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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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nichts damit zu tun.“
    „Warum hast du dann nicht angerufen?“
    Mark fasste sie am Arm und zog sie ein Stück zur Seite. Eve atmete tief durch. Blutgeruch hing in der Luft, ein süßliches Kupferaroma. Und etwas anderes. Ingwer?
    „Tut mir leid.“ Mark hob seine Hände zu einer defensiven Geste. „Wir haben hier einen Irren, der jede Nacht zwei Menschen umbringt, und nicht den Hauch einer Spur. Das ist Los Angeles, die Heimat der Verrückten und Hoffnungslosen. Wir wollen keine Nachahmungstäter. Deshalb gilt ab sofort, keine Details an die Presse.“
    Eve verbarg die winzige Kamera in ihrer Handfläche. „Was ist mit dem Recht auf Information?“
    „Ach, hör doch auf.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ist sie gut im Bett?“
    Seine Züge verhärteten sich augenblicklich. „Das steht nicht zur Debatte.“
    „Nicht?“ Sie wusste, dass sie den Mund halten sollte. Ein paar Mal durchatmen. Mark war empfindlich und nachtragend, und wahrscheinlich würde er seine Leute beim nächsten Mal anweisen, sie gar nicht erst an der Absperrung vorbeizulassen. Aber sie konnte sich nicht beherrschen. Es ging einfach nicht. „Ich dachte, genau darum geht es. Ich habe mich gefragt, ob es nur der Sex ist, oder noch was anderes. Ich meine, Amandas überragender Intellekt ist es wohl kaum. Also, was sonst? Karriere? Kluger Zug, dich hochzuschlafen. Spart viel Stress, wo jeder andere ...“
    „Halt den Mund!“, zischte er. Eve zuckte zusammen, als er ihr Handgelenk packte. „Weißt du, dass jede Menge Leute beim LAPD angerufen haben, nachdem dein Artikel letzte Woche in der Times erschienen ist?“
    „Gut für euch“, gab sie zurück. „Freie Publicity. Was willst du noch?“
    „Es drängt sich die Frage auf, ob das ein Mensch ist, der hier mordet“, zitierte Mark. Seine Stimme hob sich. „Hast du den Verstand verloren, so was zu schreiben? Ich brauche keinen hysterischen Mob. Wirklich nicht. Du schürst alle möglichen Spekulationen und lockst diese Verrückten aus ihren Löchern, die meinen, sie müssten auf Monster-jagd gehen.“
    Eve biss sich auf die Lippen. „Willkommen im Zeitalter moderner Kommunikation, Mark. Dein hysterischer Mob will unterhalten werden. Information durch Entertainment, schon davon gehört?“
    Er ließ ihren Arm los. Gott sei Dank. Eve wich zwei Schritte zurück und musterte sein Gesicht, den zusammengekniffenen Mund. Auf einmal tat es ihr leid, dass sie ihn angegriffen hatte. Sie widerstand dem Impuls, ihre Hand auszustrecken und durch sein Haar zu streichen, so wie sie es früher getan hatte.
    „Entschuldige“, murmelte sie. „Ich bin noch nicht darüber hinweg.“
    „Aber du wirst das nicht zum Anlass nehmen, mir schlechte Presse anzuhängen?“
    Die versöhnliche Stimmung verflog so schnell, wie sie gekommen war. „Das kann nicht dein Ernst sein.“
    „Was?“
    „Dass du mir das unterstellst.“
    „Aber ich habe nicht ...“ Er brach ab. „Jetzt komm, das war ein Scherz.“
    War es nicht. Mark kannte nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes. Es ärgerte sie, dass seine Frage sie verletzte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass sich jemand an der Leiche zu schaffen machte. Ein Glück, dass sie so schnell gewesen war, nachdem sie den Tipp bekommen hatte. Ihre neue Wohnung lag nur ein paar Blocks von hier. Sie schüttelte den Kopf, als ihr bewusst wurde, wie bizarr dieser Gedanke war. Ein Glück, dass drei Straßen von ihrem Apartment entfernt ein irrer Serienmörder sein achtes Opfer abgeschlachtet hatte? Lieber Himmel, sie räumte ihrer Arbeit eine zu hohe Priorität ein.
    „Gibt’s ein offizielles Statement?“, fragte sie.
    „Pressesperre“, wiederholte er.
    „Fein.“
    Sie drängte sich an ihm vorbei, zurück in die Menge. Inzwischen blockierten zwei Polizeiwagen die Straßeneinfahrt. Rot und blau fleckten Lichter die Hauswände.
    „Warte!“, hörte sie Mark rufen.
    Rasch drückte sie auf den Kameraauslöser, drei oder vier Mal. Ein Mann von der Spurensicherung fotografierte die Straße. Eve musterte die Leiche des dürren Schwarzen, der auf dem Rücken lag, die Knie halb angezogen. Seine Kehle war dunkel von geronnenem Blut. Ihr Blick wanderte hinab zur rechten Hand, die in einem unnatürlichen Winkel abknickte und ein zerfetztes Handgelenk entblößte. Der Kopf schwamm ihr vom Blutgestank.
    „Geh nach Hause“, sagte Mark hinter ihr. „Es ist kurz nach vier. Es reicht, wenn wir uns hier die Nacht um die Ohren schlagen.“
    „Ich arbeite.“
    „Jetzt nicht

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