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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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einen ähnlichen Ausgang hoffen. Dustin ist acht Jahre alt, hat blondes Haar und blaue Augen. Als er zuletzt gesehen wurde, trug er Bluejeans und einen schwarz-gelben Skianorak mit einer orangefarbenen Zipfelmütze. Jeder, der glaubt, Informationen über Dustin zu haben, wird gebeten, sich sofort mit dem Büro des Sheriffs von Park County in Verbindung zu setzen.«
    Josh drehte sich langsam um und sah auf den Bildschirm, der sich jetzt mit dem lächelnden, etwas verschwommenen Bild von Dustin Holloman und der Telefonnummer der Hotline füllte. Er stand auf, stellte sich direkt vor den Fernseher in dem kirschroten Phonoschrank und starrte mit ausdruckslosem Gesicht den als vermißt gemeldeten Jungen an.
    »Josh«, murmelte Hannah, stand auf und streckte die Arme nach ihm aus. Sie fiel neben ihm auf die Knie.
    Er starrte unverwandt auf das Foto des kleinen Jungen, hob den Finger und zeigte darauf.
    »Oh, oh«, sagte er leise. »Der ist ein Kaputter.«

9
    »Werden Sie den Inhalt der Nachricht veröffentlichen?«
    »Welchen Einfluß hat das auf die Anklage gegen Dr. Wright?«
    »Glauben Sie, daß dies das Werk desselben Kidnappers ist?«
    »Glauben Sie immer noch, daß Wright einen Komplizen hatte, oder denken Sie, daß Sie den falschen Mann im Gefängnis sitzen haben?«
    »Wann werden Sie den Inhalt derNachrichtveröffentlichen?«
    »Welchen Einfluß hat das auf Ihre Strategie?«
    Die Fragen hallten durch Ellens Kopf, schwammen und wirbelten in ihm herum. Genau wie die Gesichter der Reporter. Einige waren bekannt, einige berühmt, manche obskur. Alle wollten das gleiche. Die heiße Story, das heiße Zitat, das exklusive Detail. Nachdem sie zwei Wochen lang über Josh Kirkwood berichtet hatten, stürzten sie sich jetzt mit ungestilltem Heißhunger auf Dustin Holloman, getrieben von dem Ehrgeiz, so viele Einzelheiten wie möglich zu erhaschen.
    » Ich bin ehrgeizig « , hatte Adam Slater gestern vor dem Krankenhaus verkündet. Sie hatte ihn in einem Meer von Gesichtern ausgemacht, am Rand der Meute, und seine jungen Augen strahlten, während er alles in sich aufsog.
    Ehrgeizig. Vielleicht war eher verzweifelt das richtige Wort. Verzweifelt auf der Suche nach Antworten. Verzweifelt auf der Jagd nach irgendeinem Hinweis, warum sich die Struktur dieses stillen, ländlichen Bezirks langsam auflöste. Genau das empfand Ellen – ein scharfes, würgendes Gefühl der Verzweiflung, eine Panik, die aufzuwallen und sie zu verschlingen drohte. Jetzt, da sie in ihre Einfahrt einbog, war dieses Gefühl noch genauso stark wie zu dem Zeitpunkt, als sie den Reportern in Campion davongefahren war.
    Campion war eine ländliche Gemeinde mit zweitausend Einwohnern. Ein einfacher, ruhiger Ort, gegen den Deer Lake, das eine halbe Stunde Fahrt entfernt war, wie eine geschäftige Metropole wirkte. Die Stadt war zu klein und zu langweilig, um eine eigene Polizei zu haben, deshalb hatte sie einen Vertrag mit dem Bezirk abgeschlossen, damit die Deputys für Ordnung sorgten. Die Menschen von Campion hatten die Abendnachrichten gesehen, als Josh Kirkwood entführt worden war, und sie hatten gedacht, daß die Welt außerhalb ihrer Gegend immer gefährlicher wurde. Gott sei Dank, sie lebten in Campion, wo jedermann sicher war. Bis zum heutigen Abend.
    Die Nachricht, daß ein Kind entführt worden war, hatte die ganze Stadt ins Wanken gebracht, hatte Menschen schockiert und verwirrt. Für die Freiwilligen, die von Deer Lake angereist kamen, war es ein Déjà-vu-Erlebnis. Nachdem sie das alles schon einmal durchgemacht hatten, organisierten sie rasch Suchtrupps und richteten einen Kommandoposten in der Sons of Norway -Halle ein, dem einzigen Gebäude der Stadt, das groß genug war. Doch genau wie vor zwei Wochen gab es auch hier wieder nur wenige Anhaltspunkte für die Suche.
    »Zeugen?« Ellen eilte auf Mitch zu und schlug den Kragen hoch, um sich vor dem beißenden Wind zu schützen.
    »Keine«, erwiderte er. Er mußte fast schreien, um sich gegen das Klappern der Hubschrauberrotoren Gehör zu verschaffen.
    Staatliche Patrouillenhubschrauber hatten bereits mit der Suche begonnen. Ständig erweiterten sie das Raster, in dem sie über der Stadt flogen, während die Hubschrauber der Fernsehstationen der Twin Cities wie Geier über dem Tatort kreisten. Der Bürgerpark von Campion war in einen surrealistischen Zirkus-platz verwandelt worden, die kahlen Bäume und die hohe Schneedecke waren von tragbaren Scheinwerfern und den farbigen Lichtern der

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