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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Einleitung

    Die gedämpften Schreie, die an diesem friedlichen Frühlingsmorgen über die weiten, grünen Rasenflächen geweht kamen, fugten sich so unauffällig in die Umgebung ein wie das Gekrächze der Raben im nahen Wald oder das Wiehern eines Pferdes in der Koppel auf der anderen Seite des braunen Flusses. Man mußte schon sehr genau hinhören, um zu erkennen, daß es sich um die Schreie eines Menschen handelte. Das langgestreckte Gebäude des Featherwood-Park-Sanatoriums lag halb verborgen im Schatten hoher Pappeln. Der Kies in der überdachten Auffahrt knirschte unter den Reifen eines gerade losfahrenden Krankenwagens, und die mit Luftdruck betriebene Tür des Haupteingangs schloß sich mit leisem Zischen.
    Die Angestellten des Sanatoriums benützten nicht den Haupteingang, sondern eine unscheinbare weiße Tür um die Ecke. Lloyd Fossey trat darauf zu, streckte die Hand nach einem in der Wand eingelassenen Tastenfeld aus und tippte seine Kombination ein. Auf dem Weg vom Parkplatz hatte er die Melodie von Dvorâks Klaviertrio in b-Moll vor sich hingesummt, das er eben im Autoradio gehört hatte. Jetzt runzelte er die Stirn und hörte damit auf. Hier, seitlich des Gebäudes, waren die Schreie sehr viel lauter.
    Drinnen klingelten in der Schwesternstation mehrere Telefone auf ein mal. »Guten Morgen, Dr. Fossey«, sagte die Schwester und blickte von ihrem mit Papieren übersäten Tisch auf. »Guten Morgen«, antwortete er, und sie schenkte ihm trotz der Hektik ein strahlendes Lächeln. »Hier geht es ja wieder zu!«
    »Heute früh kamen kurz hintereinander zwei Notfälle herein«, sagte die Schwester und gab ihm mit der linken Hand zwei Krankenblätter, während sie mit der rechten ein Formular ausfüllte. »Und jetzt haben sie gerade diesen Schreihals gebracht.«
    »Den habe ich schon auf dem Weg vom Parkplatz gehört«, sagte Fossey, kramte aus der Brusttasche seines Jacketts einen Kugelschreiber und besah sich die Krankenakte. »Ist der Krakeeler etwa für mich?«
    »Nein, für Dr. Garriot«, antwortete die Schwester und sah von ihrem Formular auf. »Aber einer von den beiden heute morgen ist für Sie.«
    Irgendwo ging eine Tür auf, so daß die Schreie auf einmal noch lauter zu hören waren, vermischt mit den aufgeregten Stimmen von Ärzten und Pflegern. Dann wurde die Tür wieder geschlossen, und Fossey hörte nur noch die normalen Geräusche auf der Schwesternstation.
    »Ich werde mir den Patienten von heute früh gleich einmal ansehen«, sagte er und überflog auf dem Krankenblatt rasch die wichtigsten Daten. Bei den Worten »Geschlossene Abteilung« stutzte er.
    »Waren Sie dabei, als dieser Patient eingeliefert wurde?« fragte er.
    Die Schwester schüttelte den Kopf. »Da müssen Sie mit Will sprechen, Dr. Fossey. Der hat ihn vor einer Stunde nach unten gebracht.«
    In der geschlossenen Abteilung des Sanatoriums gab es nur ein einziges Fenster. Es ging von der Wachstation hinaus auf die Treppe zur Station zwei. Dr. Fossey drückte auf die Klingel an der Wand daneben und sah kurz darauf Will Härtung mit bleichem Gesicht und struppigen Haaren auf der anderen Seite der Plexiglasscheibe auftauchen. Will betätigte einen Knopf, und die Tür zur geschlossenen Abteilung wurde mit einem Knall, der fast so laut wie ein Pistolenschuß war, automatisch entriegelt.
    »Na, wie geht's denn so, Doc?« fragte Will. Er saß bereits wieder an seinem Platz hinter der langen Theke, auf der eine Ausgabe von Shakespeares Sonetten lag.
    »Und wie geht's Ihnen, Will? Wieder mal verliebt?« fragte Fossey mit einem Blick auf das Buch zurück. »Sie sind mir vielleicht einer, Dr. Fossey. Warum vergeuden Sie Ihr Talent bloß als Mediziner?« Will gab Fossey das Besucherbuch und schneuzte sich. Am anderen Ende der Theke füllte ein neuer Pfleger Krankenformulare aus.
    »Ich wüßte gerne mehr über den Patienten, der heute früh hier eingeliefert wurde«, sagte Fossey und gab Will das unterschrie' bene Besucherbuch zurück. Das Klemmbrett mit der Krankenakte hatte er sich dabei unter den Arm geschoben. Will zuckte mit den Achseln. »Unauffälliger Typ. Nicht allzu gesprächig, was kein Wunder ist bei dem vielen Haldol, mit dem die ihn vollgepumpt haben.«
    Fossey runzelte die Stirn und sah in der Krankenakte nach. »Mein Gott. Hundert Milligramm alle zwölf Stunden!«
    »Die am Albuquerque General Hospital haben es wohl etwas zu gut mit ihm gemeint«, sagte Will.
    »Wenn ich ihn untersucht habe, werde ich die Dosis herabsetzen«,

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