Enwor 5 - Das schwarze Schiff
aus deutlicher zu erkennen. »Willst du schwimmen, oder hoffst du, daß wir dort draußen ein Schiff finden — als Geschenk der Götter gewissermaßen?«
Yar-gan ignorierte seinen beißenden Tonfall. »Die Küste ist unübersichtlich«, antwortete er ernsthaft. »Er kann unmöglich Jagd auf einzelne Männer machen. Wenn wir uns verteilen, dann haben ein paar von uns eine Chance durchzukommen.«
»Und zu erfrieren«, fügte Skar hinzu.
Yar-gan wollte auffahren, aber Skar brachte ihn mit einem eisigen Blick zum Verstummen. »Ich werde nicht mehr weglaufen, Yar-gan«, sagte er ruhig.
Der Sumpfmann starrte ihn an. »Was heißt das?« fragte er lauernd.
»Ich habe nachgedacht, Yar-gan. Über vieles.« Skar deutete auf den Dronte.
Täuschte er sich, oder war er bereits näher gekommen?
»Wir können nicht ewig vor ihm fliehen, weder vor ihm noch vor Helth.
Früher oder später wird er uns stellen.«
»Später ist mir lieber«, knurrte Yar-gan. »Diese Höhle ist eine Todesfalle, Skar. Eine einzige Breitseite seiner Feuerkatapulte reicht, sie in einen Vulkan zu verwandeln.«
»Wenn er das wollte, hätte er es schon hundertmal tun können«, widersprach Skar hefig. Er wußte selbst nicht, warum — aber Yar-gans logische Überlegung ließ Zorn in ihm aufsteigen. Dabei spürte er ganz genau, daß es nichts als die ganz persönliche Art des Sumpfmannes war, mit der scheinbaren Ausweglosigkeit ihrer Situation fertig zu werden. Er hatte Angst, und er tat das einzige, was er konnte, um sie zu bekämpfen: er dachte logisch, analysierte ihre Lage und ihre Möglichkeiten und versuchte, einen Ausweg zu finden. Und er war hier, weil er auf seine kalte logische Art eine Möglichkeit gefunden zu haben glaubte. Aber sie war falsch.
»Und was willst du tun?« fragte Yar-gan ruhig.
»Das gleiche wie du«, antwortete Skar. »Warten. Wir bleiben hier und warten.«
»Auf wen?« fragte Yar-gan. »Auf Helth? Auf den Dronte?«
»Auf wen wartest du?«
Yar-gan machte eine ärgerliche Handbewegung. »Auf niemanden, Skar. Ich bin hierher gekommen, um nach einem Ausweg zu suchen. Ich —«
»Hast du ihn gefunden?« unterbrach ihn Skar.
»Nein. Dieser Gang führt ins Nirgendwo. Zurück nach Cor-ty-cor. Aber es gibt viele solcher Stollen. Wir werden einen Weg aus dieser Falle finden.«
»Warum sagst du nicht
ihr,
Yar-gan«, sagte Skar ruhig. »Das ist es doch, was du meinst. Die Geschichte, die du den Männern erzählt hast, mag sie täuschen, aber mich nicht. Du hast nicht vor, uns zu begleiten.«
Yar-gan starrte ihn an, sagte aber nichts. Er wirkte unsicher.
»Du wartest auf Helth«, fuhr Skar nach einer sekundenlangen Pause fort.
»Und wenn?« Yar-gans Frage klang trotzig. Aber es war gar nicht mehr seine Stimme, und Skar begriff bestürzt, daß es auch nicht mehr Yar-gan war, mit dem er sprach, sondern
Del.
»Es wäre ein sinnloses Opfer«, antwortete er. »Sinnlos und dumm dazu. Helth wird es nicht wagen, uns anzugreifen, solange wir zusammenbleiben. Du tust ihm nur einen Gefallen, wenn du dich ihm allein stellst.«
»Glaubst du?« fragte Yar-gan spöttisch.
»Ich
weiß
es«, entgegnete Skar, plötzlich wieder zornig. »Was glaubst du zu erreichen, wenn du ihm Gelegenheit gibst, uns einen nach dem anderen auszuschalten, du Narr?«
»Vielleicht Zeit«, sagte Yar-gan ruhig. »Vielleicht die Zeit, die ihr braucht.« Er schüttelte den Kopf. »Mein Entschluß steht fest, Skar.
Ich bleibe. Er ist irgendwo in der Nähe, und ich spüre, daß er diesen Weg nehmen wird. Ich werde mich ihm stellen.«
»Er ist stärker als du«, behauptete Skar. »Hast du den Kampf schon vergessen? Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte dich getötet.«
»Das war etwas anderes. Ich war überrascht, und ich hatte keine Gelegenheit, meine Kräfe zu sammeln und einzusetzen. Vielleicht besiegt er mich trotzdem, aber nur vielleicht.«
»Und vielleicht auch nicht«, versetzte Skar. »Aber falls er dich
vielleicht
doch schlägt, dann bist du
vielleicht
tot, Yar-gan.«
»Du sprichst nicht mit Del«, antwortete der Sumpfmann trotzig.
»Der Tod schreckt mich nicht, Skar. Er bedeutet für mich nicht dasselbe wie für euch.«
Skar schlug zornig die flache Hand gegen die Felswand. »Was du mit deinem Leben machst, ist mir gleich, Yar-gan«, antwortete er aufgebracht. »Aber du bist kein unbeteiligter Zuschauer, der gehen kann, wenn es ihm beliebt. Ich kann es mir nicht leisten, dich zu verlieren. Solange wir beide am Leben sind, haben wir eine
Weitere Kostenlose Bücher