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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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und seine Gefühle trotzdem auf Distanz zu halten. Eine schwere Aufgabe, da ein Teil von ihm überhaupt keinen Abstand zwischen sich und der Staatsanwältin zulassen wollte.
    Aber wie es aussah, würde Ellen North diesen Abstand an seiner Stelle wahren. Sie war von seinen Tricks sowenig beeindruckt wie ein Skeptiker, der bei einer Zaubershow die verborgenen Spiegel entdeckt hat. Es war ihr egal, wieviel Geld sein Name wert war, es beeindruckte sie nicht, daß sein neuestes Werk drei volle Monate auf jeder Bestsellerliste des Landes gestanden hatte oder daß Tom Cruise für die Hauptrolle in Gerechtigkeit f ü r keinen engagiert worden war. Sie kümmerte sich nicht darum, wer er war, sie interessierte, was er war, und was das betraf, war sie schon im ersten Augenblick zu einem Urteil gekommen.
    Und verdammt, sie hatte wahrscheinlich recht. Und verdammt, er wollte sie trotzdem.

8
    Mitch rutschte todmüde hinter das Lenkrad seines Explorers. Den größten Teil des Tages hatte er damit zugebracht, die Suche nach den verschwundenen Handschuhen zu beaufsichtigen, die Garrett Wright während der Verfolgung in der Nacht seiner Verhaftung weggeworfen hatte. Mitchs Männer und die Forensiker vom BCA hatten zwei Tage damit verbracht, das Gebiet zu durchkämmen, durch das die Verfolgung gegangen war, die Wäldchen von Quarry Hills Park, die Gegend um die Langlaufloipe, die am Rand des Parks am Lakeside-Viertel vorbeiführte, und die Wohnhäuser, die an den Park grenzten.
    Zwanzig Zentimeter Neuschnee waren gefallen und verdeckten die Spuren der Verfolgung. Bei jedem Schritt, den ein Beamter oder ein Agent machte, bestand die Gefahr, daß Beweismittel noch tiefer vergraben wurden und erst im April wieder auftauchen würden. In Bereichen, die für größeres Gerät zu beengt waren, hatten sie den Boden mit Schaufeln und Rechen abgesucht. Und trotzdem war es pures Glück gewesen, daß sie am Ende überhaupt etwas fanden. Lonnie Dietz hatte sich müde und frustriert auf einen umgefallenen Baumstamm gesetzt, und während er in eine Ritze des toten Holzes starrte, war ihm etwas ins Auge gestochen. Ein kleiner weißer Fetzen – ein Etikett, das in den Aufschlag eines schwarzen Lederhandschuhs eingenäht war.
    Die Handschuhe waren ins BCA-Labor von St. Paul geschickt worden. Dann war da die ständig präsente Presse, die man im Zaum halten mußte, der Mob von Reportern, die nach der Kautionsverhandlung im Blutrausch waren. Und unaufhörlich rumorten in Mitchs Hinterkopf die Gedanken an Megan.
    Sie war an diesem Morgen ins Hennepin County Medical Center in Minneapolis verlegt worden, und um drei Uhr hatte man mit der Operation an ihrer Hand begonnen. Er wollte bei ihr sein, aber der Fall hatte Vorrang, das wußte Megan. Sie hatte es als erste gesagt. Sie war ein Cop, sie kannte die Prioritäten. Und sie war ein Opfer, was ihr ein zusätzliches Motiv gab, diesen Fall aufgeklärt sehen zu wollen.
    Sie war aber auch einsam und ängstlich. Die Aussichten, daß ihre Hand vollständig heilte, waren nicht gut. Wenn sie ihre rechte Hand nicht benutzen konnte, konnte sie keine Pistole handhaben, sie konnte sich nicht verteidigen, und sie konnte nie wieder den Job machen, der ihr ganzer Lebensinhalt gewesen war. Sie hatte immer nur ein guter Cop sein wollen.
    Und Mitch wollte im Augenblick nur eins – sie fest in seinen Armen halten. Bei dem Gedanken an die einstündige Fahrt in die Cities war ihm gar nicht wohl in seiner Haut, Schuldgefühle plagten ihn bei dem Gedanken, seine Tochter einen weiteren Abend in der Obhut ihrer Großeltern zu lassen, aber er ließ den Motor an und konzentrierte sich auf Megan. Das letzte, womit er in diesem Alptraum von Josh Kirkwoods Entführung gerechnet hatte, war sich zu verlieben, und er hatte schon gar nicht erwartet, daß die Liebe ausgerechnet in Gestalt eines harten, besessenen irischen Cops auftauchen würde, aber es war nun einmal so gekommen.
    Er manövrierte den Wagen aus der Parklücke und unterdrückte den Drang, das Gaspedal durchzudrücken und die Reporter, die ihm gefolgt waren, um ihr Leben rennen zu lassen. Er winkte sie beiseite, obwohl er ihnen lieber gedroht hätte, und fuhr auf die Oslo Street hinaus. Er war noch einen halben Block von der Autobahn entfernt, als das Handy in seiner Jackentasche klingelte.
    »Mein Gott, was ist denn jetzt schon wieder«, murmelte er und fuhr an den Randstein.
    Er ließ den Motor laufen, kramte das Telefon aus der Tasche und klappte es auf. Er sagte sich, es

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