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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zurück, am Ende seiner ergebnislosen Suche. Sie war wie alle Räume hier — leer und kalt und voller Staub, aber sie schien noch ein bißchen leerer zu sein als die anderen; vielleicht, weil sie voller Erinnerungen war. Erinnerungen an den Alten, an all die Worte, die er nur zum Teil verstanden hatte — vielleicht, weil er es gar nicht gewollt und ihn der Teil, den er verstand, schon bis ins Mark erschreckt hatte
    - und Erinnerungen an das Kind, das...
    Skar erschrak, als er begriff, daß es ihm unmöglich war, sich an seinen Sohn zu erinnern. So sehr er sich auch anstrengte — es ging nicht! Dabei war alles da — die Erinnerungen lagen vor ihm, säuberlich geordnet und ausgebreitet wie lose Blätter in einem Buch, aber es war wie gestern, nach seinem ersten Erwachen: Jedesmal, wenn er danach zu greifen versuchte, schien eine unsichtbare Hand die seine beiseite zu schlagen; seine Erinnerungen waren wie Nebel, der stets vor ihm zurückwich, wenn er nach ihm griff. Aber gestern war es seine Benommenheit gewesen, die Tatsache, daß er nach Tagen und Wochen des Dahindämmerns selbst so grundlegende Dinge wie das Denken erst wieder mühsam lernen mußte. Jetzt... war es anders.
    Auf eine sonderbar unkörperliche Art erschöpft, ließ er sich auf die Tischkante sinken, stützte die Ellbogen auf den Oberschenkeln auf und bettete das Kinn auf die verschränkten Fäuste. Eine schwer in Worte zu fassende Stimmung ergriff ihn, während er so dasaß. Er verspürte Zorn; eine fast kindische Wut auf die Gesichtslosen Prediger, die ihm Hilfe versprochen und ihn statt dessen allein gelassen hatten, aber auch Zorn auf Gowenna-Kiina, wie sie jetzt hieß — die ihn hierhergeschickt hatte, auf sich selbst, der auf ihren Rat gehört hatte. Ja, dachte er sarkastisch: es war eine Art Weltschmerz, gepaart mit einer gehörigen Portion Selbstmitleid, und auf eine Skar selbst völlig neue Art erleichterte ihn dieses Gefühl. Bisher war er einfach nur ratlos gewesen. Jetzt hatte er wenigstens etwas, auf das er zornig sein konnte; wenn auch nicht sehr, denn mit einem anderen, völlig selbständig arbeitenden Teil seines Bewußtseins begriff er sehr wohl, daß all dies weder Zufall noch Teil eines heimtückischen Planes war, sondern...
    Sondern ?
    Sondern was? dachte er wütend.
Was war hier geschehen?
    In diesem Moment hörte er das Geräusch.
    Skar fuhr hoch. Er hatte den Laut nicht bewußt wahrgenommen, aber seine Sinne waren scharf wie eh und je, und etwas in ihm reagierte, ohne daß es des Zutuns seines bewußten Denkens bedurfte.
    Er sah einen Schatten aus den Augenwinkeln, ließ sich blitzschnell zur Seite fallen und rollte hinter den niedrigen Steinquader, der dem Prediger als Tisch gedient hatte. Dann schnellte er wieder in die Höhe, kampfbereit, mit leicht gespreizten Beinen, die Linke zur Faust geballt und vor dem Leib, die rechte Hand leicht gespreizt und in Höhe seines Kehlkopfes haltend.
    Im nächsten Moment kam er sich so albern vor wie schon seit langer Zeit nicht mehr.
    Seine Sinne hatten ihn nicht getrogen — er
hatte
Schritte gehört, und er
hatte
eine Bewegung in seinem Rücken wahrgenommen. Aber es war kein Angreifer, der sich heimlich anschlich.
    Hinter ihm stand ein schwarzhaariger Knabe von allerhöch-stens acht Jahren, der ihn schreckensbleich und aus Augen anstarrte, die weit und dunkel vor Furcht waren. Seine Hände zitterten, und sein Mund stand ein wenig offen, als wolle er schreien. Trotzdem kam kein Laut über seine Lippen. Er starrte Skar nur an, mit einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung, wie sie Skar selten im Blick eines Menschen gesehen hatte. Seine kleinen Hände umklammerten einen Stock, ganz in der Art, in der ein Mann ein Schwert hielt, aber sie zitterten, und Skar sah die dunklen Linien in seinem Gesicht, die Furcht und Erschöpfung hineingegraben hatten. Skar sah auch, daß seine Knöchel und Knie blutig waren. Über seiner rechten Schläfe prangte eine große, erst halb verschorfte Wunde, und sein rechtes Bein war verbunden, mit mehr gutem Willen als Sachkenntnis. Sein Gewand, das mehr einem schmutzigen Sack glich als einem Kleid, klebte in dunklen Flecken an seiner Haut. Sein Atem ging sehr schnell. Er war gerannt.
    Skar ließ langsam die Hände sinken, entspannte sich ein wenig und versuchte zu lächeln. Er selbst hatte den Eindruck, daß es ihm gelang, aber die Reaktion des Knaben bewies das Gegenteil: Der schwache Funke von Erleichterung in seinem Blick erlosch und machte jäh

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