Engel auf Probe (German Edition)
bei mir, Angie”, flüsterte Reed, und es brach ihr fast das Herz, ihn das sagen zu hören. Erst durch Reed wusste Angie, dass sie selbst überhaupt in der Lage war, echte Liebe zu empfinden. Aber es war zu spät.
“Ich gehöre nicht mehr hierher, Reed. Ich habe mein Leben gelebt. Jetzt lebe du deines!”
“Ich will aber, dass du Teil dieses Lebens bist!”
Angie sah Reeds verzweifelten Blick und dachte: Oh bitte, Goodenkind, tu mir das nicht an! Es tut so weh.
“Kannst du es denn nicht möglich machen, Angie? Du wolltest doch immer eine Frau für mich finden. Dann tu es. Wir können ein Leben lang damit verbringen, nach der richtigen Frau zu suchen. Mit der einen Übungsverabredung hast du gar nichts erreicht. Ich brauche bestimmt noch Jahre, um mich meiner zukünftigen Frau gegenüber richtig zu verhalten. Und selbst wenn du irgendwann zu dem Schluss kommen solltest, dass ich so weit bin, um mich auf den weiblichen Teil der Menschheit loszulassen, muss mir erst noch mal eine von den anderen Damen gefallen. Es könnte eine Ewigkeit dauern, bis ich mich dazu entschließe, zu heiraten.”
“Reed, bitte …” Angie konnte nicht weitersprechen, und Reed nahm sie liebevoll in die Arme, drückte sie ganz fest an sich und flüsterte, die Lippen an ihrem Ohr: “Du darfst mich nicht verlassen. Ich lasse dich einfach nicht gehen.” Sein Mund fand schließlich ihren, und Reed küsste sie, als hinge sein Leben davon ab.
Angie war es unmöglich, dem zu widerstehen. Wie konnte sie sich auch gegen etwas wehren, das Balsam für ihre Seele war? Reeds Atem hauchte ihr Leben ein. Seine Stimme füllte ihre Ohren mit Musik, die schöner anzuhören war als alle himmlischen Chöre zusammen. Erst seine Berührung machte sie wirklich zur Frau. Nun küsste er sie noch begehrlicher, und die Verzweiflung, die aus dieser Geste sprach, gab dem Augenblick einen bittersüßen Beiklang. In Reeds Armen hatte Angie die wahre Liebe gefunden – eine immerwährende Liebe, die sie bis ans Ende aller Tage und darüber hinaus in ihrem Herzen bewahren würde.
Ich liebe dich, Reed, dachte sie, und die Worte schwangen in ihrer Seele nach. Aber es wurde Zeit, sich zu verabschieden. Noch einen letzten, flüchtigen Augenblick lang drückte Angie die Lippen träumerisch auf Reeds, kostete noch einmal seinen Duft und versuchte sich ganz genau einzuprägen, wie sich sein Mund beim Küssen anfühlte. Dann machte sie sich von Reed los, und er umfasste ihr Gesicht, wilde Entschlossenheit im Blick. “Ich will dich, ich lie…”
Aber Angie legte ihm einen Finger auf die Lippen, um ihn am Weitersprechen zu hindern. “Nein, nein, sag es nicht. Denk nicht einmal daran! Deshalb hat man mich nicht hergeschickt. Ich bin gekommen, um deinen Wunsch zu erfüllen.”
Erstaunt sah Reed sie an. “Welchen Wunsch?”
“Der, den Goodenkind dir gewähren wollte. Der vom See, weißt du nicht mehr?”
Da klopfte es an der Tür, und Angie hatte das Gefühl, als würde draußen der Priester stehen, der sie zum Schafott führen wollte.
“Hast du etwa Emily gefunden, Angie?”, stieß Reed hervor und blickte entsetzt zur Tür. “Ich will sie nicht sehen. Ich will dich. Sieh zu, dass du sie wieder loswirst!”
“Es ist zu spät”, flüsterte Angie und wich vor ihm zurück. “Einen Wunsch, den Goodenkind einmal gewährt hat, kann man nicht rückgängig machen.”
10. KAPITEL
Die Tür ging auf, und eine Frau in den Fünfzigern kam herein. Sie blickte sichtlich nervös zu Angie hinüber, bevor sie ihre Aufmerksamkeit Reed zuwandte und fragte: “Sind Sie Mr Harding?”
Reed nickte.
“Ich bin Lorraine Enders, Emilys Mutter. Könnte ich wohl einen Augenblick mit Ihnen sprechen?”
“Wo ist Emily?”
“Genau darüber wollte ich mit Ihnen reden.”
“Kommen Sie doch herein”, unterbrach Angie nun das für alle Beteiligten unangenehme Zwiegespräch der beiden, “und bitte nehmen Sie Platz, Mrs Enders.”
“Vielen Dank.” Die Frau setzte sich auf den äußersten Rand der roten Ledercouch und sah Angie an. “Kennen wir uns nicht?”
“Wir sind uns nie persönlich begegnet. Ich bin Mr Hardings Sekretärin.”
“Aber Sie kommen mir irgendwie so bekannt vor …”
“Mrs Enders!” Reed klang sehr ungehalten. “Was ist mit Emily?”
“Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das erklären soll, aber …” In die Augen der Frau traten Tränen, und nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: “Emily ist vor über einem Jahr bei einem Unfall ums Leben
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