich dämmernde Erkenntnis anzudeuten.
    Dann war er es also wirklich,
    den ich in der Nacht gesehen habe?
    Ja, Sie haben ihn gesehen.
    Heißt das, ich bekomme meine Bilder bald wieder?
    Nein.
    Ach, wie schade. Da wird meine Frau aber enttäuscht sein.
    Wir haben Hinweise darauf gefunden, daß er auch mit einem anderen Verbrechen zu tun hatte.
    Wirklich? Mit was für einem?
    Mit dem Mord an dem amerikanischen Soldaten.
    Da werden Sie und Vice-Questore Patta ja froh sein, daß Sie dieses Verbrechen auch aufklären konnten.
    Der Vice-Questore schon.

    Und Sie nicht? Warum nicht, Commissario?
    Weil er nicht der Mörder war.
    Das klingt, als ob Sie sich da sehr sicher wären.
    Ich bin mir da sehr sicher.
    Viscardi versuchte ein neues Lächeln, ein recht verkniffenes. Mir wäre es viel lieber, wenn Sie so sicher wären, daß Sie meine Gemälde finden.
    Sie können gewiß sein, daß ich sie finde, Signor Viscardi.
    Das ist sehr beruhigend, Commissario.
    Er schob seine Man-
    schette zurück und warf einen kurzen Blick auf seine Uhr.
    Aber
    leider müssen Sie mich jetzt entschuldigen. Ich erwarte Freunde zum Mittagessen. Und dann habe ich eine geschäftliche Verabredung und muß zum Bahnhof.
    Ihre Verabredung ist nicht in Venedig?
    erkundigte sich Bru-
    netti.
    In Viscardis Augen stieg ein Lächeln reinsten Vergnügens. Er versuchte es zu unterdrücken, doch es mißlang ihm.
    Nein, Com-
    missario, nicht in Venedig, in Vicenza.
    Brunetti nahm seine Wut mit sich nach Hause, und sie saß auch noch zwischen ihm und seiner Familie am Eßtisch. Er bemühte sich, auf ihre Fragen einzugehen und ihrer Unterhaltung zu folgen, aber während Chiara eine Anekdote von heute morgen in der Schule zum besten gab, sah er Viscardis triumphierendes Lächeln vor sich. Und als Raffi über eine Bemerkung seiner Mutter grinste, erinnerte Brunetti sich nur an Ruffolos abbittendes Grinsen vor zwei Jahren, als er seiner Mutter die Schere aus der erhobenen Hand genommen und ihr erklärt hatte, daß der Commissario doch nur seine Arbeit tat.
    Ruffolos Leiche würde ihr heute nachmittag übergeben werden, wenn die Autopsie beendet und die Todesursache festgestellt war.
    Brunetti hegte keinen Zweifel am Ergebnis: Ruffolos Kopfverletzung würde genau zu dem Stein passen, der an dem schmalen Strand neben seiner Leiche gelegen hatte; wer sollte entscheiden, ob er bei einem Sturz mit dem Kopf daraufgeschlagen oder ob die Verletzung auf andere Weise zustande gekommen war? Und wer sollte sich, da Ruffolos Tod alles so bequem löste, noch groß darum scheren? Vielleicht fand sich, wie bei Dr. Peters, Alkohol in Ruffolos Blut, was einen Sturz noch wahrscheinlicher aussehen ließ. Brunettis Fall war gelöst. Genaugenommen waren beide Fälle gelöst, da sich durch einen glücklichen Zufall herausgestellt hatte, daß der Mörder des Amerikaners gleichzeitig der Dieb von Viscardis Gemälden war.
    Bei diesem Gedanken stieß er seinen Stuhl zurück, ungeachtet der drei Augenpaare, die ihm folgten, als er den Raum verließ. Ohne Erklärung ging er aus dem Haus und machte sich auf den Weg zum Ospedale Civile, wo Ruffolos Leiche jetzt sein mußte.
    Als er zum Campo Santi Giovanni e Paolo kam, ging er auf den Hintereingang des Hospitals zu, ohne auf die Menschen um sich herum zu achten. Aber als er an der Röntgenabteilung vorbei und über den schmalen Korridor lief, der zur Pathologie führte, waren dort so viele Leute versammelt, daß er sie nicht mehr übersehen konnte. Sie gingen nirgendwohin, sie standen nur in kleinen

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