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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wäre dem Gespinst aus Lügen und Betrug entgangen, das die
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zu weben wissen, aber ich hätte da sein müssen, um ihn zu warnen.« Er sah zu Del auf. »Bringt Verbandszeug. Und meine Salben. Er ist schwer verletzt, aber ich kann ihm helfen. Er wird leben, wenn die Götter auf unserer Seite sind. Wir werden ihn brauchen. Nötiger denn je.«
    »Wozu, Bradburn?« fragte Del leise. »Croyd ist... tot.«
    »Tot?« Der Prediger erschrak.
    »Er hat ihn getötet«, bestätigte Del. In seiner Stimme war kein Vorwurf mehr. Nur noch Mutlosigkeit. »Wozu noch kämpfen, Bradburn? Croyd ist tot, und damit das letzte, was noch zwischen uns und ihrer Magie stand. Es ist aus.«
    »Seit wann?« fragte Bradburn. Plötzlich klang er erregt. »Wie lange ist es her, daß er starb?«
    »Nicht lange. Zehn Minuten.«
    »Dann ist vielleicht noch nicht alles verloren«, sagte Bradburn. Er sprang mit einer Behendigkeit auf, die bei einem Mann seines Alters überraschte, fuhr herum und verschwand mit weit ausgreifenden Schritten im Zelt des Jungen.
    Er blieb nur wenige Sekunden. Als er zurückkam, flammte sein Gesicht vor Erregung. Sein Atem ging schnell. »Ich kann es tun«, sagte er. »Es ist noch nicht zu spät, Del. Bringt ihn herein, rasch. Rasch!«
    Del keuchte. »Was —«
    »Bringt ihn herein!« unterbrach ihn Bradburn aufgeregt.
    »Schnell! Zum Reden ist später Zeit. Ich kann es tun, aber jeder Augenblick zählt. Drask wird wissen, was hier geschehen wird, und er wird kommen, mit all seiner Macht! Wir sind verloren, wenn wir auch nur eine Sekunde zu lange zögern! Bringt ihn herein! Und sorgt dafür, daß er nicht einschläft. Er darf auf keinen Fall einschlafen, sonst stirbt er!«
    Skar verstand längst nicht mehr, was die Worte des Alten bedeuteten. Warum ließen sie ihn nicht endlich sterben?

D raußen vor dem Zelt wurde es Tag. Faserige Schatten aus Helligkeit krochen über den Himmel und vertrieben die Nacht, und das düstere Rot der zahllosen Lagerfeuer begann im gleichen Maße zu verblassen. Trotzdem schien die Zeit stehenzubleiben. Es war, als wären sie in einem eigenen, kleinen Teil des Universums gefangen, in dem die Zeit ihre Bedeutung verloren hatte. Skar war müde. So müde. Er wollte schlafen, aber Del und der Alte ließen ihn nicht. Sie hatten ihn gezwungen, etwas zu trinken, das seine Lebensgeister wieder geweckt und ihn mit neuer Kraft erfüllt hatte, und sie hatten sich um die Wunde an seiner Seite gekümmert und die Blutung zum Stillstand gebracht, obwohl er es nicht wollte. Er ertrug keinen Schmerz mehr.
    »Ich bin bereit«, sagte Bradburn. Er kam näher, beugte sich über das Lager aus Fellen, auf das sie Skar gebettet hatten, und lächelte milde. »Verstehst du mich?« fragte er.
    Skar nickte. Er lag auf dem Rücken, nur eine Handbreit neben dem Leichnam Croyds, und allein der Gedanke an das, was Bradburn tun würde, trieb ihn an den Rand des Wahnsinns. »Ja«, sagte er. »Was... hast du... vor?«
    Er wußte es, aber für einen Moment klammerte er sich an die absurde Hoffnung, daß der Alte etwas anderes sagen würde. »Einen letzten, verzweifelten Versuch, Skar«, antwortete Bradburn ernst. »Vielleicht wirst du dabei sterben, aber wenn, dann ist ohnehin alles zu spät.« Er lächelte bitter. »Wenn es das nicht schon ist.«
    »Aber ich... ich verstehe nicht...«
    Bradburn unterbrach ihn mit einer gleichermaßen sanften wie ungeduldigen Handbewegung. »Später«, sagte er. »Später wirst du alles erfahren. Nicht jetzt.« Er schwieg einen Moment, dann: »Hier — trink das.«
    Der Kreis schloß sich, dachte Skar, während der Alte behutsam eine hölzerne Schale mit einer bitter schmeckenden Flüssigkeit an seine Lippen setzte. Aber er wehrte sich nicht, sondern trank, bis nichts mehr von der Flüssigkeit übrig war und Bradburn die Schale senkte. Der Kreis schloß sich. Es endete, wie es begonnen hatte. Diesmal vielleicht für immer.
    »Sai zu Sai«, flüsterte Bradburn. »Tan zu Tan. Was getrennt wurde, soll eins werden. Was...«
    Skar hörte nicht mehr hin. Bradburn fuhr fort, monoton seine Beschwörungsformel zu murmeln, Mächte einer Magie zu entfesseln, an die Skar noch immer nicht glaubte, obwohl er ihr Wirken auf entsetzliche Weise am eigenen Leib verspürt hatte, aber während er dalag, der einlullenden Stimme des Predigers lauschte und auf das vertraute Brennen im Hals und den Schmerz wartete, dachte er noch einmal an das, was ihm Del erzählt hatte, während Bradburn mit seinen Vorbereitungen

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