ePub: Juniper Berry
es, was wirklich zählt. Wir haben so viel verpasst. Du hast so viel verpasst, Juniper. Es tut uns so, so leid.« Sie sah zu ihrem Mann, dann wieder zu Juniper. »Liebling, gib uns die Ballons.«
Nachdem auch die Luft aus den letzten beiden Ballons zurück in ihre Lungen geflossen war, waren Mr. und Mrs. Berry endlich wieder ganz die Alten.
»Was möchtest du jetzt als Erstes tun, Juniper?«, fragte ihr Vater, ein fast vergessenes Grinsen auf dem Gesicht. Zum ersten Mal seit Langem war er wieder völlig er selbst. Er nahm Junipers Gesicht in die Hände, streichelte ihre Wangen mit den Daumen und wischte ihre Tränen fort. »Alles, was du willst. Was sollen wir machen?«
Juniper brauchte nicht lange zu überlegen. »Ich will eine Party feiern!«
Mr. Berry lachte und zog sie an sich. »So soll es sein. Wir geben eine Party!« Er küsste sie auf die Stirn.
Mrs. Berry hob Juniper hoch und schwang sie im Kreis herum, ein Tanz, auf den sie so lange hatte verzichten müssen. Mr. Berry umarmte beide und Juniper schloss erleichtert die Augen.
»Meine wunderbare Familie«, murmelte Mrs. Berry. »Wir sind wieder zusammen. Alles ist gut.«
Dem konnte Juniper nur zustimmen.
Am Tag der Party kamen fast fünfzig Gäste. Juniper kannte keinen von ihnen. Ihre Namen hatten auf den Ballons gestanden, und mithilfe einiger Angestellter ihrer Eltern hatte Juniper die Nachricht von der Party im Internet verbreitet. Sie hatte gehofft, dass die Besitzer der Ballons darauf stoßen und herkommen würden, um sich zurückzuholen, was sie verloren hatten.
Juniper war noch nie so froh gewesen.
Giles ging es genauso. Fast zeitgleich mit Junipers Eltern hatten die Abernathys ihre Ballons zurückbekommen. Sie waren ebenfalls überglücklich und schlossen Giles als den Sohn, den sie niemals hatten, in die Arme. Das Leben, so wie es sein sollte, kehrte zurück.
Doch nicht für alle. Denn nicht jeder kam zur Party. Vielleicht hatten einige die Einladung nicht gesehen, vielleicht war es für andere schon zu spät – so wie es für die Berrysfast zu spät gewesen wäre –, während andere vielleicht das Leben nicht aufgeben wollten, das sie im Tausch gegen einen Teil ihrer Seele erhalten hatten.
Der Garten hinter dem Haus war voller Ballons, und Juniper beobachtete begeistert, wie die Leute eifrig ihre Ballons suchten und sie öffneten wie Geburtstagsgeschenke. Überall waren strahlende Gesichter und Freudentränen zu sehen. Links und rechts von ihr fielen sich die Leute glücklich in die Arme, einige sangen oder spielten Spiele, als wären sie wieder Kinder.
Als Juniper und Giles zu der Stelle gingen, wo der Baum gestanden hatte, und seine Überreste betrachteten, tippte jemand Juniper von hinten auf die Schulter. »Ich hätte meinen Ballon auch gerne zurück«, sagte Dimitri.
Juniper sah zu ihm auf. »Ich dachte mir schon, dass ich Ihren Namen auf einem der Ballons finden würde. Sie wussten die ganze Zeit, was hier vor sich ging, oder?«
Dimitri nickte. »Als ich zum ersten Mal herkam, habe ich mit diesem … diesem Ding einen Handel geschlossen. Er kann sehr … überzeugend sein. Nachdem ich die Luft aus dem Ballon eingeatmet hatte, fühlte ich mich anders. Ich begann, mich zu hassen, und schwor mir, niemals zurückzukommen. Doch die Versuchung war immer da, darum wollte ich den Baum fällen. Dein Vater hat mich aufgehalten und ich bin froh darüber.«
»Warum?«, fragte Giles.
»Es wird immer Versuchungen geben, egal wohin uns das Leben führt, egal was wir tun. Es wird immer einen leichteren Weg geben. Doch damit gewinnt man nichts. Wir müssen lernen, der Versuchung zu widerstehen. Wir müssen stärker sein als sie. Ich habe hart gekämpft und gewonnen. Jeden Tag habe ich mich dem Baum und allem, wofür er steht, widersetzt. Aber ihr zwei seid anders. Ihr habt nicht für euch gekämpft, nicht nur für eure Eltern, sondern für viele andere. Darum seid ihr die stärksten Menschen, die ich kenne.« Er legte die Hand auf Giles’ Schulter. Dann entdeckte er seinen Ballon an einem Baum in der Nähe. »Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich habe lange auf diesen Moment gewartet.« Er ging davon, holte seinen Ballon und löste den Knoten.
»Hast du das gehört?«, fragte Juniper. »Es gibt verschiedene Arten von Stärke.«
Giles lächelte und griff nach Junipers Hand. Gemeinsam schlenderten sie zwischen den Partygästen hindurch und beobachteten fasziniert, wie die Schönheit des Lebens zurückkehrte.
Im Laufe des Tages
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