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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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Mann. Beim Anblick eines der übergroßen Ohren schloß er für einen Moment die Augen. Die Leiche lag mit dem Kopf von ihm abgewandt, so daß Brunetti die gezackte Linie sehen konnte, die durchs Haar lief und zeigte, wo man die Schädeldecke abgehoben hatte, damit Bonaventura die Schäden am Gehirn feststellen konnte. Die Vorderseite des Rumpfes trug den langen Y-Schnitt, diesen schrecklichen Schnitt, der auch am athletischen Körper des jungen Amerikaners zu sehen gewesen war. Der Kreis des Todes war so akkurat wie mit dem Zirkel geschlagen und brachte Brunetti wieder zurück, wo er angefangen hatte.
    Er kehrte Ruffolos sterblichen Überresten den Rücken und ging wieder in den anderen Raum. Ein neuer Weißkittel stand über Bonaventura gebeugt und befingerte vorsichtig die Ränder seiner Wunde.
    Brunetti nickte Vianello und Miotti zu, aber bevor einer sich in Bewegung setzen konnte, sah Bonaventura zu Brunetti hinüber und sagte:
    Etwas Komisches ist da noch.
    Was denn, Dottore?
    fragte Brunetti.
    Sie dachte, ich wäre aus Mailand.
    Ich verstehe nicht, was meinen Sie damit?
    Als sie sagte, sie würde mich umbringen, hat sie mich >Milanese traditore< genannt, aber dann hat sie doch nur auf mich eingeschla-gen. Sie hat weiter gebrüllt, daß sie mich umbringen würde und mich immer wieder >Milanese traditore< genannt. Ich verstehe das alles nicht.
    Brunetti aber verstand plötzlich alles.
    Vianello, haben sie ein
    Boot hier?
    Ja, Commissario, draußen.
    Miotti, rufen Sie bei der Questura an. Sie sollen sofort die Squa-dra Mobile zu Viscardis Palazzo schicken. Kommen Sie, Vianello.
    Das Polizeiboot lag mit laufendem Motor an der linken Seite des Krankenhauses. Brunetti sprang an Deck, Vianello blieb direkt hinter ihm. Bonsuan , sagte Brunetti, der froh war, ihn am Steuer zu sehen, rüber nach San Stae, der neue Palazzo neben dem Palazzo Duodo.
    Bonsuan brauchte keine weiteren Fragen zu stellen; Brunettis Angst war ansteckend. Mit einem Handgriff schaltete er die Sirene ein, schob den Gashebel vor und lenkte das Boot in die Fahrrinne.
    Kurz darauf bog er mit jaulender Sirene in den Rio San Giovanni Crisostomo ein und hielt auf den Canal Grande zu, wobei er beinah mit einem Taxiboot kollidiert wäre und eine starke Heckwelle ver-ursachte, die gegen Boote und Hauswände klatschte. Sie rasten an einem Vaporetto vorbei, das eben an San Stae anlegte. Ihre Heckwelle warf es an den embarcadero, und mehr als ein Tourist verlor die Balance.
    Gleich hinter dem Palazzo Duodo lenkte Bonsuan das Boot ans Ufer, und Brunetti und Vianello sprangen an Land. Brunetti rannte die schmale Calle entlang, hielt einen Augenblick inne, um sich nach der ungewohnten Ankunft von der Wasserseite her zu orientieren, und lief dann nach links, auf den Palazzo zu.
    Als er die schwere Holztür zum Innenhof offenstehen sah, wußte er, daß er zu spät kam: zu spät für Viscardi, und zu spät für Signora Concetta. Er fand sie am Fuß der Treppe, die vom Hof zum Palazzo hinaufführte, wo zwei von Viscardis Essensgästen ihr die Arme auf dem Rücken festhielten, der eine noch mit der Serviette im Kragen.
    Signor Viscardis Gäste waren beides große, kräftige Männer, und Brunetti fand es unnötig, daß sie Signora Concetta die Arme so brutal auf den Rücken drehten. Zum einen war es sowieso zu spät, und zum anderen wehrte sie sich gar nicht. Vollkommen zufrieden, beinah glücklich, könnte man sagen, blickte sie auf das hinunter, was zu ihren Füßen auf dem Hof lag. Viscardi war aufs Gesicht gefallen, so daß die klaffenden Löcher, die der Schrot in seine Brust gerissen hatte, nicht zu sehen waren, obwohl das Blut ungehindert auf die Granitplatten floß. Neben seiner Leiche, etwas näher bei Signora Concetta lag noch die Flinte, wie sie hingefallen war. Die lupara ihres verstorbenen Mannes hatte ihren Zweck erfüllt und die Familienehre gerächt.
    Bevor Brunetti etwas sagen konnte, erschien über der Treppe ein Mann in der Tür. Er sah Vianellos Uniform.
    Wie kommen Sie so
    schnell hierher?
    fragte er.
    Brunetti beachtete ihn nicht, sondern ging auf die Frau zu. Sie sah zu ihm auf, erkannte ihn, lächelte aber nicht. Ihr Gesicht war wie aus Eisen gegossen. Brunetti sagte zu den Männern: Lassen
    Sie sie los.
    Sie reagierten nicht, und er wiederholte: Lassen Sie
    sie los.
    Diesmal gehorchten sie und ließen ihre Arme los, wobei sie schnell von ihr wegtraten.
    Signora Concetta , sagte Brunetti. Woher wußten Sie es? Die Frage, warum sie es getan

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