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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unmöglich ist.« »Warum bist du dann hier?« schnappte Skar. Er spürte, daß er die Auseinandersetzung bereits verloren hatte, noch ehe sie richtig begann. Ennarts bloßes Dasein drängte ihn in die Defensive. Aber er versuchte vergeblich, Zorn zu empfinden. Alles, was er fühlte, war Hilflosigkeit.
    »Um mit dir zu reden«, sagte Ennart. »Deine Fragen zu beantworten. Dir die Wahrheit zu sagen. Dir zu erzählen, wer du wirklich bist. Vielleicht ist es danach gar nicht mehr nötig, dich überzeugen zu wollen.«
    »Dann tu es«, sagte Skar. »Fang an.«
    Ennart wiederholte seine einladende Handbewegung. Skar ignorierte sie auch dieses Mal. Der Goldene blickte ihn einen Moment lang stirnrunzelnd an, eher amüsiert über seinen Stolz als wirklich zornig, dann ging er an ihm vorbei zum Tisch und setzte sich behutsam auf einen der hölzernen Stühle. Obgleich Skar stehenblieb, befanden sich ihre Gesichter jetzt auf gleicher Höhe.
    »Den größten Teil der Wahrheit kennst du bereits«, sagte Ennart. »Du weißt mehr über die Geschichte dieser Welt als irgendein anderer Mensch, Ian und ein paar seiner Brüder vielleicht ausgenommen. Es ist einfacher, wenn du fragst und ich antworte.«
    »Was habt ihr mit Kiina gemacht?« fragte Skar.
    »Nichts. Sie lebt und ist unverletzt. Du kannst sie sehen, wann immer du willst.«
    »Das meine ich nicht. Ihr habt sie…« Er suchte vergeblich nach Worten. »Ihr habt sie verzaubert«, stieß er schließlich hervor. »Ihr habt sie zu einer Puppe gemacht, genau wie die
Errish.«
Ennart lächelte. »Wenn du es so nennen willst… ja. Wir haben sie für eine Weile ihres freien Willens beraubt, so wie Anschi und ihre Schwestern. Aber es geschah zu ihrem eigenen Schutz.«
    Die Freimütigkeit, mit der Ennart dies zugab, machte Skar rasend, aber wieder war es ihm unmöglich, seinem Zorn Ausdruck zu verleihen. Er brodelte irgendwo dicht unterhalb der Ebene seines Bewußtseins, auf der er ihm zugänglich gewesen wäre. »Wer bist du?« fragte er.
»Was
bist du?«
    »Wofür hältst du mich?« fragte Ennart anstelle einer direkten Antwort. »Wer willst du, daß ich für dich bin?«
    »Wie wäre es mit jemandem, der Fragen einfach beantwortet, statt den Geheimnisvollen zu spielen und in Rätseln zu sprechen?« gab Skar mühsam beherrscht zurück.
    Ennart lächelte auf eine Art, die Skar verriet, daß er sehr zufrieden mit seiner Antwort war. Er fühlte sich mehr und mehr wie ein Spielzeug, das der Goldene nach Belieben hin und her schob; auf einem Spielbrett, das nichts weniger als eine ganze Welt war. Aber der Zorn, den dieser Gedanke hervorrufen sollte, kam nicht. Er fühlte sich mehr und mehr hilflos; verloren auf eine Art, die dem Wort eine völlig neue Bedeutung gab. Aber bevor er seinen Gefühlen Ausdruck verleihen konnte, hob Ennart die Hand und fuhr fort: »Du weißt es, Skar. Unser Volk nannte sich Ssirhaa; lange, bevor ihr kamt. Aber das ist nur ein Name.
    Er ist längst in Vergessenheit geraten. Niemand erinnert sich mehr daran. In euren Legenden nennt ihr uns die
Alten, so
wie wir euch die
Sternengeborenen.
Auch wir haben überlebt, nicht nur ihr.«
    Ssirhaa…
Skar versuchte vergeblich etwas Vertrautes in diesem Wort zu entdecken. Es mußte wohl so sein, wie Ennart behauptete: der Name seines Volkes war untergegangen wie die Welt, in der es gelebt hatte. Vielleicht hatte er ihn sich auch erst in dem Moment ausgedacht, in dem er ihn aussprach — welche Rolle spielte das schon?
    »Überlebt? Wo?«
    Ennart beantwortete auch diese Frage, aber er tat es erst nach geraumer Zeit und mit einem neuerlichen, fast spöttischen Lächeln. »Du kannst nicht aus deiner Haut, wie? Wäre ich dein Feind und du mein Gefangener, wäre es ziemlich töricht, diese Frage zu beantworten, denn immerhin bestünde die Möglichkeit, daß du mir entkommst und unserem Volk Schaden zufügst.
    Aber du bist nicht mein Feind. Unser Volk lebt, ja. Wir sind nur wenige, aber wir waren niemals viele. Die die Ewigkeit überstanden haben, leben in einem Land, das kein Mensch jemals betreten hat.«
    »Im Land der Toten«, vermutete Skar.
    »Titch nennt es so, ja. Es liegt weit im Norden, noch jenseits der Länder, die die Quorrl bewohnen.«
    »Im Norden?«
    »Was du denkst, ist richtig«, sagte Ennart. »Du warst ihm einmal sehr nahe. Vielleicht näher als je ein anderer vor dir. Es ist die Heimat der
Dronte.
Und anderer, noch erstaunlicherer Lebewesen.« Er lächelte flüchtig. »Du siehst, ich gehe kein Risiko ein, dir

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